Sind die Ergebnisse
von Annapolis wirklich ein Fortschritt, oder ist jetzt schon ein Scheitern absehbar?
Die Meinungen gehen auseinander. Auf beiden Seiten wird auch deutliche Kritik laut.
Am Dienstag einigten sich die Palästinenserführung unter Präsident Mahmud Abbas und
Israels Regierungschef Ehud Olmert,die Friedensverhandlungen bis zum Ende
der Amtszeit Bushs im Januar 2009 erfolgreich zu beenden. Der lateinische
Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, ist verhalten zuversichtlich, dass es in einem
Jahr wirklich zu einem Friedensvertrag kommt. „Ein Jahr – das ist
genug Zeit, um über alles zu sprechen. Die grundlegende Frage bleibt: Gibt es den
ernsthaften Willen zum Frieden? Bush und seine Regierung scheinen dazu entschlossen
zu sein. Die Palästinenser wollen den Frieden, aber sie befinden sich in einer Lage,
in der sie keine Zugeständnisse machen können. Der Knackpunkt ist: Was wollen die
Israelis? Und da meine ich vor allem die Regierung, denn – die Bevölkerung will den
Frieden! Wenn Israel den Frieden will, wird es auch Frieden geben!“
Problempunkt
wird vor allem die Frage nach einem eigenen Staatsgebiet sein. Die Palästinenser fordern
Ost-Jerusalem als ihre Hauptstadt.
„Wenn man das Land Palästina will, dann
muss der Präsident in Jerusalem sein, zumindest in einem Teil von Jerusalem. Palästina
braucht eine Grenze, aber die können nicht gleichbedeutend sein mit den aktuellen
Mauern, die das Land auseinanderreißen. Die Rechte der Flüchtlinge müssen anerkannt
werden – wie das genau aussieht, darüber kann man reden. Aber das Recht muss anerkannt
werden, denn das ist ein natürliches Menschenrecht.“
Dennoch ist eine Lösung
des Konflikts nicht unrealistisch, so Sabbah.
„Ich glaube, es gibt inzwischen
eine Art Realismus der Erschöpfung. Die Bevölkerung, die unter dem Krieg zu leiden
hat, ist schon lange des Konfliktes überdrüssig. Nun sind aber auch die Mächtigen
müde, den Konflikt über Jahrzehnte von einer Generation zur nächsten weiterzutragen.
Daher ist es mit diesem neuen politischen Willen – vielleicht! – möglich, auch menschlich
gesehen optimistisch zu sein, nicht nur aus einer gläubigen Perspektive heraus.“ (rv
28.11.2007 mc)