2007-12-17 13:00:59

Türkei: Franchini außer Lebensgefahr


RealAudioMP3 Die Kirche ist besorgt angesichts des Angriffs auf einen Priester am Sonntag. Der italienische Kapuziner Adriano Franchini war nach der Sonntagsmesse in Izmir von einem 19-Jährigen niedergestochen worden; er erlitt Verletzungen im Bauchbereich und wurde operiert, ist aber außer Lebensgefahr. Der Täter wollte mit seinem Messerangriff offenbar dagegen protestieren, dass sein Prozess des Übertritts zum Christentum so lange dauert. Er war seit drei Jahren regelmäßig in die Antoniuskirche gekommen und soll mehrfach seinen Wunsch nach der Taufe bekundet haben.
Ruggero Franceschini ist Erzbischof von Izmir; er sagte uns:
„Izmir ist eine in positiver Hinsicht laizistische Stadt: Wir werden dort eingeladen, Unterricht zu erteilen, es gibt Kooperationen auf jedem Niveau. Auf diesem Hintergrund scheint mir der Attentäter eine Ausnahme, eine gestörte Persönlichkeit; aber ich sehe auch einen Zusammenhang mit schlechten Tendenzen im Schulunterricht. Dort wird ein bisschen zu schnell behauptet, dass Fremde die islamische Religion beflecken und die türkische Zivilisation - das führt zu einem Exzess an Nationalismus."
Es gibt also, so lässt der Erzbischof erkennen, doch gewisse Verbindungslinien zwischen dieser Tat und anderen Angriffen auf Christen. In Februar 2005 wurde ein italienischer Priester in Trabzon von einem jungen Nationalisten ermordet; im Frühjahr 2007 wurden mehrere Christen in Malatya regelrecht zu Tode gefoltert. Und immer wieder stoßen die Ermittler in diesen Fällen auf Querverbindungen zu extrem nationalistischen Kreisen, dem so genannten „tiefen Staat“. Erzbischof Franceschini zum Nationalismus:
„Zum Glück sind diese Tendenzen zwar auf dem Rückzug, aber es gibt immer noch Schulen, die allen ihren Unterrichtsfächern immer noch diese Sauce dazugeben. Also - das war ein verdrehter Attentäter, doch gleichzeitig war das eine Frucht seiner Schulausbildung.“
Derweil hat von Brüssel aus die EU-Kommission den Messer-Angriff von Izmir verurteilt. Eine Sprecherin meinte am Montag, der Täter gehöre so schnell wie möglich vor Gericht.
(rv 17.12.2007 sk)







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