Deutschland: Marx für mehr Frauenpower Mehr Einfluss von Frauen in der sozial-
und entwicklungspolitischen Arbeit der Kirche wünscht sich der designierte Erzbischof
von München Reinhard Marx. Die Kirche müsse sich selber immer wieder messen lassen
an dem, was sie selber im eigenen Bereich tut, so Marx gegenüber dem Domradio in Köln:
„Wichtig ist vor allem, dass wir erkennen: Die Frauen haben ein besonderes Potential
einzubringen. Das erleben wir in der Entwicklungsproblematik. Wir diskutieren das
im Grunde bei uns auch in der Frage der Erziehung, der Bildung. Wir sind da schon
weitergekommen - aber ob wir da in der Kirche schon an dem Punkt sind, wo wir sein
könnten was den Beitrag von Frauen angeht, da kann man sicher weiter dran arbeiten.” Von
der Kirche fordert Marx eine Vorreiterfunktion: „Ich finde besonders wichtig, dass
wir jetzt schauen: Können wir mit den Ländern und den Kirchen vor Ort in der Dritten
Welt so arbeiten, dass das Ziel auch erreicht wird. Wenn ich an manche Länder der
Dritten Welt denke, ist das, was bei uns Selbstverständlichkeit ist - eine Frau als
Vorsitzende des Pfarrgemeinderats oder Leiterin sozialer oder politischer Initiativen
- für manche noch richtig fremd! Da müssen wir als Kirche voranschreiten und nicht
hinterherhinken und dazu ermutigen, dass Frauen Verantwortung gerade in der Entwicklungsarbeit
wahrnehmen.” Marx äußerte sich gestern am Rande eines Kongress zum vierzigjährigen
Bestehen der „Deutschen Kommission Justitia et Pax”, deren Vorsitzender Marx seit
1999 ist. Das Gremium ist ein „Runder Tisch” getragen von der Deutschen Bischofskonferenz
und dem Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK). Die Kommission war 1967 als Antwort
auf die Enzyklika „Populorum Progressio” von Papst Paul VI. gegründet worden. Das
Papstschreiben hatte die weltweite soziale Ungleichheit scharf kritisiert und von
den Industriestaaten Solidarität und soziale Gerechtigkeit eingefordert. Zahlreiche
katholische Bischofskonferenzen gründeten daraufhin Justitia-et-Pax-Kommissionen,
die mittlerweile weltweit zusammenarbeiten.