Erstmals scheint es
gelungen, Stammzellen zu „reprogrammieren“. Japanische und amerikanisch Forscher berichten,
sie hätten menschliche Körperzellen – ohne Klonen – „verjüngt“. Das wäre ein positiver
Durchbruch für die ethisch umstrittene Stammzellenforschung, sagt Johannes Reiter,
Professor für Moraltheologie an der Universität Mainz.
„Die ethische Problematik
lag bisher ja nicht in den eventuell möglichen Therapien. Diese sind ja höchst respektabel,
dass man Menschen heilen will. Das wird von allen gewollt und für sinnvoll erachtet.
Die ethische Problematik lag bislang in der Wahl der Methode. Bislang mussten für
die Stammzellforschung entweder Embryonen getötet werden, die bei der In-Vitro-Fertilisation
übrig geblieben sind, oder sie mussten eigens herangezüchtet werden auf dem Weg des
therapeutischen Klonens. Dies scheint nun durch diesen neuen Forschungsversuch nicht
mehr nötig zu sein.“
Der Ethiker warnt allerdings vor vorschneller Freude.
„Das
sind alles nur Anfangsschritte. Man weiß noch nicht, ob diese Methode überhaupt einmal
beim Menschen funktionieren wird in der Therapie. Man muss hier in kleinen Schritten
und mit Vorsicht voranschreiten und immer wieder die möglichen Misserfolge im Auge
haben. Denn man weiß ja nicht, wie diese neugezüchteten embryonalen Stammzellen dann
wirklich im Körperinnern entwickeln werden. Wird es vielleicht zu Komplikationen kommen,
was ja nicht auszuschließen ist.“
Die Arbeiten wurden am Mittwoch von den
Fachmagazinen „Cell“ und „Science“ online präsentiert. Die Studie in „Cell“ wurde
von einem Team um den Forscher Shinya Yamanaka von der Universität Kyoto erstellt,
das Papier in „Science“ von einer Gruppe von Wissenschaftern unter Leitung von Junying
Yu, der im Labor des Stammzellenpioniers James Thomson an der Universität von Wisconsin
arbeitet. Beide programmierten nach eigenen Angaben Zellen um, die sich in einer Reihe
von Laborversuchen wie Stammzellen verhielten. Bereits am Wochenende hatte sich
der britische Klon-Pionier Professor Ian Wilmut in einem Interview mit dem „Daily
Telegraph“ von weiteren Experimenten mit embryonalen Stammzellen losgesagt und erklärt,
auch er werde künftig mit der ethisch unproblematischen Methode der Umprogrammierung
von Hautzellen zu pluripotenten Stammzellen arbeiten. Die Ankündigung könnte dem Bericht
zufolge das Ende des so genannten „Forschungsklonens“ bedeuten. (rv/kap 21.11.2007
mc)