Am Montag hat in Hannover
der Bundesparteitag der CDU begonnen. Die rund 1.000 Delegierten werden dabei auch
ein neues Grundsatzprogramm verabschieden, das dritte in der Geschichte der Partei.
Bei den Beratungen im Vorfeld waren auch Kirchenvertreter konsultiert worden, trotzdem
war zuletzt Kritik laut geworden. So hatte der Trierer Sozialethiker und Dominikaner
Wolfgang Ockenfels OP auf die „Tendenz zum Relativismus und zur Aushöhlung des christlichen
Grundkonsenses“ im neuen Programm hingewiesen. Unsere Kollegen vom Domradio haben
mit Prälat Karl Jüsten, dem Leiter des Katholischen Büros in Berlin gesprochen. Auch
er sieht manchen Schwachpunkt, allerdings:
„Ein Parteiprogramm ist ja zunächst
einmal ein Parteiprogramm und nicht die Katholische Soziallehre in Reinkultur, die
umgesetzt wird. Natürlich gibt es eine Differenz zwischen dem, was wir sagen würden,
wenn wir eine Selbstaussage über uns treffen würden und zwischen dem, was eine Partei
sagt. Insgesamt stellen wir schon fest, wenn man die Parteiprogramme jetzt im Vergleich
sieht, dass das Bekenntnis zur Kirchlichkeit insgesamt geringer geworden ist.“
Etwas
mehr Klarheit im Grundsatzprogramm würde der CDU gut tun.
„Wir würden uns
wünschen, dass zum Lebensschutz eindeutigere Aussagen gemacht werden, dass es nicht
bei einem allgemeinen Bekenntnis zum Lebensschutz von Anfang bleibt, sondern dass
das auch konkret wird. Die Abtreibungsfrage ist in Deutschland nach wie vor unbefriedigend
gelöst, in der Stammzellenforschung gibt es in der Union Stimmen, die im Grunde auch
für eine Aufweichung plädieren, da hätten wir uns eine eindeutigere Aussage gewünscht,
die das Sattelfest macht.“
Kritisch sieht der Prälat die Neudefinition
von Familie, Familie sei da, wo Kinder erzogen würden.
„Das ist uns natürlich
zu wenig, Familie ist natürlich das, was auf Ehe gründet. Da ist natürlich eine grundsätzliche
Verschiebung. Darüber hinaus geht es natürlich um die konkrete Politik, und das ist
nicht Thema eines Grundsatzprogramms. Aber die Frage ist natürlich, wenn man schon
im Grundsatz die Sache aufweicht, kommt man natürlich hinterher in konkreten familienpolitischen
Fragen zu anderen Ergebnissen als wir sie kommen würden.“
Beim ökumenischen
Eröffnungsgottesdienste beklagte der Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle
am Montagmorgen eine „Kultur der öffentlichen Denunzierung der Schwächsten“. Heute
gelte es als besonders forsch und aufrecht, öffentlich Missbrauchsfälle der Sozialhilfe,
faule Arbeitslose oder eingeschlichene Migranten anzuklagen. Wer dermaßen mit dem
Finger auf die Schwächsten zeige, begünstige letztlich politische Hoffnungslosigkeit.
Die
CDU-Vorsitzende und Kanzlerin Angela Merkel wies in der Eröffnungsrede auf dem Parteitag
auf den Erfolg der CDU-Arbeit in der Großen Koalition hin. Deutschland befinde sich
wirtschaftlich im Aufwind. Das sei in großem Maße auf die Politik der Mitte der CDU
zurückzuführen. Merkel warb für das neue Grundsatzprogramm, das auf dem Parteitag
verabschiedet werden soll. Sie betonte die Wichtigkeit der darin festgeschriebenen
Grundwerte Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit. Scharf grenzte sie sich gegen
den Koalitionspartner SPD ab. Sozialismus ende totalitär. (rv/domradio 03.12.2007
mc)