2007-12-03 14:48:51

Venezuela: Niederlage für Chavez


RealAudioMP3 Mit einer hauchdünnen Entscheidung haben die Bürger Venezuelas die geplante Verfassungsreform abgelehnt. In einem Referendum am Sonntag stimmten rund 51 Prozent gegen und 49 Prozent für die Reform. Präsident Hugo Chavez hatte am Vorabend der Abstimmung verkündet, er wolle das Ergebnis respektieren, „wie auch immer es ausgehe“. Der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa Savino, mahnte, das Votum zu respektieren und nicht auf Vergeltung zu sinnen.
Klaus Väthröder SJ ist der Leiter der Missionszentrale der deutschen Jesuiten in Nürnberg und hat lange in Venezuela gelebt. Er glaubt, Chavez sollte jetzt das Gespräch mit der Opposition suchen, auch wenn er insgesamt skeptisch bleibt:

„Chavez ist ein Militärmann. Er denkt immer in Siegen und in Niederlagen, und Niederlagen kann es in einer Schlacht auch immer geben, wenn sozusagen der „letzte Sieg“ im Blick bleibt. Er musste 1991 eine Niederlage einstecken, als er nach seinem Putsch ins Gefängnis kam und als er 2002 abgetreten ist. Das ist jetzt einfach eine weitere Niederlage. Aber das heißt für ihn nicht, dass sein Gesamtprojekt des sozialistischen Venezuela gescheitert wäre, sondern er wird sich neue Wege und Taktiken überlegen, wie er das erreichen kann. Wenn es dazu kommt, dass die Opposition stärker einbezogen wird, wäre das sehr schön. Aber da bin ich doch eher pessimistisch.“

Die Kirche habe sich im Vorfeld richtig verhalten, als sie zu einem „Nein“ beim Referendum aufgerufen hat. Dennoch bedeute das nicht eine Fundamentalopposition gegen Chavez’ Kampf gegen die Armut in einem Land, in dem sechzig Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, meint der Jesuit:

„Vielleicht waren ja auch einige Punkte in der Verfassungsreform sinnvoll. Jetzt sollte er in einen echten Dialog mit der Opposition einsteigen, die immer noch nicht sehr stark ist. Man darf diese Wahl also nicht als ein erstes Nein zu Chavez interpretieren. Umso wichtiger ist es daher, jetzt mit der Opposition ins Gespräch zu kommen, um die Reform auf eine breitere Basis zu stellen.“

Die Jesuiten sind in Venezuela mit zwei Universitäten, einem großem Schulwerk, im sozialen Sektor in Slums der Großstädte engagiert.
(rv 03.12.2007 mc)








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