Bei der Totenmesse
für Kardinal Alfons Maria Stickler im Petersdom hat Papst Benedikt XVI. mehrere Passagen
aus dem spirituellen Testament des Österreichers zitiert. Zahlreiche Kardinäle, Kurienprälaten,
Ordensleute und Vertreter des diplomatischen Corps waren am Freitagabend zu dem Gottesdienst
gekommen, um Stickler die letzte Ehre zu erweisen.
„Zu seinem Bischofsmotto
hatte er gewählt: „Alles und in allen Christus”. Er wusste gut, dass Christus zu lieben
heißt, die zu Kirche, die immer heilig ist, wie Kardinal Stickler im spirituellen
Testament anmerkt: „trotz der mitunter skandalösen Schwäche von uns, ihren Repräsentanten
und Mitgliedern, in Vergangenheit und Gegenwart”. Er kannte den Widerspruch und die
Herausforderungen, an denen sich die Christen in unserer Zeit messen müssen, und er
schloss daraus, dass nur eine echte Liebe zu Christus sie in der Verteidigung der
Wahrheiten des katholischen Glaubens mutig und beharrlich machen kann.”
Kardinal
Stickler hatte seit seiner Ernennung zum Präfekt der vatikanischen Bibliothek 1971
im Vatikan gedient. Seine damalige Berufung durch Papst Paul VI. kam, wie Papst Benedikt
in seiner Predigt anmerkte, für Stickler als „wahre Überraschung”. Am Mittwoch war
er 97jährig als ältester Kardinal der Weltkirche verstorben.
„Wie oft wird
Kardinal Stickler die Seite des Evangeliums gelesen und meditiert haben, die wir heute
gehört haben! Der Evangelist Matthäus fügt den acht Seligpreisungen der Bergpredigt
eine neunte hinzu und schließt: Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß
sein!” Wir alle, Brüder und Schwestern, wissen, dass wir uns Erfolg und Applaus nicht
bei den Menschen suchen können. Zu welchen Dienst auch immer der Herr uns in seinen
Weingarten ruft, seid immer beseelt von der demütigen Annahme seines Willens!”
Die
Erhaltung und Modernisierung der Vatikan-Bibliothek – die die weltweit reichste Sammlung
an Handschriften, eine Million gedruckter Bücher, rund 150.000 Kupferstiche und eine
überaus wertvolle Münzsammlung umfasst – war Stickler ein besonderes Anliegen.
„Die
heilige Jungfrau Maria möge ihn aufnehmen. Er selbst schrieb über sie: Die Madonna
wird auch im Augenblick meines Todes ganz Mutter sein, die ihre Liebe und ihr Erbarmen
auch den weniger treuen Kindern schenkt. Wir stimmen in die Anrufung ein, mit der
Kardinal Stickler sein geistliches Testament beendet: ´Ich glaube, hoffe, liebe; vergib
meine Schwäche im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe und führe mich, mein Gott,
ins Reich deiner Liebe.´”