Benedikt XVI. hat an diesem Samstag 23 verdiente Kirchenmänner in den Kardinalsstand
erhoben. Im öffentlichen Konsistorium in der Petersbasilika überreichte er Bischöfen
und Theologen das rote Kardinalsbirett. Am Sonntag erhalten sie in der Messfeier den
Kardinalsring. Unter ihnen ist auch der deutsche Kurienerzbischof Paul Josef Cordes.
Damit erreicht der Kreis der möglichen Papstwähler die Obergrenze von 120. Gemeinsam
mit den Über-80-Jährigen, die nicht mehr an einem Konklave teilnehmen dürfen, zählt
der Senat des Papstes ab heute 201 Mitglieder, mehr als je zuvor.
Die Kurzportraits
der neuen Kardinäle (Quelle: KNA):
Angelo Bagnasco (64), Genua
Als
Erzbischof der ligurischen Metropole Genua konnte Angelo Bagnasco mit einem festen
Platz beim nächsten Konsistorium rechnen. Zudem ist er seit gut einem halben Jahr
Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz. Mit deutlichen Äußerungen hat
er sich in die politischen Debatten um Lebensschutz und Familienpolitik eingebracht
- und dafür sogar Morddrohungen aus dem radikalen Milieu Italiens erhalten.
Bagnasco,
am 14. Januar 1943 in Pontevico bei Brescia geboren, stammt aus einfachen Verhältnissen:
Der Vater arbeitete in einer Großkonditorei, die Mutter war Hausfrau. Der junge
Angelo besuchte das erzbischöfliche Humanistische Gymnasium in Genua, wurde
Priester, promovierte nebenher in Philosophie. Nach Jahren als Dozent berief ihn
Johannes Paul II. 1998 zum Bischof und zwei Jahre später zum Erzbischof von Pesaro
an der Adriaküste. 2003 wurde er Militär-Erzbischof, kehrte aber drei Jahre später
in seine Heimat Genua zurück - als der dortige Erzbischof Tarcisio Bertone von
Benedikt XVI. zum Kardinal-Staatssekretär ernannt wurde. Umberto
Betti (85), Theologe
Geboren am 7. März 1922 im italienischen Pieve Santo
Stefano, trat Betti bereits mit 15 Jahren als Novize dem Franziskanerorden bei.
Nach einer Promotion im Fach Dogmatik und einem weiteren Studium im belgischen
Leuven lehrte er als Professor in Rom. Betti war theologischer Berater beim Zweiten
Vatikanischen Konzil (1962-1965) und zuletzt von 1991 bis 1995 Rektor der Päpstlichen Lateran-Universität. Sean
Brady (68), Armagh
Armagh ist seit dem Mittelalter traditioneller Primatssitz
von Irland und mit der Kardinalswürde verbunden. Der katholische Erzbischof
von Armagh führt den Titel «Primas von ganz Irland». Seit elf Jahren leitet der
heute 68-jährige Sean Brady die in Nordirland gelegene Erzdiözese. Brady setzt
sich energisch für einen Frieden und Versöhnung im Konflikt zwischen Katholiken
und Protestanten ein.
Geboren am 16. August 1939 in Drumcalpin, wurde er
1960 zum Priester und 1995 zum Bischof geweiht. Nach eineinhalb Jahren als Koadjutor
von Kardinal Cahal Brandan Daly wurde Brady im Oktober 1996 Erzbischof von Armagh. Angelo
Comastri (64), Vatikan
Als Erzpriester des Petersdoms konnte sich Angelo
Comastri schon seit zwei Jahren Hoffnung auf ein Kardinalsbirett machen. Seit Oktober
2006 ist er Hausherr der großen vatikanischen Basilika. Seine weiteren Titel und
Aufgaben sind Generalvikar Seiner Heiligkeit für den Staat der Vatikanstadt und
Präsident der Dombauhütte Sankt Peter.
