2007-11-20 09:47:21

Spanien: Kirche bittet um Vergebung


Der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz bittet um Vergebung für die Rolle der Kirche zur Zeit des Bürgerkriegs in den dreißiger Jahren. Der Schritt kommt überraschend und könnte in der vergifteten innenpolitischen Atmosphäre Spaniens eine wohltuende Wirkung entfalten.

Erst vor kurzem waren in Rom fast fünfhundert Märtyrer aus der Zeit des Bürgerkriegs selig gesprochen worden. Das retrospektive Selbstbild der spanischen Kirche schien damit festgezurrt: auf der Seite der Opfer in dem achtjährigen Blutvergießen. Mit allem, was das impliziert: eher auf der politischen Rechten verortet, da, wo damals der Caudillo Francisco Franco erschien, da, wo heute die oppositionelle Volkspartei steht. Das Hickhack der Kirche mit der Linksregierung von Joseluis Zapatero schien in den letzten Jahren, an immer neuen Streitthemen vorgeführt, diesen Eindruck zu bestätigen: Spaniens Kirche steht rechts. „Die Kirche war ein Opfer“, sagte vor ein paar Jahren der heutige Bischof von Cordoba mit Blick auf den Bürgerkrieg.
Umso überraschender, dass jetzt Bischof Ricardo Blazquez von Bilbao um Vergebung bittet für die - wie er formuliert – „konkrete Rolle“ der Katholiken in den Jahren des Bürgerkriegs. Blazquez verlas das Mea Culpa auf der Vollversammlung der Bischöfe. Und in einem zweiten Text würdigte er auch die „versöhnliche Rolle“ des verstorbenen Kardinals Vicente Tarancon „nach dem Tod des Diktators Franco“. Blazquez` zwei Botschaften waren offenbar nicht mit allen Bischöfen abgesprochen; die Zeitung „El Pais“ spricht von „überraschtem Verstummen“ bei vielen Oberhirten. Ein Jahr vor den Parlamentswahlen sind die beiden Texte eine wichtige, versöhnliche Geste an die spanische Gesellschaft. Blazquez, der allerdings als Vorsitzender der Bischofskonferenz abtritt, signalisiert, dass die Kirche nicht Partei ist. Kurz nach den Seligsprechungen von Rom zeigt dieser Kirchenmann Größe.
(apic 20.11.2007 sk)







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