Die theologische Kommission
der russisch-orthodoxen Kirche hat sich Ende Dezember versammelt, um über den Primat
in der Universalkirche zu sprechen. In den Auseinandersetzungen zwischen dem Heiligen
Stuhl und dem Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche geht es häufig um theologische
Fragen, die beispielsweise das Kirchenverständnis betreffen.
Die theologische
Kommission unter dem Vorsitz des Metropoliten von Minsk, Filaret, hat sich auch über
die katholisch-orthodoxe Gespräche in Ravenna unterhalten. Das interkonfessionelle
Treffen fand im vergangenen Oktober statt. Die russisch-orthodoxe Delegation reiste
vorzeitig ab, aus Protest gegen die Teilnahme einer estnischen Delegation. Die Frage
der unversalkirchlichen Einheit stehe aber weiterhin im Mittelpunkt der Gespräche
mit den anderen orthodoxen sowie christlichen Kirchen, gab ein Mitglied der Kommission
nun in Moskau bekannt. Die orthodoxen Kirchen verstehen die Einheit der universalen
Kirche als „Communio von Ortskirchen“. Diese Ortskirchenverbände seien Patriarchate
oder autokephale (mit eigenem Oberhaupt agierende) Kirchen, die jeweils ihr eigenes
kanonisches Territorium haben und einander als Schwesterkirchen betrachten. In diesem
Sinn gilt auch die katholische Kirche als Schwesterkirche. Hingegen versteht sich
die katholische Kirche selbst als universale Kirche, die – wie in dem Schreiben der
Glaubenskongregation festgehalten – als solche nicht Schwesterkirche einer Kirche
sein kann, welche durch ein kanonisches Territorium definiert ist. Im unterschiedlichen
Gebrauch des Titels „Schwesterkirche“ kommt also ein nicht zu übersehender Unterschied
im Kirchenverständnis zum Ausdruck. Diesen Aspekt will die theologische Kommission
der russisch-orthodoxen Kirche in den Gesprächen der kommenden Monate vertiefen. (rv
05.01.2008 mg)