Der am 17. September 1943 im toskanischen
Sorano geborene Comastri hätte eigentlich Bischof von Massa Marittima-Piombino nahe
seiner Heimat bleiben können. Gesundheitliche Gründe zwangen ihn aber 1994, keine
vier Jahre nach seiner Weihe, zum Rücktritt. Comastri erholte sich und wurde vom
Papst 1996 mit der Leitung der Wallfahrtsbasilika von Loreto betraut und dann auch
zum Präsidenten des Nationalen Vorbereitungskomitees für das Heilige Jahr 2000
ernannt. Im Februar 2005 berief ihn Johannes Paul II. zum Koadjutor der Vatikan-Basilika,
zum Generalvikar des Vatikanstaats und zum Chef der Dombauhütte.
Benedikt
XVI. ließ Comastri 2006 die römischen Kreuzwegs-Meditationen schreiben. Er gilt
als tief spiritueller Seelsorger und hat Dutzende Bücher verfasst. Nach dem Tod
von Johannes Paul II. wurde er vereinzelt als Geheimtipp für die Papstwahl genannt
- und das, obwohl er damals noch nicht einmal Kardinal war. Giovanni
Coppa (82), emeritierter Vatikan-Diplomat
Über elf Jahre diente der italienische
Erzbischof Giovanni Coppa dem Heiligen Stuhl als Nuntius in der Tschechoslowakei
(ab 1990) beziehungsweise in der Tschechischen Republik (1993-2001). In dieser
Zeit wirkte er am Neuaufbau der kirchlichen Strukturen nach dem Zusammenbruch des
Kommunismus mit und begleitete die friedliche Teilung der Tschechoslowakei und
ihrer Bischofskonferenz in die beiden unabhängigen Republiken beziehungsweise
Konferenzen Tschechiens und der Slowakei.
Seine besonderen Meriten hatte sich
der Norditaliener bereits in den Jahren zuvor im vatikanischen Staatssekretariat
erworben, wo er viele Jahre als einer der unermüdlichsten und angesehensten Vorarbeiter
tätig war.
Am 9. November 1925 in Alba in der Region Piemont geboren, wurde Coppa
1949 zum Priester geweiht. Am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) nahm der
Literaturwissenschaftler als Latein-Experte und Übersetzer teil. 1980 wurde er
zum Bischof geweiht und arbeitete fortan im vatikanischen Staatssekretariat, bevor
er 1990 als Nuntius nach Prag wechselte. Paul Josef Cordes (73),
Vatikan
Als Leiter des Päpstlichen Rates «Cor unum» ist der deutsche Kurienerzbischof
Paul Josef Cordes seit 1995 für die entwicklungspolitische Arbeit des Heiligen
Stuhls verantwortlich. Seine Reisen führen ihn immer wieder in Krisenregionen wie
die sudanesische Konfliktprovinz Darfur. Cordes legt großen Wert darauf, dass
die Kirche ihre karitative Hilfsarbeit nicht als rein humanitäre Aktion versteht,
sondern stets deren Wurzeln im Gebot der christlichen Gottes- und Nächstenliebe
im Blick hat. Teile der ersten Papst-Enzyklika «Deus caritas est», die dies festschreibt,
stammten aus der Feder von Cordes.
Zu den Aufgaben des 73-Jährigen, der am
5. September 1934 in Kirchhundem im Sauerland geboren wurde, gehört es, im Auftrag
des Heiligen Stuhls Flüchtlingslager zu besuchen, Überlebende und Angehörige
von Opfern zu treffen sowie kirchliche Soforthilfe zu koordinieren. Ziel seiner
Reisepolitik ist aber auch, vergessene oder verdrängte Konflikte wieder ins Interesse
der Öffentlichkeit zu rücken. Johannes Paul II. holte den damaligen Paderborner Weihbischof
schon 1980 in den Vatikan. Emmanuel III. Delly (80), Patriarch der
Chaldäer von Babylon (Irak)
Seit 2003 ist Emmanuel-Karim Delly
Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche im Irak. Die altorientalische Kirche
der Chaldäer hat ihren traditionellen Sitz im Irak, wo nach wie vor die Mehrheit
ihrer Mitglieder lebt. Durch Abwanderung, die mit dem US-Einmarsch und dem seitdem
zunehmenden Terror im Land noch massiv verstärkt wurde, bestehen große Diaspora-Gemeinden
und -Diözesen inzwischen auch in Amerika. Die mit Rom unierte Ostkirche mit ostsyrischem
Ritus hat nach Schätzungen 600.000 Gläubige im Irak. Weltweit gibt es etwa eine Million
chaldäisch-katholische Christen.
