2007-12-09 12:11:19

Simbabwe: "Mugabe wird keine Zugeständnisse machen"


RealAudioMP3 Simbabwes Präsident Robert Mugabe genießt provokative öffentliche Auftritte im Lager seiner Kritiker. In einem Alter, in dem sich andere längst einem beschaulichen Lebensabend hingeben, überrascht der 83-Jährige immer wieder durch eine unbeugsame Haltung. In Lissabon auf dem EU-Afrika-Gipfel ist das kaum anders. Portugal, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, hatte alle afrikanischen Staatschefs zu dem Gipfel am 8. und 9. Dezember nach Lissabon eingeladen. Trotz allen internationalen Drucks wegen brutaler Menschenrechtsverletzungen konnte Mugabe seine Teilnahme dort durchsetzen - im Bewusstsein, sich erneut auf die Solidarität der Afrikaner stützen zu können.
In Simbabwe hingegen verschlimmert sich die Lage jeden Tag aufs Neue. Jesuitenpater Oskar Wermter lebt seit mehreren Jahrzehnten im südafrikanischen Land. Was ist von Mugabes Teilnahme in Lissabon zu halten? Mario Galgano hat ihn dazu gefragt.

„Der Name Robert Mugabe steht für eine Art der außerordentlich autokratischen, autoritären und sogar diktatorischen und tyrannischen Form der Regierung, die jetzt dieses Land praktisch am Boden zerstört hat. Das will Europa nicht dulden, und mit großem Pathos möchte es das im Namen der Menschenrechte zur Sprache bringen - doch das stößt nicht nur in Simbabwe auf erbitterten Widerstand, sondern bei vielen afrikanischen Führern, die sich trotz ihrer Kritik an Simbabwe, der sie durchaus fähig sind, trotzdem mit ihm solidarisieren in der Konfrontation mit Europa.“

Pater Wermter, was sind denn eigentlich die großen Herausforderungen in Afrika?

"Afrika ist für Europa nicht nur einfach der benachbarte Kontinent, sondern Europa - das sind die ehemaligen Kolonialmächte. Da ist man bis heute enorm sensibel und traumatisiert durch die koloniale Epoche, die hier noch sehr präsent ist, wohingegen vielleicht die europäischen Führer das als reine Geschichte betrachten, die sie nichts mehr angeht. Das wird hier in Afrika völlig anders gesehen. London, Großbritannien; Paris, Frankreich; Lissabon, Portugal - das sind die ehemaligen kolonialen Herren, un die Wunden dieser Zeit sind psychologisch noch lange nicht geheilt."

Grund für die Kritik an Mugabe ist, dass er Simbabwe durch seine Politik in die weltweit schwerste Krise eines Landes ohne Krieg geführt hat. Simbabwes Volkswirtschaft ist kollabiert, drei Millionen Menschen sind ins Ausland geflohen, fast eine Million sind heute Binnenflüchtlinge.

"Ja - und das möchte man jetzt von Europa her Mugabe ins Stammbuch schreiben. Aber da liegen eben diese enormen psychologischen Hemmnisse vor. Das wird Mugabe selber nicht ertragen. Er wird hart zurückschlagen mit seiner mehr als bekannten, anti-imperialen und anti-kolonialistischen Kritik. Und leider werden die meisten der afrikanischen Führer dazu entweder schweigen oderihn sogar positiv darin unterstützen, obwohl sie wissen, dass er das Land ruiniert hat."

Und jetzt soll es angeblich einen geheimen Pakt zwischen Mugabe und den Oppositionspolitiker geben. Wissen Sie mehr darüber?

"Das ist schon recht gut bekannt, was sich da abspielt, ja. (Der südafrikanische Präsident Thabo) Mbeki ist offiziell von der Südlichen Afrikanischen Handelszone damit (d.h. mit der Vermittlung bei diesen Gesprächen) beauftragt, und es liegt ihm sehr daran, dass er diese Verhandlungen erfolgreich abschließt. Aber wir sind hier sehr kritisch und versprechen uns nicht allzuviel davon, weil Präsident Mugabe keine Zugeständnisse machen wird, die nur in irgendeiner Weise seine Machtstellung gefährden könnten."

(rv 07.12.2007 mg)








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