2007-11-24 11:26:38

Die neuen Kardinäle im Kurzportrait


Benedikt XVI. hat an diesem Samstag 23 verdiente Kirchenmänner in den Kardinalsstand erhoben. Im öffentlichen Konsistorium in der Petersbasilika überreichte er Bischöfen und Theologen das rote Kardinalsbirett. Am Sonntag erhalten sie in der Messfeier den Kardinalsring. Unter ihnen ist auch der deutsche Kurienerzbischof Paul Josef Cordes. Damit erreicht der Kreis der möglichen Papstwähler die Obergrenze von 120. Gemeinsam mit den Über-80-Jährigen, die nicht mehr an einem Konklave teilnehmen dürfen, zählt der Senat des Papstes ab heute 201 Mitglieder, mehr als je zuvor.

Die Kurzportraits der neuen Kardinäle (Quelle: KNA):

Angelo Bagnasco (64), Genua

Als Erzbischof der ligurischen Metropole Genua konnte Angelo
Bagnasco mit einem festen Platz beim nächsten Konsistorium
rechnen. Zudem ist er seit gut einem halben Jahr Vorsitzender der
Italienischen Bischofskonferenz. Mit deutlichen Äußerungen hat er
sich in die politischen Debatten um Lebensschutz und
Familienpolitik eingebracht - und dafür sogar Morddrohungen aus
dem radikalen Milieu Italiens erhalten.

Bagnasco, am 14. Januar 1943 in Pontevico bei Brescia geboren,
stammt aus einfachen Verhältnissen: Der Vater arbeitete in einer
Großkonditorei, die Mutter war Hausfrau. Der junge Angelo
besuchte das erzbischöfliche Humanistische Gymnasium in Genua,
wurde Priester, promovierte nebenher in Philosophie. Nach Jahren
als Dozent berief ihn Johannes Paul II. 1998 zum Bischof und zwei
Jahre später zum Erzbischof von Pesaro an der Adriaküste. 2003
wurde er Militär-Erzbischof, kehrte aber drei Jahre später in
seine Heimat Genua zurück - als der dortige Erzbischof Tarcisio
Bertone von Benedikt XVI. zum Kardinal-Staatssekretär ernannt
wurde.
 
Umberto Betti (85), Theologe

Geboren am 7. März 1922 im italienischen Pieve Santo Stefano,
trat Betti bereits mit 15 Jahren als Novize dem Franziskanerorden
bei. Nach einer Promotion im Fach Dogmatik und einem weiteren
Studium im belgischen Leuven lehrte er als Professor in Rom.
Betti war theologischer Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil
(1962-1965) und zuletzt von 1991 bis 1995 Rektor der Päpstlichen
Lateran-Universität.
 
Sean Brady (68), Armagh

Armagh ist seit dem Mittelalter traditioneller Primatssitz von
Irland und mit der Kardinalswürde verbunden. Der katholische
Erzbischof von Armagh führt den Titel «Primas von ganz Irland».
Seit elf Jahren leitet der heute 68-jährige Sean Brady die in
Nordirland gelegene Erzdiözese. Brady setzt sich energisch für
einen Frieden und Versöhnung im Konflikt zwischen Katholiken und
Protestanten ein.

Geboren am 16. August 1939 in Drumcalpin, wurde er 1960 zum
Priester und 1995 zum Bischof geweiht. Nach eineinhalb Jahren als
Koadjutor von Kardinal Cahal Brandan Daly wurde Brady im Oktober
1996 Erzbischof von Armagh.
 
Angelo Comastri (64), Vatikan

Als Erzpriester des Petersdoms konnte sich Angelo Comastri schon
seit zwei Jahren Hoffnung auf ein Kardinalsbirett machen. Seit
Oktober 2006 ist er Hausherr der großen vatikanischen Basilika.
Seine weiteren Titel und Aufgaben sind Generalvikar Seiner
Heiligkeit für den Staat der Vatikanstadt und Präsident der
Dombauhütte Sankt Peter.

