2008-01-04 12:13:14

Vatikan: Jesuiten wählen neuen General


RealAudioMP3 Zum ersten Mal in der 477-jährigen Geschichte der Jesuiten tritt ein Ordens-General zu Lebzeiten zurück. Am Montag kommt die General-Kongregation des größten katholischen Männerordens zusammen, um den Verzicht des nach 24 Dienstjahren amtsmüden Niederländers Peter Hans Kolvenbach (79) anzunehmen und einen Nachfolger zu bestimmen. Die Wahl des Nachfolgers wird auch die Marschrichtung des Jesuitenordens insgesamt bestimmen, sagt Pater Kolvenbach:

„Wenn sie den einen oder anderen aus den Tausenden von Jesuiten wählt, die es werden könnten, damit sagt die Gesellschaft Jesu, was sie sich für die Zukunft erhofft: einen Prophet oder einen Weiser, einen Erneuerer oder einen Maßhalter, einen Kontemplativen oder einen Aktiven, einen der auf den Punkt bringt oder einen, der die Einheit sucht.“

Gewählt wird der „Schwarze Papst“ nach einem konklaveähnlichen Modus hinter verschlossenen Türen – ohne Kandidatenliste, Fraktionen oder Wahlkampf. Ganz im Sinne der ignatianischen Spiritualität gehen die Delegierten von den Herausforderungen der Wirklichkeit aus:

„De facto beginnt die Kongregation mit einer Bewertung der gegenwärtigen Situation, mit einer Unterscheidung, was in der Gesellschaft hell und was eher dunkel ist in ihrem Dienst an Kirche und Welt. Und von dieser Bewertung muss der Funke ausgehen: Schaut, das ist der Jesuit, den wir brauchen, um auf dem Weg Gottes zu gehen.“

Möglich geworden ist die Neuwahl durch eine Dispens des Papstes. Denn eigentlich wird Jesuitengeneral auf Lebzeiten gewählt. Benedikt XVI. signalisierte Verständnis für den Wunsch des amtsmüden Niederländers. Im Grundsatz beließ er es aber bei den Ordens-Statuten, die eine lebenslängliche Dienstzeit des Jesuiten-Generals vorsehen.

Eine bleibende Priorität des Ordens bleibt die Mission in China, schon ganz zu Beginn waren Jesuiten wie Franz Xaver und Matteo Ricci nach China gegangen, um Christus mit der Sprache der chinesischen Kultur und Mentalität zu verkünden. Ein gelungenes Beispiel von Inkulturation, so Kolvenbach.

„Diese Tradition drängt uns, unseren Blick nicht von der chinesischen Welt abzuwenden. Tatsächlich hat die Gesellschaft nie auf den Wunsch verzichtet, dem chinesischen Volk in seinen geistlichen Hoffnungen zu dienen und den Obersten Lehrer zu verkünden, den die Chinesen in der edlen Figur ihrer Philosophen erkennen.“

Als die Jesuiten 1949 aus China vertrieben wurden, blieben viele von ihnen in Nachbarländern und warteten auf einen guten Augenblick, um auf ihren Platz zurückzukehren. Zahlreiche junge Jesuiten haben chinesisch gelernt und hoffen, dass sich eines Tages die Türen Chinas wieder öffnen.

„Für die Gesellschaft Jesu ist – abgesehen von einer gegenwärtig mäßigen Präsenz in China – immer noch Wartezeit. Wir warten darauf, dass die Bemühungen des Heiligen Stuhls um diplomatische Beziehungen zu China uns erlauben, zu einer Sendung zurückzukehren, die so sehr mit der Geschichte der Gesellschaft Jesu verbunden ist.“

Um den 19. Januar dürfte die Entscheidung fallen, über die als Erstes der Papst informiert wird. Erst nach dessen Placet veröffentlicht die Gesellschaft Jesu den Namen.

(kna / rv 04.01.2008 mc)







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