2007-12-30 13:50:09

D: Streit um Stammzellen


Der evangelische Bischof Wolfgang Huber stößt mit Äußerungen zum Stammzellgesetz auf heftigen Widerspruch. In einer Zeitung hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands vor drei Tagen erklärt, er sei für eine einmalige Verschiebung des so genannten Stichtags für den Import von Stammzellen zu Forschungszwecken nach Deutschland. In dem Artikel unter der Überschrift „Auch der katholische Mensch kann irren“ meinte Huber außerdem, der Konflikt habe mittlerweile eine „konfessionelle Färbung“ angenommen.

Bislang darf in Deutschland nur an embryonalen Stammzellen geforscht werden, die vor dem 1. Januar 2002 produziert wurden. Dies soll verhindern, dass Anreize zur Produktion und Tötung vom Embryonen geschaffen werden. Weil die Qualität der zugelassenen Stammzelllinien zu wünschen übrig lasse, plädieren einige Stammzellforscher für eine Aufhebung der Stichtagsregelung, zumindest aber für eine einmalige Verschiebung. Nach Hubers Worten treten in der Auseinandersetzung auch konfessionell unterschiedliche Vorstellungen vom Verhältnis zwischen Lehramt und der politischen Verantwortung von Christen zutage. Katholiken beugten sich dem päpstlichen Lehramt und hielten deshalb die Stichtagsregelung für unverhandelbar; Protestanten trügen die Kontroversen aus und ermöglichten so eine ethische Urteilsbildung und damit auch Politik.

Der Osnabrücker Professor für christliche Sozialwissenshaften Manfred Spieker widerspricht Huber vehement. Der Konflikt um die Stichtagsregelung sei kein Konfessionsstreit, schreibt er in der Zeitung „Die Tagespost“. Vielmehr handele es sich um einen Konflikt zwischen Rechtspflichten und Tugendpflichten. Unschuldige nicht zu töten, sei eine Rechtspflicht, Kranken durch neue Therapien zu helfen, eine Tugendpflicht. Beiden Pflichten stimmten Christen zu. Im Konflikt – wenn etwa neue Therapien nur um den Preis möglich seien, menschliche Embryonen zu töten – komme der Rechtspflicht immer der Vorrang vor der Tugendpflicht zu. Der katholische Wissenschaftler weist auch darauf hin, dass führende Protestanten keineswegs Hubers Haltung.

Die Bundesvorsitzende der „Aktion Lebensrecht für Alle“, Claudia Kaminski, sieht Bischof Huber „auf dem Holzweg“. So sei es falsch, sich auf die Argumente der Stammzellforscher einzulassen, dass man nicht mit „alten, verunreinigten Zellen“ forschen könne. Tatsache sei, dass neueste Ergebnisse der embryonalen Stammzellforschung mit genau diesen Stammzelllinien erreicht worden seien, so die Medizinerin.

(idea 30.12.2007 sk)







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