Fast 2.000 Menschen
sind laut UNO-Flüchtlingshilfswerk in der Grenzregion Türkei-Irak bereits auf der
Flucht. Die türkische Lufthaffe hatte am Wochenende Angriffe auf Stellungen der separatistischen
Kurdischen Arbeiterpartei PKK geflogen und war teilweise mit Bodentruppen vorgerückt.
Die internationalen Proteste auf die Angriffswelle blieben aus. Politisches Kalkül
komme vor dem Schutz der Menschenrechte, bestätigt der Menschenrechtsexperte von Missio
Aachen, Otmar Oehring. Die USA, so scheint es, tolerieren den Angriff, hielten sie
doch an der „Fiktion des Einheitsstaates Irak“ fest. Oehring: „Ich denke, dass
in dem ganzen üblen Spiel in der Region die Menschenrechtsfrage immer eine nachgeordnete,
nachrangige Frage war, wobei das Wort ,nachrangig’ schon eher ein Euphemismus ist.
Man hat fast den Eindruck, dass man in Kreisen der EU oder zumindest bei einigen EU-Ländern
über diesen Konflikt gar nicht so unglücklich ist: Eigentlich kann man ja nicht guten
Gewissens Beitrittsverhandlungen mit einem Staat fortführen, der einen Nachbarstaat
angreift.“ Die Kurdenregion ist bislang Zufluchtsort für Christen aus dem Irak.
Mit inzwischen 35.000 Christen im Autonomiegebiet Kurdistan gibt es laut Regierungssprechern
aber schon heute starke Restriktionen für Flüchtlinge. Setzt die Türkei ihre Angriffe
fort, „ist mit dem Schlimmsten zu rechen“, so Oehring. „Weil der Weg nach Jordanien
und Süden aufgrund der neuen Visa-Bestimmungen inzwischen mehr oder weniger verschlossen
ist, dann auch noch der Weg nach Norden in die Türkei und sogar noch der Weg in das
ursprünglich mehr oder weniger sichere Kurdengebiet im Nordirak. Grundsätzlich muss
man sagen, wenn diese türkische Invasion sich ausbreiten würde, wäre das für die Bevölkerung
insgesamt, aber insbesondere für die Christen eine Katastrophe.“ (rv 20.12.2007
bp)