Der emeritierte Erzbischof
von Freiburg, Oskar Saier, ist tot. Er erlag am Donnerstag im Alter von 75 Jahren
einem langjährigen Krebsleiden. Über 24 Jahre, bis zu seinem gesundheitsbedingten
Rücktritt im Jahr 2002, stand der gebürtige Schwarzwälder an der Spitze der zweitgrößten
Diözese Deutschlands. In einer ersten Würdigung bezeichnete Freiburgs Erzbischof
Robert Zollitsch seinen Vorgänger als „eine herausragende Bischofsgestalt von großer
theologischer wie spiritueller Tiefe und beeindruckender menschlicher Bescheidenheit“.
Eine Würdigung von Mario Galgano:
Aus Titeln und Ämtern hat sich Erzbischof
Saier nie viel gemacht, obwohl er immerhin an der zweiten Stelle innerhalb der deutschen
Kirche gestanden und viele Bereiche verantwortlich geleitet hat. Bescheiden ist er
bis zeitlebens geblieben. Archivaufnahmen des Erzbistums Freiburg:
„Jede
Arbeit ist anstrengend und fordert einen. Das gehört zum Leben, das ist nichts Besonderes.“
Im
Rampenlicht ist Oskar Saier nie gern gestanden. Den Ruhm hat er lieber anderen überlassen.
Über die Höhepunkte in seinem Wirken will er nicht reden und die Tiefschläge behält
er lieber für sich.
„Man muss seine Arbeit tun und soll da nicht für sich
selber zu große Erwartungen haben, oder gar keine, jedenfalls ich hab immer Arbeit
gehabt und ich hab sie gern getan und viele Menschen haben mir dabei geholfen, denen
bin ich dankbar. Ob Erwartungen zu groß oder zu klein sind, das ist nicht so wichtig.“
Den
Glauben weitergeben, auch in schwierigen Zeiten. Diesem Ziel hat Oskar Saier sein
gesamtes Arbeiten in der Kirche gewidmet.
„Die Botschaft Jesu soll allen
Menschen angeboten werden, damit diese Botschaft Jesu den Menschen hilft in ihrem
Leben. Klar, wir denken in unserer Situation hier zunächst mal an die Jugendlichen,
aber auch viele Erwachsene interessieren sich in aller Stille um den Glauben, um den
Sinn des Evangeliums. Und so finden auch in letzter Zeit relativ viel Erwachsene den
Weg zu uns.“
Saier ist ein altes alemannisches Wort für Sämann, den zeigt
der Freiburger Erzbischof in seinem Hirtenstab. Und er hält die Zeit für eine neue
Aussaat gekommen, weil sich viele Menschen in der Gesellschaft nicht mehr wohl fühlen.
„Und
in diese Anonymität hinein ist wichtig, dass die Menschen erfahren, du bist nicht
vergessen, Gott liebt dich, du hast bei ihm einen Namen und Jesus begleitet dich auf
deinem Weg. Und dies zu sagen ist heute noch wichtiger, als es früher ohnedies auch
schon war.“
Die Schwierigkeiten und Krisen sind seit vielen Jahren die
Gleichen. Doch Antworten ist die Kirche in vielen Fällen schuldig geblieben. Oskar
Saier setzte dabei auf die jungen Menschen:
„Und da werden junge Menschen
es anders machen, als die heutige erwachsene Generation, ähnlich wie wir als wir jung
waren es dann auch etwas anders gemacht haben als die vorangehende Generation.“
Überregionale
Aufmerksamkeit erhielt Saier, als er 1982 gemeinsam mit den Bischöfen von Basel und
Straßburg eine Erklärung über „Das Verhalten des Christen im Konflikt um die Kernenergie“
herausgab. Für Aufsehen sorgte außerdem 1993 ein Hirtenbrief zur „Pastoral mit Geschiedenen
und wiederverheirateten Geschiedenen“. Darin trat Saier mit den beiden anderen Bischöfen
der Oberrheinischen Kirchenprovinz, dem Mainzer Bischof Karl Lehmann und dem damaligen
Rottenburg-Stuttgarter Bischof Walter Kasper (beide inzwischen Kardinäle), dafür ein,
dass wieder verheiratete geschiedene Katholiken sich nach ernster Gewissensprüfung
ermächtigt fühlen könnten, trotz ihrer kirchenrechtlich ungeordneten Situation die
Eucharistie zu empfangen. (pm/kna 04.01.2008 mc / gs)