Durch das Medieninteresse
für die zweite Enzyklika von Papst Benedikt, "Spe Salvi" ist eine andere wichtige
Nachricht etwas in den Hintergrund getreten: die Tatsache nämlich, dass Papst Benedikt
auf den Brief von islamischen Gelehrten geantwortet hat. Und dass er konkrete Vorschläge
für die Fortsetzung des Gesprächs zwischen Islam und katholischer Kirche macht. Papst-Sprecher
Federico Lombardi, ein Jesuitenpater, erklärt: "Der Brief der 138 Moslem-Vertreter
war wichtig - er betonte die zentrale Bedeutung der Liebe zu Gott und zum Nächsten
im Koran wie in der hebräischen und christlichen Bibel. Daran wurde klar der Wille
erkennbar, den gemeinsamen Einsatz für den Frieden in aller Welt auf der Basis eines
tieferen Verständnisses füreinander voranzubringen. Der positive Geist dieses Briefes
wird schon durch den Titel klar: "Ein Wort, das uns und euch gemeinsam ist" - Zitat
eines berühmten Koranverses, der sich an die "Schriftbesitzer" richtet, also an Juden
und Christen." Auffallend deutlich betont der Papst-Sprecher, dass der Moslem-Brief
damit auch ein wichtiges Signal an die jüdische Welt war. Das hatte der römische Oberrabbiner
in seiner Analyse des Briefes gar nicht so gesehen. Benedikt XVI., so fährt Pater
Lombardi fort, sieht nun zwar auch die Schwierigkeiten, die es nicht zu unterschätzen
gelte. Aber er setze doch auf alles, was voranführe im Miteinander von Christen und
Moslems. Darum lade er ja Prinz Ghazi von Jordanien und weitere Moslem-Vertreter zu
einem Treffen nach Rom ein. "Der Papst glaubt an den Dialog - einen ehrlichen und
loyalen Dialog. Auch auf islamischer Seite gibt es ernstzunehmende, kompetente Gesprächspartner,
die sich der großen Herausforderungen für die Menschen von heute bewußt sind. Da ist
es nur positiv, wenn unter ihnen die Fähigkeit wächst, sich gemeinsam zu Wort zu melden,
und wenn bei ihnen der Wille wächst, sich ganz explizit für den Frieden einzusetzen." Subtext:
An dieser Fähigkeit, mit einer Stimme zu sprechen, und am Bekenntnis zum Frieden hat
es aus Sicht des Papstes offenbar auf islamischer Seite bislang manchmal gefehlt.
Da erinnert sich Benedikt wohl noch an den Aufschrei bei vielen Moslems nach seiner
berühmten Regensburger Rede von 2005. Jetzt dagegen glaubt Lombardi: "Die Richtung
stimmt." (rv 09.12.2007 sk)