Kardinal Karl Lehmann hat vor einer Lockerung des Stammzellgesetzes gewarnt. Bei einer
Verschiebung des Stichtags gehe es nicht um eine bloße Terminfrage, sondern darum,
„ob man menschliches Leben zu Forschungszwecken töten darf“, sagte der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz im Interview der am Samstag erscheinenden „Rheinischen
Post“ in Düsseldorf. Dazu sage die Kirche klar Nein. Er vertraue darauf, dass sich
die Bundestagsabgeordneten der Tragweite ihrer Abstimmung bewusst seien, so Lehmann.
„Ich erkenne auch an, dass das Gewissen die letzte Instanz für eine solche Entscheidung
sein wird“, betonte der Kardinal. Aus Gesprächen mit Parlamentariern wisse er, dass
sich niemand die Entscheidung leicht mache.“ Für die katholische Kirche sei jedoch
„die Norm des Gewissens“, dass menschliches Leben mit der Verschmelzung von Samen-
und Eizelle beginne und von Anfang an eine unveräußerliche Würde habe. In Deutschland
dürfen Forscher nur an embryonalen Stammzellen arbeiten, die vor dem 1. Januar 2002
im Ausland gewonnen wurden. Diese Regelung soll verhindern, dass zusätzliche embryonale
Stammzellen verbraucht und dazu Embryonen vernichtet werden. Forscher drängen auf
eine Verschiebung des Stichtags, da die derzeit verfügbaren Stammzellen nicht mehr
brauchbar seien. Auf dem CDU-Bundesparteitag in Hannover Anfang der Woche hatte nach
Empfehlungen von Kanzlerin Angela Merkel und Bundesforschungsministerin Annette Schavan
eine knappe Mehrheit der Delegierten dafür votiert, eine Stichtagsverschiebung im
Stammzellgesetz grundsätzlich nicht auszuschließen. Scharfe Kritik hatte Kölns
Kardinal Joachim Meisner an Schavan geübt. Er warf er ihr im „Kölner Stadt-Anzeiger“
(Freitag) Unwahrhaftigkeit, Prinzipienlosigkeit und einen „Missbrauch des Wortes katholisch“
vor. Schavan habe sich „für eine vermehrte Nutzung embryonaler Stammzellen eingesetzt“
und dabei ihre Eigenschaft als katholische Theologin in die Waagschale geworfen. Es
sei „tragisch, wie eine Ministerin unter dem Druck von Interessenvertretern christliche
Prinzipien aufgibt“, so Meisner. (kna 07.12.2007 bp)