Delly wurde am 6. Oktober 1927 in Telkaif
bei Mossul im Norden des Irak geboren. Mit 25 Jahren wurde er zum Priester geweiht
und zehn Jahre später zum Bischof ernannt. Von 1967 bis 2002 war er Weihbischof
in der irakischen Hauptstadt im Rang eines Titular-Erzbischofs. Als Patriarch ruft
Emmanuel III. über die internationalen Medien immer wieder zur Solidarität mit
den Christen im Irak und den irakischen Flüchtlingen weltweit auf. Die Erhebung
in den Kardinalsstand durch Papst Benedikt XVI. kann als Geste der Unterstützung
für die chaldäischen Christen gedeutet werden.
Daniel DiNardo (58), Galveston-Houston
Die
Kardinalsernennung des Erzbischofs der texanischen Metropole war eine der Überraschungen
bei den Nominierungen des Papstes. Noch nie zuvor hat es ein texanischer Erzbischof
zur Kardinalswürde gebracht; nun aber hat der Südwesten der USA nach Los Angeles
einen zweiten Kardinalssitz. Damit trägt der Papst den in dieser Region vor allem
durch Einwanderung aus Lateinamerika stetig wachsenden Katholikenzahlen Rechnung.
DiNardo
selbst stammt nicht aus Texas, sondern aus Steubenville im Bundesstaat Ohio. Er
dürfte der einzige unter den Kardinälen mit einer Zwillingsschwester sein. Seine
kirchliche Karriere begann wie bei den meisten US-Bischöfen mit einem Studium in
Rom. Nach einigen Jahren in der Diözese Pittsburgh kehrte DiNardo 1984 nach
Rom zurück, wo er bis 1990 in der einflussreichen Bischofskongregation arbeitete.
Nach einer weiteren Phase in Seelsorge und Lehre wurde er 1997 Koadjutor und später
Bischof von Sioux City, 2004 Koadjutor und 2006 Erzbischof in Galveston-Houston,
wo 1,3 Millionen Katholiken leben. Raffaele Farina (74), Vatikan
Der
Amtstitel von Raffaele Farina lautet schlicht «Bibliothekar und Archivar der Heiligen
Römischen Kirche». Damit ist er Herr über das Vatikanische Geheimarchiv und die
Vatikanische Bibliothek, zu der eine der kostbarsten Sammlungen von Handschriften
und Druckwerken weltweit zählt. Im Juni rückte er an die Spitze dieser Einrichtung
auf, nachdem sein bisheriger Vorgesetzter, Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident
des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog geworden war.
Am 24.
September 1933 in Buonalbergo bei Benevent in Süditalien geboren, trat Farina mit
16 in den Orden der Salesianer Don Boscos ein und studierte Theologie mit Schwerpunkt Kirchengeschichte.
Drei Jahre forschte er als Humboldt-Stipendiat in Freiburg und Bonn, dann lehrte
er als Professor Alte Kirchengeschichte und Methodologie an der römischen Salesianer-Universität,
der er später zwölf Jahre als Rektor vorstand. Daneben amtierte er von 1978 bis
1988 als Sekretär der päpstlichen Historikerkommission. 1997 erhielt er die Berufung zum
Präfekten der Vatikanischen Bibliothek - und zehn Jahre später zum obersten Verwalter
aller historischen Dokumentensammlungen des Vatikan. John Patrick
Foley (72), Pro-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab
Von
John Patrick Foley hieß es einmal, dass er sofort nach dem Aufstehen Nachrichten
schaut - damit er weiß, wofür er beten muss. Theologie und Medien waren bei dem
US-Amerikaner über Jahrzehnte eng verschränkt: Foley, am 11. November 1935 in Darby (Pennsylvania)
geboren, erwarb neben Studienabschlüssen in Geschichte, Theologie und Philosophie
auch einen Master in Journalismus. 1963 bis 1965 arbeitete er, bereits im Priesterstand,
als Konzils-Korrespondent in Rom. Von 1970 bis 1984 leitete er die katholische
Bistumszeitung von Philadelphia.