Der am 17. September 1943 im toskanischen Sorano geborene
Comastri hätte eigentlich Bischof von Massa Marittima-Piombino
nahe seiner Heimat bleiben können. Gesundheitliche Gründe zwangen
ihn aber 1994, keine vier Jahre nach seiner Weihe, zum Rücktritt.
Comastri erholte sich und wurde vom Papst 1996 mit der Leitung
der Wallfahrtsbasilika von Loreto betraut und dann auch zum
Präsidenten des Nationalen Vorbereitungskomitees für das Heilige
Jahr 2000 ernannt. Im Februar 2005 berief ihn Johannes Paul II.
zum Koadjutor der Vatikan-Basilika, zum Generalvikar des
Vatikanstaats und zum Chef der Dombauhütte.

Benedikt XVI. ließ Comastri 2006 die römischen
Kreuzwegs-Meditationen schreiben. Er gilt als tief spiritueller
Seelsorger und hat Dutzende Bücher verfasst. Nach dem Tod von
Johannes Paul II. wurde er vereinzelt als Geheimtipp für die
Papstwahl genannt - und das, obwohl er damals noch nicht einmal
Kardinal war.
 
Giovanni Coppa (82), emeritierter Vatikan-Diplomat

Über elf Jahre diente der italienische Erzbischof Giovanni Coppa
dem Heiligen Stuhl als Nuntius in der Tschechoslowakei (ab 1990)
beziehungsweise in der Tschechischen Republik (1993-2001). In
dieser Zeit wirkte er am Neuaufbau der kirchlichen Strukturen
nach dem Zusammenbruch des Kommunismus mit und begleitete die
friedliche Teilung der Tschechoslowakei und ihrer
Bischofskonferenz in die beiden unabhängigen Republiken
beziehungsweise Konferenzen Tschechiens und der Slowakei.

Seine besonderen Meriten hatte sich der Norditaliener bereits in
den Jahren zuvor im vatikanischen Staatssekretariat erworben, wo
er viele Jahre als einer der unermüdlichsten und angesehensten
Vorarbeiter tätig war.

Am 9. November 1925 in Alba in der Region Piemont geboren, wurde
Coppa 1949 zum Priester geweiht. Am Zweiten Vatikanischen Konzil
(1962-1965) nahm der Literaturwissenschaftler als Latein-Experte
und Übersetzer teil. 1980 wurde er zum Bischof geweiht und
arbeitete fortan im vatikanischen Staatssekretariat, bevor er
1990 als Nuntius nach Prag wechselte.
 
Paul Josef Cordes (73), Vatikan

Als Leiter des Päpstlichen Rates «Cor unum» ist der deutsche
Kurienerzbischof Paul Josef Cordes seit 1995 für die
entwicklungspolitische Arbeit des Heiligen Stuhls verantwortlich.
Seine Reisen führen ihn immer wieder in Krisenregionen wie die
sudanesische Konfliktprovinz Darfur. Cordes legt großen Wert
darauf, dass die Kirche ihre karitative Hilfsarbeit nicht als
rein humanitäre Aktion versteht, sondern stets deren Wurzeln im
Gebot der christlichen Gottes- und Nächstenliebe im Blick hat.
Teile der ersten Papst-Enzyklika «Deus caritas est», die dies
festschreibt, stammten aus der Feder von Cordes.

Zu den Aufgaben des 73-Jährigen, der am 5. September 1934 in
Kirchhundem im Sauerland geboren wurde, gehört es, im Auftrag des
Heiligen Stuhls Flüchtlingslager zu besuchen, Überlebende und
Angehörige von Opfern zu treffen sowie kirchliche Soforthilfe zu
koordinieren. Ziel seiner Reisepolitik ist aber auch, vergessene
oder verdrängte Konflikte wieder ins Interesse der Öffentlichkeit
zu rücken. Johannes Paul II. holte den damaligen Paderborner
Weihbischof schon 1980 in den Vatikan.
 
