Simbabwe: "Mugabe wird keine Zugeständnisse machen"
Simbabwes Präsident
Robert Mugabe genießt provokative öffentliche Auftritte im Lager seiner Kritiker.
In einem Alter, in dem sich andere längst einem beschaulichen Lebensabend hingeben,
überrascht der 83-Jährige immer wieder durch eine unbeugsame Haltung. In Lissabon
auf dem EU-Afrika-Gipfel ist das kaum anders. Portugal, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft
innehat, hatte alle afrikanischen Staatschefs zu dem Gipfel am 8. und 9. Dezember
nach Lissabon eingeladen. Trotz allen internationalen Drucks wegen brutaler Menschenrechtsverletzungen
konnte Mugabe seine Teilnahme dort durchsetzen - im Bewusstsein, sich erneut auf die
Solidarität der Afrikaner stützen zu können. In Simbabwe hingegen verschlimmert
sich die Lage jeden Tag aufs Neue. Jesuitenpater Oskar Wermter lebt seit mehreren
Jahrzehnten im südafrikanischen Land. Was ist von Mugabes Teilnahme in Lissabon zu
halten? Mario Galgano hat ihn dazu gefragt.
„Der Name Robert Mugabe steht
für eine Art der außerordentlich autokratischen, autoritären und sogar diktatorischen
und tyrannischen Form der Regierung, die jetzt dieses Land praktisch am Boden zerstört
hat. Das will Europa nicht dulden, und mit großem Pathos möchte es das im Namen der
Menschenrechte zur Sprache bringen - doch das stößt nicht nur in Simbabwe auf erbitterten
Widerstand, sondern bei vielen afrikanischen Führern, die sich trotz ihrer Kritik
an Simbabwe, der sie durchaus fähig sind, trotzdem mit ihm solidarisieren in der Konfrontation
mit Europa.“
Pater Wermter, was sind denn eigentlich die großen Herausforderungen
in Afrika?
"Afrika ist für Europa nicht nur einfach der benachbarte Kontinent,
sondern Europa - das sind die ehemaligen Kolonialmächte. Da ist man bis heute enorm
sensibel und traumatisiert durch die koloniale Epoche, die hier noch sehr präsent
ist, wohingegen vielleicht die europäischen Führer das als reine Geschichte betrachten,
die sie nichts mehr angeht. Das wird hier in Afrika völlig anders gesehen. London,
Großbritannien; Paris, Frankreich; Lissabon, Portugal - das sind die ehemaligen kolonialen
Herren, un die Wunden dieser Zeit sind psychologisch noch lange nicht geheilt."
Grund
für die Kritik an Mugabe ist, dass er Simbabwe durch seine Politik in die weltweit
schwerste Krise eines Landes ohne Krieg geführt hat. Simbabwes Volkswirtschaft ist
kollabiert, drei Millionen Menschen sind ins Ausland geflohen, fast eine Million sind
heute Binnenflüchtlinge.
"Ja - und das möchte man jetzt von Europa her Mugabe
ins Stammbuch schreiben. Aber da liegen eben diese enormen psychologischen Hemmnisse
vor. Das wird Mugabe selber nicht ertragen. Er wird hart zurückschlagen mit seiner
mehr als bekannten, anti-imperialen und anti-kolonialistischen Kritik. Und leider
werden die meisten der afrikanischen Führer dazu entweder schweigen oderihn sogar
positiv darin unterstützen, obwohl sie wissen, dass er das Land ruiniert hat."
Und
jetzt soll es angeblich einen geheimen Pakt zwischen Mugabe und den Oppositionspolitiker
geben. Wissen Sie mehr darüber?
"Das ist schon recht gut bekannt, was sich
da abspielt, ja. (Der südafrikanische Präsident Thabo) Mbeki ist offiziell von der
Südlichen Afrikanischen Handelszone damit (d.h. mit der Vermittlung bei diesen Gesprächen)
beauftragt, und es liegt ihm sehr daran, dass er diese Verhandlungen erfolgreich abschließt.
Aber wir sind hier sehr kritisch und versprechen uns nicht allzuviel davon, weil Präsident
Mugabe keine Zugeständnisse machen wird, die nur in irgendeiner Weise seine Machtstellung
gefährden könnten."