Der Vatikan will den
Katholiken wieder mehr bewußt machen, dass sie einen Missionsauftrag haben. Das steckt
hinter dem Missions-Dokument, das die Glaubenskongregation am Freitag veröffentlicht
hat. Ihr Sekretär, Erzbischof Angelo Amato, sagte uns in einem Gespräch: "Man tut
ja oft so, als sei Evangelisierung so eine Art Schranke, die man der Freiheit anderer
Leute setzt. Als würde es reichen, seine Ideen ein bißchen zu erläutern, aber ohne
zur Bekehrung und zur Taufe einzuladen. So zerbröselt die Evangelisierung und wird
zur rein menschlichen Förderung, zum Apostolat für Gerechtigkeit, Frieden oder Solidarität.
Manche sagen dann, wir sollten noch nicht einmal denen, die ihn nicht kennen, Christus
verkündigen und nichts von Kirche oder Taufe sagen, weil doch das Heil in gleicher
Weise auch außerhalb der Kirche verfügbar sei, in den verschiedenen Religionen der
Welt..." Der Text der Glaubenskongregation halte dagegen, dass der Mensch frei
sei in der Wahl seiner Religion; dass man ihm helfen darf und soll bei seiner Suche
nach dem Guten und der Wahrheit; und dass es ein Menschenrecht ist, das eigene Gut
- auch geistlich gesehen - mit anderen zu teilen. Das gelte auch, so betont Erzbischof
Amato, mit Blick auf die Ökumene. "Hier klärt die Note der Glaubenskongregation
einen Irrtum. In mehrheitlich katholischen Regionen gibt es in der Regel große Religionsfreiheit
für Nichtkatholiken - umgekehrt aber gilt das häufig nicht, da wird die Sorge von
Priestern und Bischöfen auf Territorien, die mehrheitlich nichtkatholisch sind, als
"Proselytismus" eingestuft. Die Note bekräftigt die Religionsfreiheit jedes Einzelnen,
auch für den, der zur katholischen Kirche übertreten will. Das ist "als ein Werk des
Heiligen Geistes und als Ausdruck von Gewissens- und Religionsfreiheit zu respektieren"
(Nr. 12). Hier geht es also nicht um Proselytismus, sondern um Respekt vor der Würde
der Person und ihrer religiösen Entscheidungen. Nichts wird mit Gewalt auferlegt,
sondern ohne Hintergedanken wird hier ein Gut geteilt." Derweil hat die deutsche
KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" die Note der Glaubenskongregation kritisiert.
In einem Statement heißt es wörtlich: "Der Papst redet freundlich von der Herrlichkeit
und Schönheit der Kirche und ihres Glaubens, die nachgeordneten Behörden setzen diese
Botschaften in rigide Verhaltensregeln um." In "faktischer oder gespielter Naivität"
arbeite der Text dem "alten Eurozentrismus" von Papst Benedikt zu. (rv/pm 16.12.2007
sk)