Emmanuel III. Delly (80), Patriarch der Chaldäer von Babylon
(Irak)

Seit 2003 ist Emmanuel-Karim Delly Patriarch der
chaldäisch-katholischen Kirche im Irak. Die altorientalische
Kirche der Chaldäer hat ihren traditionellen Sitz im Irak, wo
nach wie vor die Mehrheit ihrer Mitglieder lebt. Durch
Abwanderung, die mit dem US-Einmarsch und dem seitdem zunehmenden
Terror im Land noch massiv verstärkt wurde, bestehen große
Diaspora-Gemeinden und -Diözesen inzwischen auch in Amerika. Die
mit Rom unierte Ostkirche mit ostsyrischem Ritus hat nach
Schätzungen 600.000 Gläubige im Irak. Weltweit gibt es etwa eine
Million chaldäisch-katholische Christen.

Delly wurde am 6. Oktober 1927 in Telkaif bei Mossul im Norden
des Irak geboren. Mit 25 Jahren wurde er zum Priester geweiht und
zehn Jahre später zum Bischof ernannt. Von 1967 bis 2002 war er
Weihbischof in der irakischen Hauptstadt im Rang eines
Titular-Erzbischofs. Als Patriarch ruft Emmanuel III. über die
internationalen Medien immer wieder zur Solidarität mit den
Christen im Irak und den irakischen Flüchtlingen weltweit auf.
Die Erhebung in den Kardinalsstand durch Papst Benedikt XVI. kann
als Geste der Unterstützung für die chaldäischen Christen
gedeutet werden.

Daniel DiNardo (58), Galveston-Houston

Die Kardinalsernennung des Erzbischofs der texanischen Metropole
war eine der Überraschungen bei den Nominierungen des Papstes.
Noch nie zuvor hat es ein texanischer Erzbischof zur
Kardinalswürde gebracht; nun aber hat der Südwesten der USA nach
Los Angeles einen zweiten Kardinalssitz. Damit trägt der Papst
den in dieser Region vor allem durch Einwanderung aus
Lateinamerika stetig wachsenden Katholikenzahlen Rechnung.

DiNardo selbst stammt nicht aus Texas, sondern aus Steubenville
im Bundesstaat Ohio. Er dürfte der einzige unter den Kardinälen
mit einer Zwillingsschwester sein. Seine kirchliche Karriere
begann wie bei den meisten US-Bischöfen mit einem Studium in Rom.
Nach einigen Jahren in der Diözese Pittsburgh kehrte DiNardo 1984
nach Rom zurück, wo er bis 1990 in der einflussreichen
Bischofskongregation arbeitete. Nach einer weiteren Phase in
Seelsorge und Lehre wurde er 1997 Koadjutor und später Bischof
von Sioux City, 2004 Koadjutor und 2006 Erzbischof in
Galveston-Houston, wo 1,3 Millionen Katholiken leben.
 
Raffaele Farina (74), Vatikan

Der Amtstitel von Raffaele Farina lautet schlicht «Bibliothekar
und Archivar der Heiligen Römischen Kirche». Damit ist er Herr
über das Vatikanische Geheimarchiv und die Vatikanische
Bibliothek, zu der eine der kostbarsten Sammlungen von
Handschriften und Druckwerken weltweit zählt. Im Juni rückte er
an die Spitze dieser Einrichtung auf, nachdem sein bisheriger
Vorgesetzter, Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des
Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog geworden war.

Am 24. September 1933 in Buonalbergo bei Benevent in Süditalien
geboren, trat Farina mit 16 in den Orden der Salesianer Don
Boscos ein und studierte Theologie mit Schwerpunkt
Kirchengeschichte. Drei Jahre forschte er als Humboldt-Stipendiat
in Freiburg und Bonn, dann lehrte er als Professor Alte
Kirchengeschichte und Methodologie an der römischen
Salesianer-Universität, der er später zwölf Jahre als Rektor
vorstand. Daneben amtierte er von 1978 bis 1988 als Sekretär der
päpstlichen Historikerkommission. 1997 erhielt er die Berufung
zum Präfekten der Vatikanischen Bibliothek - und zehn Jahre
später zum obersten Verwalter aller historischen
Dokumentensammlungen des Vatikan.
 
