In Südafrika hat der
regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) den derzeitigen Staatschef Thabo Mbeki
und seinen Rivalen Jakob Zuma nach tagelangem Ringen als Kandidaten für den Parteivorsitz
ernannt. Die Wahl des Parteichefs soll nach Angaben der Regierungspartei an diesem
Dienstag stattfinden. Der ANC hatte am Montag nach elfstündiger Debatte die Kampfabstimmung
über den neuen Vorsitzenden eingeleitet. Die Rivalität zwischen Staatschef Mbeki
und Exvizepräsident Zuma beim Kampf um die Führung bringt den ANC-Parteitag an den
Rand des Chaos. Die Kirchen haben beim Parteitag keinen Platz, kritisiert der katholische
Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Kapstadt, Stefan Hippler. „Religion
ist kein Thema. Die katholische Kirche hält sich bei diesen Wahlen sehr zurück, weil
das Zusammentreffen nicht sehr demokratisch ist. Es gibt sehr viele Ausfälle, Attacken
und Störungen während dieses Kongresses. Der einzige Religionsführer, der sich geäußert
hat, war der anglikanische Erzbischof Desmond Tutu. Er hat gesagt, dass man Jakob
Zuma nicht wählen solle, weil wir hier in Südafrika Menschen an der Spitze haben sollten,
die auch moralisch und ethisch einen bestimmten Standard haben. Und das sieht Tutu
bei Zuma nicht.“ Doch der von den einflussreichen Gewerkschaften unterstützte
65-jährige Zuma geht als klarer Favorit in die Wahl. Damit würde er auch der künftige
Präsident des Landes sein. Mbeki werden kaum Chancen auf eine Wiederwahl an die Parteispitze
zugeschrieben. „Es stimmt, das Thabo Mbeki sich von der Bevölkerung entfernt
hat. Was nicht stimmt, ist, dass er die Bevölkerung am wirtschaftlichen Wachstum nicht
habe teilnehmen lassen. Denn das geht hier an sich sehr langsam. Vielmehr ist es so,
dass die Südafrikaner sich nicht mehr mit ihm identifizieren können. Der andere Kandidat,
Jacob Zuma, ist aber derjenige, der einen Vergewaltigungsprozess hinter sich hat.
Während des Prozesses sagte er, dass er sich den HI-Virus ,abgeduscht´ hat, nachdem
er mit einer HIV-positiven Dame Geschlechtsverkehr hatte.“ Der ANC regiert
Südafrika seit dem Ende der Apartheid 1994. Die Partei genießt nach wie vor große
Unterstützung in der überwiegend schwarzen Bevölkerung. Daher es so gut wie sicher,
dass der künftige ANC-Chef auch neuer Präsident des Landes wird. Der von der Wirtschaftselite
und schwarzen Mittelschicht unterstützte Mbeki selbst darf bei der Präsidentenwahl
2009 zwar nicht mehr antreten, könnte als Parteivorsitzender aber einen Nachfolger
aufbauen. (rv/reuters 18.12.2007 mg)