Dann ernannte ihn Johannes Paul II. zum Präsidenten
des Päpstlichen Medienrates. Hinzu kamen der Vorsitz im Verwaltungsrat des Vatikan-Fernsehens
und die Verantwortung für die vatikanische Filmothek. Nach 23 Amtsjahren gab Foley
als dienstältester Chef einer Kurienbehörde den Medienrat ab, was Gerüchten
um eine Neuordnung des vatikanischen Mediensektors Nahrung gab. Benedikt XVI. erhob
den bekennenden Liebhaber süßer Speisen Ende Juni zum Pro-Großmeister des Ritterordens
vom Heiligen Grab zu Jerusalem - ein Amt, an das traditionell die Kardinalswürde
gebunden ist. Nach der Erhebung zum Kardinal entfällt dann auch die Vorsilbe Pro,
und der einstige Medienmann aus der Neuen Welt wird zum Großmeister des Ritterordens. Agustin
Garcia-Gasco y Vicente (76), Valencia
Geboren am 12. Februar 1931 in Corral
de Almaguer in der Provinz Toledo, wurde Agustin Garcia-Gasco y Vicente 1956 zum
Priester und 1985 zum Bischof geweiht. Nach sieben Jahren als Weihbischof in
Madrid ernannte ihn Papst Johannes Paul II. im Juli 1992 zum Erzbischof im ostspanischen
Valencia, der drittgrößten Stadt des Landes. Im Großraum Valencia, der Hauptstadt
der gleichnamigen autonomen Region und Provinz, leben rund 1,8 Millionen Menschen. Der
Spanier war im Juli 2006 Gastgeber des katholischen Weltfamilientages, der Papst
Benedikt XVI. erstmals auf die iberische Halbinsel führte. Oswald
Gracias (62), Bombay
Erst seit einem Jahr leitet Oswald Gracias die westindische Erzdiözese
Bombay, das größte Bistum des Landes. Vor seinem Wechsel in die Hafenmetropole
mit ihren rund 13 Millionen Einwohnern war Gracias Erzbischof von Agra im nordindischen Bundesstaat
Uttar Pradesh. Geboren am 24. Dezember 1944 in Bombay, wurde er 1970 zum Priester
und 1997 zum Bischof geweiht.
Gracias' Heimat ist eine Region mit großem Konfliktpotenzial zwischen
den Religionen: Das gilt nicht nur für das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen,
sondern vor allem auch für das zu den Hindu-Nationalisten. Dennoch ist der Einfluss
der Minderheitskirche größer als der Anteil der rund 18 Millionen Katholiken
an der Milliardenbevölkerung. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen
weltweit. Estanislao Esteban Karlic (81), Parana
Seine
international am meisten beachtete Rolle hatte der argentinische Erzbischof Estanislao
Esteban Karlic, als er nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch seines Heimatlandes
an der Jahreswende 2001/2002 als Vorsitzender der Bischofskonferenz dazu beitrug,
Argentinien vor dem Abgleiten ins Chaos zu bewahren. Im Januar 2002 trat er nach
dem von Straßenprotesten erzwungenen Rücktritten zweier Präsidenten energisch für
Frieden und Stabilität ein und stärkte dem neuen Interims-Präsidenten Eduardo Duhalde
demonstrativ den Rücken.