John Patrick Foley (72), Pro-Großmeister des Ritterordens vom
Heiligen Grab

Von John Patrick Foley hieß es einmal, dass er sofort nach dem
Aufstehen Nachrichten schaut - damit er weiß, wofür er beten
muss. Theologie und Medien waren bei dem US-Amerikaner über
Jahrzehnte eng verschränkt: Foley, am 11. November 1935 in Darby
(Pennsylvania) geboren, erwarb neben Studienabschlüssen in
Geschichte, Theologie und Philosophie auch einen Master in
Journalismus. 1963 bis 1965 arbeitete er, bereits im
Priesterstand, als Konzils-Korrespondent in Rom. Von 1970 bis
1984 leitete er die katholische Bistumszeitung von Philadelphia.

Dann ernannte ihn Johannes Paul II. zum Präsidenten des
Päpstlichen Medienrates. Hinzu kamen der Vorsitz im
Verwaltungsrat des Vatikan-Fernsehens und die Verantwortung für
die vatikanische Filmothek. Nach 23 Amtsjahren gab Foley als
dienstältester Chef einer Kurienbehörde den Medienrat ab, was
Gerüchten um eine Neuordnung des vatikanischen Mediensektors
Nahrung gab. Benedikt XVI. erhob den bekennenden Liebhaber süßer
Speisen Ende Juni zum Pro-Großmeister des Ritterordens vom
Heiligen Grab zu Jerusalem - ein Amt, an das traditionell die
Kardinalswürde gebunden ist. Nach der Erhebung zum Kardinal
entfällt dann auch die Vorsilbe Pro, und der einstige Medienmann
aus der Neuen Welt wird zum Großmeister des Ritterordens.
 
Agustin Garcia-Gasco y Vicente (76), Valencia

Geboren am 12. Februar 1931 in Corral de Almaguer in der Provinz
Toledo, wurde Agustin Garcia-Gasco y Vicente 1956 zum Priester
und 1985 zum Bischof geweiht. Nach sieben Jahren als Weihbischof
in Madrid ernannte ihn Papst Johannes Paul II. im Juli 1992 zum
Erzbischof im ostspanischen Valencia, der drittgrößten Stadt des
Landes. Im Großraum Valencia, der Hauptstadt der gleichnamigen
autonomen Region und Provinz, leben rund 1,8 Millionen Menschen.
Der Spanier war im Juli 2006 Gastgeber des katholischen
Weltfamilientages, der Papst Benedikt XVI. erstmals auf die
iberische Halbinsel führte.
 
Oswald Gracias (62), Bombay

Erst seit einem Jahr leitet Oswald Gracias die westindische
Erzdiözese Bombay, das größte Bistum des Landes. Vor seinem
Wechsel in die Hafenmetropole mit ihren rund 13 Millionen
Einwohnern war Gracias Erzbischof von Agra im nordindischen
Bundesstaat Uttar Pradesh. Geboren am 24. Dezember 1944 in
Bombay, wurde er 1970 zum Priester und 1997 zum Bischof geweiht.

Gracias' Heimat ist eine Region mit großem Konfliktpotenzial
zwischen den Religionen: Das gilt nicht nur für das Verhältnis
zwischen Christen und Muslimen, sondern vor allem auch für das zu
den Hindu-Nationalisten. Dennoch ist der Einfluss der
Minderheitskirche größer als der Anteil der rund 18 Millionen
Katholiken an der Milliardenbevölkerung. Indien ist auch das Land
mit den meisten Priesterberufungen weltweit.
 
Estanislao Esteban Karlic (81), Parana

Seine international am meisten beachtete Rolle hatte der
argentinische Erzbischof Estanislao Esteban Karlic, als er nach
dem wirtschaftlichen Zusammenbruch seines Heimatlandes an der
Jahreswende 2001/2002 als Vorsitzender der Bischofskonferenz dazu
beitrug, Argentinien vor dem Abgleiten ins Chaos zu bewahren. Im
Januar 2002 trat er nach dem von Straßenprotesten erzwungenen
Rücktritten zweier Präsidenten energisch für Frieden und
Stabilität ein und stärkte dem neuen Interims-Präsidenten Eduardo
Duhalde demonstrativ den Rücken.

