Der Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Islam tritt offenbar in eine neue,
hoffnungsvolle Phase. Papst Benedikt XVI. hat an diesem Donnerstag auf den offenen
Brief von 138 muslimischen Gelehrten vom 13. Oktober reagiert, in dem diese den christlichen
Kirchen einen Dialog angeboten hatten.
Papst Benedikt dankt den Islam-Vertretern
für diese Geste und für den „positiven Geist“, der aus ihrem Text spricht, heißt es
in einem Schreiben von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone an Prinz Ghazi bin
Muhammad bin Talal, der den Brief der Gelehrten an den Papst weitergeleitet hatte.
„Ohne die Differenzen zwischen Christen und Moslems zu ignorieren oder sie zu unterschätzen,
können und sollen wir auf das blicken, was uns eint, nämlich auf den Glauben an einen
Gott, den Schöpfer und universellen Richter, der am Ende der Zeit jeden Menschen nach
seinen oder ihren Taten beurteilen wird“, heißt es in dem englisch geschriebenen Dokument.
Den Papst habe am Brief der islamischen Gelehrten „besonders beeindruckt“, dass sie
vom zweifachen Gebot der Gottesliebe und der Nächstenliebe schrieben. Der gemeinsame
Glaube daran, dass „das Leben jedes menschlichen Wesens heilig ist“, erlaube es beiden
Religionen, einen Dialog zu führen. Vier Grundelemente benennt Papst Benedikt als
Basis für diesen Dialog: „den Respekt für die Würde jeder Person, objektive Kenntnis
über die Religion des anderen, das Teilen der religiösen Erfahrung und eine gemeinsame
Verpflichtung, gegenseitigen Respekt und Toleranz in den jungen Generationen zu fördern“.
Er sei zuversichtlich, dass eine gedeihliche Zusammenarbeit für Gerechtigkeit und
Frieden möglich sei, sobald diese Grundlagen geschaffen seien. Der Papst lud Ghazi
bin Muhammad und eine vom Prinzen zu benennende Delegation von Unterzeichnern zu einem
persönlichen Gespräch ein. Gleichzeitig schlug er ein vatikanisch-islamisches Arbeitstreffen
vor. Daran könnten sich von vatikanischer Seite der päpstliche Dialograt, das päpstliche
Institut für Islamwissenschaften und die Gregoriana-Universität beteiligen, heißt
es in dem Schreiben. Die Details könne man später klären, „sollte dieser Vorschlag
für Sie im Prinzip akzeptabel sein“, schließt der Brief an den Prinzen. (rv 29.11.2007
gs)