Das Wohl der Kinder und der Umgang mit Schwachen sind in diesem Jahr Themen der Weihnachtsbotschaften
der Kirchen in Deutschland. Kardinal Karl Lehmann rief dazu auf, zu Weihnachten
den Wert von Barmherzigkeit wiederzuentdecken. Mit Jesus Christus sei das Erbarmen
neu auf die Welt gekommen, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz
in der „Rhein-Neckar-Zeitung“ vom Montag. Ohne dieses Erbarmen könnten die Menschen
keine gerechte Gesellschaft miteinander aufbauen. Der Mainzer Bischof beklagte, dass
vielfach „kalte Gerechtigkeit“ die sozialen Debatten regiere. Solidarität, Zuneigung,
Dankbarkeit oder Liebe hätten oftmals keinen Platz mehr. Es brauche die Barmherzigkeit
als „Stachel, als einen Antrieb für alle Gerechtigkeit, damit wir überhaupt in unserem
Herzen gerührt werden“. Der Trierer Bischof und künftiger Erzbischof von München
und Freising Reinhard Marx hob die Bedeutung von Weihnachten als „Fest des Lebens“
hervor. Christen würden nie aufhören, sich für das geborene und ungeborene sowie das
verwundete und schwache Leben einzusetzen, sagte der katholische Geistliche bei seiner
Predigt im Trierer Dom. Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter nannte die christliche
Weihnachtsbotschaft von der Menschwerdung Gottes sinnstiftend für das Leben. Hinter
dem Hunger nach sozialem, technischen und wirtschaftlichem Fortschritt verberge sich
große Sehnsucht nach Gott, sagte Wetter am Ersten Weihnachtsfeiertag im Münchner Liebfrauendom.
Nur Gott könne diesen Hunger der Herzen stillen. Der Aachener Bischof Heinrich
Mussinghoff forderte mehr Engagement für Aids-Kranke in Afrika. Die reichen Staaten
der westlichen Welt und die früheren europäischen Kolonialmächte hätten die „Rohstoffe
und Arbeitskräfte in Afrika“ ausgebeutet, kritisierte Mussinghoff. „Und heute überlassen
wir sie ihrer Armut und ihrem Elend“, sagte der Bischof weiter. Nach Ansicht des
Berliner Kardinals Georg Sterzinsky haben Gesellschaft und Kirche nur dann eine Zukunft,
wenn sie Kinder hochschätzten und in ihnen Wegweiser in eine bessere Zeit sähen. Auf
die positiven Effekte der familienpolitischen Debatte des zu Ende gehenden Jahres
hob der Augsburger Bischof Walter Mixa ab. Der Einsatz habe sich gelohnt, sagte Mixa
in seiner Predigt am Weihnachtstag in Augsburg. Das geplante Betreuungsgeld für Eltern,
die ihre Kinder in den ersten Jahren selbst erzögen, stelle einen wichtigen Schritt
zu mehr Gerechtigkeit und Humanität in der Gesellschaft dar. Der Kölner Kardinal Joachim
Meisner rief Eltern dazu auf, ihren Kindern mehr Liebe zu geben. Der Fuldaer Bischof
Heinz Josef Algermissen hat in seiner Weihnachtspredigt Wissenschaftlern und politischen
Parteien einen heuchlerischen Umgang mit der embryonalen Stammzellenforschung vorgeworfen.
Mit der verbrauchenden Embryonenforschung, so der Oberhirte des Bistums, sei die grundlegende
Frage nach dem moralischen Status und der Schutzwürdigung menschlicher Embryonen verbunden.
Wo Kinder vernachlässigt würden, müsse die Gesellschaft eingreifen, forderte der
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber. Nach
Ansicht von Hannovers Landesbischöfin Margot Käßmann sollte sich die Kirche stärker
gegen Kinderarmut engagieren. (pm/kna /ap/dw 25.12.2007 mg)