Nicht erst seit den
jüngsten ökumenischen Verstimmungen stehen Fragen der Ökumene im Zentrum theologischer
und auch gesellschaftlicher Diskussionen. Doch was genau meint Ökumene, welche Kirchen
und kirchlichen Gemeinschaften gibt es überhaupt, welche Erfolge im Dialog wurden
schon erreicht, wie stellen sich die aktuellen Kontroversen dar? Eine Hilfe für
das Gespräch will das neue „Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde“ sein, das Ende
vergangenen Jahres vom Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn herausgegeben
worden ist. Mario Galgano hat mit dessen Leiter gesprochen, Professor Wolfgang Thönissen.
„Wenn man mit einem Partner, einer Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft
im Dialog ist, will man auch wissen, wer diese Gemeinschaft ist, wo sie herkommt,
durch welche Tradition sie geprägt ist. Das kann man nur erfahren, wenn man sich konfessionskundlich
informiert. Und diese Informationen bietet dieses Lexikon, neben den vielen Fragen
im ökumenischen Dialog, von der Rechtfertigung, über das Amt, die Taufe bis zur Eucharistie.
Diese Frage werden alle aufgenommen.“
Basis und Ausgangspunkt für das Lexikon
sind die einschlägigen Artikel der dritten Auflage des Lexikon für Theologie und Kirche,
die durchgesehen und aktualisiert wurden. Zu den gegenwärtigen Trübungen im ökumenischen
Dialog sagt der katholische Ökumeniker, dass die entscheidenden Streitfragen wie das
„Subsistit“ noch nicht groß genug auf der Agenda der ökumenischen Konferenzen steht.
„Ich
würde mir wünschen, dass die evangelische Seite anerkennt, dass mit dem angesprochenen
Subsistit – also dem Selbstverständnis der Kirche Jesu Christi in der katholischen
Kirche verwirklicht zu sein – ein Anspruch da ist, der ökumenisch geprüft werden muss
und der auch für die anderen Kirchen von besonderer Bedeutung ist. Das Subsistit müsste
also auch im ökumenischen Gespräch behandelt werden. Aber da sehe ich noch keine neuen
Zeichen.“
Das neue Lexikon soll ein Beitrag zur Verständigung sein – mit
klarem Standpunkt, so Thönissen.
„Ein Lexikon für Konfessionskunde kann
man nicht schreiben ohne einen ekklesialen Standort. Das ist ein Lexikon, das von
Katholiken gemacht worden ist. Es verdeutlicht den katholischen Standort innerhalb
der Ökumene. Ich wünsche mir, dass durch dessen Studium auch klar wird, dass die katholische
Kirche am ökumenischen Dialog beteiligt ist und sein wird, auch ihren Teil zum ökumenischen
Dialog beitragen wird und dass wir auch die Frage, die wir wirklich diskutieren wollen
und müssen, wie können wir in Zukunft Abendmahl oder Eucharistie feiern – denn diese
Frage steht ja immer vor uns -, dass wir sie einmal gemeinsam beantworten können.
Dazu erhoffe ich mir genügend Reaktionen von evangelischer und auch von orthodoxer
Seite. Das Lexikon kann dazu eine Grundlage bilden.“
*** Wolfgang Thönissen
Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde Herder Verlag, 2007 512 Seiten ISBN:
978-3-451-29500-3 Preis: ca. 39,90 EUR