Einige Jahre zuvor hatte Karlic, der von den Medien eher zum
«linken Flügel» des Episkopats gezählt wird, eine Kommission der
Bischöfe geleitet, die 1996 einen selbstkritischen Bericht über
die Rolle der Kirche in der Militärdiktatur (1976-1983)
veröffentlichte. In Rom machte er sich unter anderem als
Mit-Verfasser des Katechismus der Katholischen Kirche und als
Spezialsekretär der Amerika-Synode 1997 einen Namen.

Der im argentinischen Erzbistum Cordoba geborene Karlic stammt
aus einer kroatischen Einwandererfamilie. Er promovierte in Rom
an der Päpstlichen Gregoriana-Universität. 1977 wurde er
Weihbischof in Cordoba, 1983 Koadjutor und 1986 Erzbischof von
Parana. Dieses Amt hatte er bis zur Annahme seines Rücktritts
2003 inne.

 Giovanni Lajolo (72), Vatikan

Der hochgewachsene Norditaliener Giovanni Lajolo ist als
Präsident der Päpstlichen Kommission für den Staat der
Vatikanstadt und Präsident des vatikanischen Governatorats im
Prinzip der Staatschef des Vatikanstaates. In Deutschland ist er
vor allem als ehemaliger Botschafter des Heiligen Stuhls bekannt:
Von 1995 bis 2003 amtierte der im deutschen Staatskirchenrecht
besonders bewanderte Diplomat als Apostolischer Nuntius in
Berlin.

Am 3. Januar 1935 in Novara in Piemont geboren, wechselte Lajolo
nach seiner Priesterweihe 1960 nach München, wo er seine Studien
in Kirchen- und Konkordatsrecht vertiefte und nebenher als Kaplan
in einer Pfarrei arbeitete. 1970 wurde Lajolo Botschafts-Attache
in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn und begann so seine
diplomatische Karriere unter dem legendären Nuntius Corrado
Bafile. 1974 bis 1988 gehörte er im vatikanischen
Außenministerium zu den engsten Mitarbeitern des späteren
Kardinals Agostino Casaroli.

Nach sieben Jahren in der Wirtschaftsverwaltung des Heiligen
Stuhls wurde Lajolo 1995 Nuntius im vereinigten Deutschland. Im
jahrelangen Streit um die kirchliche Schwangeren-Konfliktberatung
versuchte er, eine vermittelnde Rolle einzunehmen. 2003 wurde er
Außenminister des Heiligen Stuhls. Im September 2006 ernannte ihn
Benedikt XVI. zum Regierungschef des Vatikanstaats.
 
Erzbischof Lluis Martinez Sistach (70), Barcelona

Der Erzbischof von Barcelona, Lluis Martinez Sistach, macht nicht
viele Schlagzeilen. Geboren am 29. April 1937, wurde er 1961 zum
Priester geweiht. Schon von 1987 bis 1991 als Weihbischof in der
katalanischen Hauptstadt tätig, wechselte er für sechs Jahre als
Bischof nach Tortosa, bevor Papst Johannes Paul II. ihn 1997 als
Erzbischof nach Tarragona berief. Seit 2004 leitet er die
Erzdiözese der mit 1,6 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt
Spaniens.
 
Urbano Navarrete (87), Theologe

Der 1920 in Spanien geborene Theologe Urbano Navarrete gehört dem
Jesuitenorden an und war nach 1980 Rektor der Päpstlichen
Universität Gregoriana. Als Kirchen- und Eherechtsexperte beriet
er die Römische Glaubenskongregation und die
Heiligsprechungskongregation und wirkte bei der Reform des
Kirchenrechts (Codex Iuris Canonici, 1983) mit. 1994 erhielt
Navarrete die Ehrendoktorwürde der Päpstlichen Universität von
Salamanca.
 
John Njue (63), Nairobi

Der Vorsitzende der Kenianischen Bischofskonferenz, John Njue,
wurde erst Anfang Oktober zum neuen Erzbischof der kenianischen
Hauptstadt Nairobi ernannt. Zuvor war er seit 2002
Erzbischof-Koadjutor in Nyeri. 1944 in Embu geboren und 1973 zum
Priester geweiht, war Njue von 1986 bis 2002 Bischof in seiner
Geburtsstadt. Njue ist erst der zweite Kardinal in der
kenianischen Kirchengeschichte. Im Gebiet seiner neuen Erzdiözese
Nairobi leben 4,5 Millionen Menschen, davon 1,3 Millionen
Katholiken.
 