Einige Jahre zuvor hatte Karlic, der von den Medien
eher zum «linken Flügel» des Episkopats gezählt wird, eine Kommission der Bischöfe
geleitet, die 1996 einen selbstkritischen Bericht über die Rolle der Kirche in
der Militärdiktatur (1976-1983) veröffentlichte. In Rom machte er sich unter anderem
als Mit-Verfasser des Katechismus der Katholischen Kirche und als Spezialsekretär
der Amerika-Synode 1997 einen Namen.
Der im argentinischen Erzbistum Cordoba
geborene Karlic stammt aus einer kroatischen Einwandererfamilie. Er promovierte
in Rom an der Päpstlichen Gregoriana-Universität. 1977 wurde er Weihbischof
in Cordoba, 1983 Koadjutor und 1986 Erzbischof von Parana. Dieses Amt hatte er
bis zur Annahme seines Rücktritts 2003 inne.
Giovanni Lajolo (72), Vatikan
Der
hochgewachsene Norditaliener Giovanni Lajolo ist als Präsident der Päpstlichen
Kommission für den Staat der Vatikanstadt und Präsident des vatikanischen Governatorats
im Prinzip der Staatschef des Vatikanstaates. In Deutschland ist er vor allem
als ehemaliger Botschafter des Heiligen Stuhls bekannt: Von 1995 bis 2003 amtierte
der im deutschen Staatskirchenrecht besonders bewanderte Diplomat als Apostolischer
Nuntius in Berlin.
Am 3. Januar 1935 in Novara in Piemont geboren, wechselte
Lajolo nach seiner Priesterweihe 1960 nach München, wo er seine Studien in Kirchen-
und Konkordatsrecht vertiefte und nebenher als Kaplan in einer Pfarrei arbeitete.
1970 wurde Lajolo Botschafts-Attache in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn und
begann so seine diplomatische Karriere unter dem legendären Nuntius Corrado Bafile.
1974 bis 1988 gehörte er im vatikanischen Außenministerium zu den engsten Mitarbeitern
des späteren Kardinals Agostino Casaroli.
Nach sieben Jahren in der Wirtschaftsverwaltung
des Heiligen Stuhls wurde Lajolo 1995 Nuntius im vereinigten Deutschland. Im jahrelangen
Streit um die kirchliche Schwangeren-Konfliktberatung versuchte er, eine vermittelnde
Rolle einzunehmen. 2003 wurde er Außenminister des Heiligen Stuhls. Im September
2006 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Regierungschef des Vatikanstaats. Erzbischof
Lluis Martinez Sistach (70), Barcelona
Der Erzbischof von Barcelona, Lluis
Martinez Sistach, macht nicht viele Schlagzeilen. Geboren am 29. April 1937, wurde
er 1961 zum Priester geweiht. Schon von 1987 bis 1991 als Weihbischof in der katalanischen
Hauptstadt tätig, wechselte er für sechs Jahre als Bischof nach Tortosa, bevor
Papst Johannes Paul II. ihn 1997 als Erzbischof nach Tarragona berief. Seit 2004
leitet er die Erzdiözese der mit 1,6 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt Spaniens. Urbano
Navarrete (87), Theologe
Der 1920 in Spanien geborene Theologe Urbano Navarrete
gehört dem Jesuitenorden an und war nach 1980 Rektor der Päpstlichen Universität
Gregoriana. Als Kirchen- und Eherechtsexperte beriet er die Römische Glaubenskongregation
und die Heiligsprechungskongregation und wirkte bei der Reform des Kirchenrechts
(Codex Iuris Canonici, 1983) mit. 1994 erhielt Navarrete die Ehrendoktorwürde der
Päpstlichen Universität von Salamanca. John Njue (63), Nairobi
Der
Vorsitzende der Kenianischen Bischofskonferenz, John Njue, wurde erst Anfang Oktober
zum neuen Erzbischof der kenianischen Hauptstadt Nairobi ernannt. Zuvor war er
seit 2002 Erzbischof-Koadjutor in Nyeri. 1944 in Embu geboren und 1973 zum Priester
geweiht, war Njue von 1986 bis 2002 Bischof in seiner Geburtsstadt. Njue ist erst
der zweite Kardinal in der kenianischen Kirchengeschichte. Im Gebiet seiner neuen
Erzdiözese Nairobi leben 4,5 Millionen Menschen, davon 1,3 Millionen Katholiken. Francisco
Robles Ortega (58), Monterrey
Seit vier Jahren ist Francisco Robles Ortega
Erzbischof der mexikanischen Industriestadt Monterrey. Der für seine kritische Haltung
zur US-Migrationspolitik bekannte Kirchenmann ist unter anderem zuständig für Berufungen
und die Priesterausbildung. Zu seinen Hauptsorgen gehört auch die wachsende Gewalt
durch Aktivitäten der Drogenmafia. Prioritäten sind der Einsatz für eine humanere
Behandlung der Migranten, die Jugend und der interreligiöse Dialog in der facettenreichen Wirtschaftsmetropole.
