Mit einer hauchdünnen
Entscheidung haben die Bürger Venezuelas die geplante Verfassungsreform abgelehnt.
In einem Referendum am Sonntag stimmten rund 51 Prozent gegen und 49 Prozent für die
Reform. Präsident Hugo Chavez hatte am Vorabend der Abstimmung verkündet, er wolle
das Ergebnis respektieren, „wie auch immer es ausgehe“. Der Erzbischof von Caracas,
Kardinal Jorge Urosa Savino, mahnte, das Votum zu respektieren und nicht auf Vergeltung
zu sinnen. Klaus Väthröder SJ ist der Leiter der Missionszentrale der deutschen
Jesuiten in Nürnberg und hat lange in Venezuela gelebt. Er glaubt, Chavez sollte jetzt
das Gespräch mit der Opposition suchen, auch wenn er insgesamt skeptisch bleibt:
„Chavez
ist ein Militärmann. Er denkt immer in Siegen und in Niederlagen, und Niederlagen
kann es in einer Schlacht auch immer geben, wenn sozusagen der „letzte Sieg“ im Blick
bleibt. Er musste 1991 eine Niederlage einstecken, als er nach seinem Putsch ins Gefängnis
kam und als er 2002 abgetreten ist. Das ist jetzt einfach eine weitere Niederlage.
Aber das heißt für ihn nicht, dass sein Gesamtprojekt des sozialistischen Venezuela
gescheitert wäre, sondern er wird sich neue Wege und Taktiken überlegen, wie er das
erreichen kann. Wenn es dazu kommt, dass die Opposition stärker einbezogen wird, wäre
das sehr schön. Aber da bin ich doch eher pessimistisch.“
Die Kirche habe
sich im Vorfeld richtig verhalten, als sie zu einem „Nein“ beim Referendum aufgerufen
hat. Dennoch bedeute das nicht eine Fundamentalopposition gegen Chavez’ Kampf gegen
die Armut in einem Land, in dem sechzig Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze
leben, meint der Jesuit:
„Vielleicht waren ja auch einige Punkte in der
Verfassungsreform sinnvoll. Jetzt sollte er in einen echten Dialog mit der Opposition
einsteigen, die immer noch nicht sehr stark ist. Man darf diese Wahl also nicht als
ein erstes Nein zu Chavez interpretieren. Umso wichtiger ist es daher, jetzt mit der
Opposition ins Gespräch zu kommen, um die Reform auf eine breitere Basis zu stellen.“
Die
Jesuiten sind in Venezuela mit zwei Universitäten, einem großem Schulwerk, im sozialen
Sektor in Slums der Großstädte engagiert. (rv 03.12.2007 mc)