Francisco Robles Ortega (58), Monterrey

Seit vier Jahren ist Francisco Robles Ortega Erzbischof der
mexikanischen Industriestadt Monterrey. Der für seine kritische
Haltung zur US-Migrationspolitik bekannte Kirchenmann ist unter
anderem zuständig für Berufungen und die Priesterausbildung. Zu
seinen Hauptsorgen gehört auch die wachsende Gewalt durch
Aktivitäten der Drogenmafia. Prioritäten sind der Einsatz für
eine humanere Behandlung der Migranten, die Jugend und der
interreligiöse Dialog in der facettenreichen
Wirtschaftsmetropole.

Geboren am 2. März 1949, wurde er 1976 zum Priester geweiht. Nach
dem Dogmatikstudium an der Päpstlichen Universität Gregoriana in
Rom übernahm der designierte Purpurträger mehrere Lehrpositionen
an Priesterseminaren. 1991 wurde er zum Bischof geweiht und
erhielt fünf Jahre später nach dem Tod des Amtsinhabers das
Bischofsamt in Toluca. 2003 ernannte ihn Johannes Paul II. zum
Erzbischof von Monterrey, der mit über vier Millionen Katholiken
drittgrößten Erzdiözese Mexikos.
 
Stanislaw Rylko (62), Vatikan

Der Name von Erzbischof Stanislaw Rylko ist vor allem mit den
Weltjugendtagen verbunden. Im Päpstlichen Rat für die Laien, den
der gebürtige Pole seit 2003 leitet, ist die Organisation des
Großtreffens angesiedelt, zu dem für Juli 2008 in Sydney bis zu
eine Million Teilnehmer erwartet werden.

Rylko, am 4. Juli 1945 in Andrychow geboren, studierte Theologie
in Krakau und Sozialwissenschaften in Rom. In seinen Jahren als
Forscher und Dozent in Polen befasste er sich vor allem mit
Volksfrömmigkeit und der Rolle geistlicher Gemeinschaften im
Leben der Kirche. 1987 wurde er in die Jugendsektion des
römischen Laienrates berufen, wo er die Organisation der
Weltjugendtage in Santiago de Compostela (1989) und Tschenstochau
(1991) koordinierte.

Nach drei Jahren in der polnischen Sektion des Staatssekretariats
(1992-1995) ernannte ihn Johannes Paul II. zum Sekretär des
Laienrates und 2003 - im Rang eines Erzbischofs - zum Präsidenten
der Behörde. Hier erwarb er sich Verdienste bei der Eingliederung
der «neuen geistlichen Bewegungen» in die Regeln und Strukturen
der katholischen Kirche. Zweiter Mann nach Rylko im Laienrat ist
seit 2003 der deutsche Bischof Josef Clemens.
 
Leonardo Sandri (64), Vatikan

Im Juni erhielt der damalige vatikanische Innenminister Leonardo
Sandri von Papst Benedikt XVI. den Vorsitz in der «Kongregation
für die Ostkirchen», die für die Katholiken des byzantinischen
und anderer östlicher Riten zuständig ist. Damit wurde er vom
Schaltzentrum der vatikanischen Macht, wo er in der Spätphase des
Wojtyla-Pontifikats als «Substitut» die wichtigste operative
Stelle nach dem Kardinal-Staatssekretär innehatte, an die Spitze
des zweithöchsten Vatikan-Ministeriums (nach der
Glaubenskongregation) befördert. Die Ostkirchenkongregation
erfordert diplomatisches Fingerspitzengefühl, ist sie doch eine
wichtige Kontaktstelle zu den Regionen im östlichen
Mittelmeerraum, dem Nahen und Mittleren Osten sowie
Nordostafrika.