Geboren
am 2. März 1949, wurde er 1976 zum Priester geweiht. Nach dem Dogmatikstudium an
der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom übernahm der designierte Purpurträger
mehrere Lehrpositionen an Priesterseminaren. 1991 wurde er zum Bischof geweiht
und erhielt fünf Jahre später nach dem Tod des Amtsinhabers das Bischofsamt
in Toluca. 2003 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof von Monterrey, der
mit über vier Millionen Katholiken drittgrößten Erzdiözese Mexikos. Stanislaw
Rylko (62), Vatikan
Der Name von Erzbischof Stanislaw Rylko ist vor allem
mit den Weltjugendtagen verbunden. Im Päpstlichen Rat für die Laien, den der
gebürtige Pole seit 2003 leitet, ist die Organisation des Großtreffens angesiedelt,
zu dem für Juli 2008 in Sydney bis zu eine Million Teilnehmer erwartet werden.
Rylko,
am 4. Juli 1945 in Andrychow geboren, studierte Theologie in Krakau und Sozialwissenschaften
in Rom. In seinen Jahren als Forscher und Dozent in Polen befasste er sich vor
allem mit Volksfrömmigkeit und der Rolle geistlicher Gemeinschaften im Leben
der Kirche. 1987 wurde er in die Jugendsektion des römischen Laienrates berufen,
wo er die Organisation der Weltjugendtage in Santiago de Compostela (1989) und
Tschenstochau (1991) koordinierte.
Nach drei Jahren in der polnischen Sektion
des Staatssekretariats (1992-1995) ernannte ihn Johannes Paul II. zum Sekretär
des Laienrates und 2003 - im Rang eines Erzbischofs - zum Präsidenten der Behörde.
Hier erwarb er sich Verdienste bei der Eingliederung der «neuen geistlichen Bewegungen»
in die Regeln und Strukturen der katholischen Kirche. Zweiter Mann nach Rylko im
Laienrat ist seit 2003 der deutsche Bischof Josef Clemens. Leonardo
Sandri (64), Vatikan
Im Juni erhielt der damalige vatikanische Innenminister
Leonardo Sandri von Papst Benedikt XVI. den Vorsitz in der «Kongregation für
die Ostkirchen», die für die Katholiken des byzantinischen und anderer östlicher
Riten zuständig ist. Damit wurde er vom Schaltzentrum der vatikanischen Macht,
wo er in der Spätphase des Wojtyla-Pontifikats als «Substitut» die wichtigste operative Stelle
nach dem Kardinal-Staatssekretär innehatte, an die Spitze des zweithöchsten Vatikan-Ministeriums
(nach der Glaubenskongregation) befördert. Die Ostkirchenkongregation erfordert
diplomatisches Fingerspitzengefühl, ist sie doch eine wichtige Kontaktstelle zu
den Regionen im östlichen Mittelmeerraum, dem Nahen und Mittleren Osten sowie Nordostafrika.
