Politiker und Kirchenvertreter
sind entsetzt über die tragischen Fälle toter Kinder in Nord- und Ostdeutschland.
Bundeskanzlerin Angela Merkel will am 19. Dezember mit den Ministerpräsidenten der
Länder zu einem Krisengespräch zusammenkommen. Merkel sei wie Millionen Menschen in
Deutschland über die Nachrichten dieser Tage aus Plauen, Darry und Nordhausen erschüttert,
sagte ein Regierungssprecher. Hans-Jochen Jaschke ist Weihbischof im Erzbistum
Hamburg, zu dem die betroffene Gemeinde Darry gehört. Er sucht Trost im Glauben, ist
aber „genauso perplex und ratlos wie die anderen“. Die betroffene Familie
stand bereits seit längerem unter der Beobachtung des Jugendamtes. Die Mutter der
fünf toten Kinder war hochgradig psychisch erkrankt. Von Versagen der Behörden will
Jaschke nicht sprechen: „Tja, man ist jetzt natürlich immer dabei Schuldige
zu suchen, das ist auch verständlich aber auch ein bisschen pharisäisch. Kann man
von einem brutalen Versagen sprechen? Die Behörde hat sicherlich versucht, das Beste
zu tun. Sie hat sich ja zu Besuchen angesagt und geholfen. Vielleicht hat man auch
schon langsam die Alarmlampen brennen sehen und vielleicht noch ein bisschen gewartet
um zu sehen was man tun muss. Aber von einem brutalen Versagen der Behörde möchte
ich nicht reden, das wird den Menschen mit Sicherheit nicht gerecht. Wir leben nicht
in einer Welt in der sich alles kalkulieren und in der mit allem gerechnet werden
kann.“ Solche schrecklichen Ereignisse werde es immer geben, befürchtet Jaschke.
Dennoch mahnt er: „Wir müssen alles versuchen, dass wir sie vermeiden durch
ein soziales Miteinander, ein waches Auge füreinander, durch eine insgesamt kinderfreundliche
Gesellschaft. Wir müssen versuchen Menschen stabile Beziehungen zu ermöglichen, die
Frau hat ja die Kinder auch mit zwei Männern gehabt, wahrscheinlich hatte sie auch
keine ganz guten ehelichen Beziehungen, so das sie da glücklich werden konnte. Und
wir müssen versuchen insgesamt eine Atmosphäre wieder zu entdecken, das unsere Gesellschaft
nur dann Zukunft hat, wenn sie eine junge Gesellschaft bleibt.“ Am kommenden
Sonntag lädt die Kirche zum Weltgedenktag für verstorbene Kinder. Der Termin ist stets
der zweite Sonntag im Dezember. Viele Menschen stellen zwischen 19 und 20 Uhr eine
brennende Kerze in die Fenster. Während die Kerzen dann in der einen Zeitzone erlöschen,
werden sie in der nächsten angezündet, so dass in 24 Stunden eine Lichtwelle die ganze
Welt umringt. „Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass die Kinder, mag ihre
Lebenszeit auch noch so kurz gewesen sein, nicht vergessen werden“, erklärte zum Beispiel
das Bistum Magdeburg in seiner Einladung zum 9. Dezember. (rv/pm 07.12.2007 bp)