Sandris diplomatische Karriere war lang und erfolgreich. Nach
seinem Eintritt in den Diplomatischen Dienst 1974 war er in
Madagaskar, Washington, Venezuela und schließlich in Mexiko für
den Heiligen Stuhl im Einsatz. Dazwischen lernte er bei
mehrjährigen Tätigkeiten im vatikanischen «Innenministerium» die
römische Kurie kennen. Die vergangenen sieben Jahre führte er die
Erste Sektion des vatikanischen Staatssekretariats, zu deren
Ressort auch die Verbindungen zu Vatikan-Botschaften in aller
Welt gehört. Die Internationalität ist ihm in die Wiege gelegt:
Er kam als Sohn italienischer Einwanderer am 18. November 1943 in
der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires zur Welt.
 
Theodore-Adrien Sarr (70), Dakar

Als Erzbischof von Dakar, der Hauptstadt des Senegal mit rund
zwei Millionen Einwohnern, amtiert Theodore-Adrien Sarr seit
sieben Jahren. Davor war er bereits 26 Jahre lang Bischof von
Kaolack. Im vergangenen Jahr warnten die Bischöfe des
westafrikanischen Landes vor einer ständig steigenden Armut vor
allem in ländlichen Gebieten. Schätzungen zufolge leben rund 60
Prozent der 11 Millionen Senegalesen auf dem Land. Immer mehr
suchen ihr Heil in den Städten.

Politisch verfügt das Land über demokratische und
rechtsstaatliche Strukturen und ist vergleichsweise stabil. Etwa
90 Prozent der Bevölkerung sind Muslime; die Christen sind mit
rund fünf Prozent eine Minderheit.
 
Odilo Pedro Scherer (58), Sao Paulo

Der neue Erzbischof für Sao Paulo gehört zu den prägenden
Gestalten der brasilianischen Kirche.
Vor seiner Ernennung auf
den Bischofsstuhl der Wirtschaftsmetropole war Odilo Scherer
Generalsekretär der Bischofskonferenz und Weihbischof in Sao
Paulo unter Kardinal Claudio Hummes, der vor einem Jahr an die
römische Kurie wechselte.

Scherer wurde am 21. September 1949 in Sao Francisco als Sohn
deutschstämmiger Einwanderer aus dem Bistum Trier geboren. Nach
dem Studium in Brasilien und der Priesterweihe 1976 ging er zur
Promotion an die Gregoriana-Universität in Rom. Anschließend war
er in seiner Heimat als Dozent am Priesterseminar von Toledo
sowie in der Gemeindeseelsorge tätig. Zwischen 1994 und 2001
arbeitete Scherer an der Bischofskongregation im Vatikan. Danach
wurde er zum Weihbischof für Sao Paulo berufen.
 
Andre Vingt-Trois (65), Paris

Der als Pragmatiker bekannte Erzbischof von Paris gilt als
Ziehsohn des im August verstorbenen Pariser Kardinals Jean-Marie
Lustiger. Die Erhebung in den Kardinalsstand ist für den
Bischofssitz der Hauptstadt Tradition. Zugleich signalisiert sie
aber auch, dass Papst Benedikt XVI. das Wirken des Freundes
klarer Worte schätzt. Vingt-Trois hat seinen Ruf mit überlegten,
aber deutlichen Stellungnahmen etwa zu Embryonenforschung oder
Asylpolitik bestätigt.

Anfang des Monats wählte die Französische Bischofskonferenz
Vingt-Trois als Nachfolger des turnusgemäß ausscheidenden
Kardinals Jean-Pierre Ricard von Bordeaux zu ihrem neuen
Vorsitzenden. Lange hatte es nicht mehr den Fall gegeben, dass
der ohnehin prominente Pariser Erzbischof auch noch die
Bischofskonferenz leitet. Die Wahl ist damit klarer Beleg dafür,
dass Frankreichs Kirche Vingt-Trois' Art und Wirken begrüßt.

Vingt-Trois wurde am 7. November 1942 in Paris geboren, besuchte
hier die Schule und später ein Priesterseminar. Er arbeitete in
der Hauptstadt und ihren Vororten und wurde 1981 zum
Generalvikar. Seit 1988 war er Weihbischof in Paris. 1999 wurde
er Erzbischof von Tours, bevor er 2005 als Nachfolger Lustigers
zurück nach Paris wechselte.

(rv/kna 24.11.2007 bp)








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