Sandris
diplomatische Karriere war lang und erfolgreich. Nach seinem Eintritt in den Diplomatischen
Dienst 1974 war er in Madagaskar, Washington, Venezuela und schließlich in Mexiko
für den Heiligen Stuhl im Einsatz. Dazwischen lernte er bei mehrjährigen Tätigkeiten
im vatikanischen «Innenministerium» die römische Kurie kennen. Die vergangenen
sieben Jahre führte er die Erste Sektion des vatikanischen Staatssekretariats,
zu deren Ressort auch die Verbindungen zu Vatikan-Botschaften in aller Welt
gehört. Die Internationalität ist ihm in die Wiege gelegt: Er kam als Sohn italienischer
Einwanderer am 18. November 1943 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires
zur Welt. Theodore-Adrien Sarr (70), Dakar
Als Erzbischof
von Dakar, der Hauptstadt des Senegal mit rund zwei Millionen Einwohnern, amtiert
Theodore-Adrien Sarr seit sieben Jahren. Davor war er bereits 26 Jahre lang Bischof
von Kaolack. Im vergangenen Jahr warnten die Bischöfe des westafrikanischen
Landes vor einer ständig steigenden Armut vor allem in ländlichen Gebieten. Schätzungen
zufolge leben rund 60 Prozent der 11 Millionen Senegalesen auf dem Land. Immer
mehr suchen ihr Heil in den Städten.
Politisch verfügt das Land über demokratische
und rechtsstaatliche Strukturen und ist vergleichsweise stabil. Etwa 90 Prozent
der Bevölkerung sind Muslime; die Christen sind mit rund fünf Prozent eine Minderheit. Odilo
Pedro Scherer (58), Sao Paulo
Der neue Erzbischof für Sao Paulo gehört
zu den prägenden Gestalten der brasilianischen Kirche. Vor seiner Ernennung
auf den Bischofsstuhl der Wirtschaftsmetropole war Odilo Scherer Generalsekretär
der Bischofskonferenz und Weihbischof in Sao Paulo unter Kardinal Claudio Hummes,
der vor einem Jahr an die römische Kurie wechselte.
Scherer wurde am 21.
September 1949 in Sao Francisco als Sohn deutschstämmiger Einwanderer aus dem Bistum
Trier geboren. Nach dem Studium in Brasilien und der Priesterweihe 1976 ging er
zur Promotion an die Gregoriana-Universität in Rom. Anschließend war er in seiner
Heimat als Dozent am Priesterseminar von Toledo sowie in der Gemeindeseelsorge
tätig. Zwischen 1994 und 2001 arbeitete Scherer an der Bischofskongregation im
Vatikan. Danach wurde er zum Weihbischof für Sao Paulo berufen. Andre
Vingt-Trois (65), Paris
Der als Pragmatiker bekannte Erzbischof von Paris
gilt als Ziehsohn des im August verstorbenen Pariser Kardinals Jean-Marie Lustiger.
Die Erhebung in den Kardinalsstand ist für den Bischofssitz der Hauptstadt Tradition.
Zugleich signalisiert sie aber auch, dass Papst Benedikt XVI. das Wirken des Freundes klarer
Worte schätzt. Vingt-Trois hat seinen Ruf mit überlegten, aber deutlichen Stellungnahmen
etwa zu Embryonenforschung oder Asylpolitik bestätigt.
Anfang des Monats
wählte die Französische Bischofskonferenz Vingt-Trois als Nachfolger des turnusgemäß
ausscheidenden Kardinals Jean-Pierre Ricard von Bordeaux zu ihrem neuen Vorsitzenden.
Lange hatte es nicht mehr den Fall gegeben, dass der ohnehin prominente Pariser
Erzbischof auch noch die Bischofskonferenz leitet. Die Wahl ist damit klarer Beleg
dafür, dass Frankreichs Kirche Vingt-Trois' Art und Wirken begrüßt.
Vingt-Trois
wurde am 7. November 1942 in Paris geboren, besuchte hier die Schule und später
ein Priesterseminar. Er arbeitete in der Hauptstadt und ihren Vororten und wurde
1981 zum Generalvikar. Seit 1988 war er Weihbischof in Paris. 1999 wurde er
Erzbischof von Tours, bevor er 2005 als Nachfolger Lustigers zurück nach Paris
wechselte.