Brasilien: Ein halbes Jahr nach dem Papstbesuch - Ein Gespräch mit Frei Hans Stapel.
Gründer der Fazenda da Esperanza"
Ein halbes Jahr ist
es her, dass Papst Benedikt XVI. in Brasilien war – emotionaler Höhepunkt war sicherlich
der Besuch auf der „Fazenda da Esperanza“, einem Drogenhilfeprojekt gegründet von
dem deutschen Franziskanerpater Hans Stapel. Wir haben ihn telefonisch erreicht und
gefragt, wie es eigentlich nach dem Papstbesuch weitergegangen ist:
„Eigentlich
kann man sagen, die Zeit nach dem Papst ist ein völlig neue Zeit. Es hat sich alles
geändert, zum Beispiel der Ort Pedrillas, wo der Papst war, ist heute ein Wallfahrtsort.
Jedes Wochenende kommen zig Busse, viele Besucher von überall wollen die Kirche sehen,
die der Papst eingeweiht hat, wollen die Jugend kennenlernen. Es hat sich also viel
geändert, aber nicht nur hier, in ganz Brasilien und auch weltweit sind die Anfragen
unheimlich groß. Über Tausend jeden Monat, die aus der Droge raus wollen, Tränen der
Eltern, die sagen ‚Mein Sohn will raus’. Es ist schon ein bisschen dramatisch: Diese
vielen vielen Jugendlichen aufzufangen und ihnen noch eine Hoffnung zu geben. Platz
haben wir im Moment nicht genug. Wir versuchen, mit ihnen den Kontakt zu halten und
zu helfen, bis wir Plätze kriegen.“
Vielen sind die Bilder noch in Erinnerung,
wie der Papst weinende Jugendliche umarmte. Aber auch die harschen Worte gegen Drogendealer,
die sich eines Tages „vor Gott“ zu verantworten hätten. Das habe viel bewegt, so „frei“
Hans.
„Wir haben sogar einige Händler, die aus der Droge rausmöchten, mit
denen wir gesprochen haben, und die sagen ‚sie sind getroffen von den Worten des Papstes
und sie wollen ihr Leben ändern. Und wir schauen, wie wir’s machen können. Ich bin
jetzt viel herumgereist, wo wir vielleicht noch eine Fazenda bauen können, damit wir
wieder mehr aufnehmen können.“
In diesen Tagen wird auch in Deutschland
eine zweite Fazenda eröffnet, und zwar in Irrsee bei Kaufbeuren. Offenbar besteht
auch in Deutschland auch Bedarf…
„Für mich ist jeder Drogensüchtige kein
Bandit, sondern er ist ein hilfloser Mensche, der irgendwo nach Liebe gesucht hat
und in die Droge gekommen und dadurch abhängig ist. Er muss Dinge tun, die er vielleicht
gar nicht von Natur aus will. Viele sagen mir ‚Ich wollte das doch gar nicht. Ich
habe meine Mutter beklaut… Aber die Droge zwingt mich, ich bin nicht frei.’ Deswegen
muss man Drogensüchtigen so schnell wie möglich helfen, dass sie aus diesem Teufelskreis
herauskommen. Und jetzt sind sie angesprochen durch den Papst und sie wollen raus!
Da ist auch die Gesellschaft gefordert, ihren Teil zu tun.“
Dass der Papst
seine zweite Enzyklika zum Thema Hoffnung geschrieben habe, mache die Jugendlichen
der Fazenda de Esperanza (zu Deutsch Bauernhof der Hoffnung) besonders glücklich.
Im kommenden Jahr feiert die Fazenda schon ihr 25-jähriges Jubiläum:
„Wir
werden ein Jahr der Berufung machen und besonders mit den Ehemaligen – es sind ja
über Zehntausend - in Kontakt treten und ihnen nahe bringen, dass der Papst ihnen
gesagt hat, sie sollen Botschafter der Hoffnung sein, dass sie eine Mission haben,
eine Aufgabe in dieser Welt, dass sie anderen Drogensüchtigen helfen müssen. Über
jeden Drogensüchtigen der rauskommt aus der Droge ist Freude im Himmel, und daran
teilnehmen an dieser Freude und weiter kämpfen – auch wenn es manchmal hart ist. Das
ist was wir allen immer wieder sagen. Und den Jugendlichen, die noch abhängig sind:
Der Papst hat euch besucht, er glaubt an euch, und ihr könnt raus aus der Droge, ihr
müsst nur euren teil tun. Und es gibt allen eine riesengroße Hoffnung, die der Papst
allen geschenkt hat. Ich bin da so dankbar.”