Die Kirche ist besorgt
angesichts des Angriffs auf einen Priester am Sonntag. Der italienische Kapuziner
Adriano Franchini war nach der Sonntagsmesse in Izmir von einem 19-Jährigen niedergestochen
worden; er erlitt Verletzungen im Bauchbereich und wurde operiert, ist aber außer
Lebensgefahr. Der Täter wollte mit seinem Messerangriff offenbar dagegen protestieren,
dass sein Prozess des Übertritts zum Christentum so lange dauert. Er war seit drei
Jahren regelmäßig in die Antoniuskirche gekommen und soll mehrfach seinen Wunsch nach
der Taufe bekundet haben. Ruggero Franceschini ist Erzbischof von Izmir; er sagte
uns: „Izmir ist eine in positiver Hinsicht laizistische Stadt: Wir werden dort
eingeladen, Unterricht zu erteilen, es gibt Kooperationen auf jedem Niveau. Auf diesem
Hintergrund scheint mir der Attentäter eine Ausnahme, eine gestörte Persönlichkeit;
aber ich sehe auch einen Zusammenhang mit schlechten Tendenzen im Schulunterricht.
Dort wird ein bisschen zu schnell behauptet, dass Fremde die islamische Religion beflecken
und die türkische Zivilisation - das führt zu einem Exzess an Nationalismus." Es
gibt also, so lässt der Erzbischof erkennen, doch gewisse Verbindungslinien zwischen
dieser Tat und anderen Angriffen auf Christen. In Februar 2005 wurde ein italienischer
Priester in Trabzon von einem jungen Nationalisten ermordet; im Frühjahr 2007 wurden
mehrere Christen in Malatya regelrecht zu Tode gefoltert. Und immer wieder stoßen
die Ermittler in diesen Fällen auf Querverbindungen zu extrem nationalistischen Kreisen,
dem so genannten „tiefen Staat“. Erzbischof Franceschini zum Nationalismus: „Zum
Glück sind diese Tendenzen zwar auf dem Rückzug, aber es gibt immer noch Schulen,
die allen ihren Unterrichtsfächern immer noch diese Sauce dazugeben. Also - das war
ein verdrehter Attentäter, doch gleichzeitig war das eine Frucht seiner Schulausbildung.“ Derweil
hat von Brüssel aus die EU-Kommission den Messer-Angriff von Izmir verurteilt. Eine
Sprecherin meinte am Montag, der Täter gehöre so schnell wie möglich vor Gericht. (rv
17.12.2007 sk)