UNO/Lateinamerika: Adveniat, Armut sinkt nur im Durchschnitt
Die Zahl der Armen
in Lateinamerika ist nach Einschätzung der Vereinten Nationen zum ersten Mal seit
1990 auf weniger als 200 Millionen zurückgegangen. Damit sei die Region auf gutem
Weg, die Armut bis 2015 wie angestrebt zu halbieren, heißt es im jetzt veröffentlichten
Bericht der UNO-Wirtschaftskommission. Aktuell müssten noch 194 Millionen Menschen,
umgerechnet gut 36 Prozent der Bevölkerung, mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen. Armut
geht lediglich im Durchschnitt zurück, betont Christian Frevel vom deutschen Lateinamerikahilfswerk
Adveniat: „Die Einkommensverteilung kommt bei weitem nicht allen zu Gute kommt,
so wie es sein müsste. Bei allen Korrespondenzen und bei allen Besuchen, die wir vor
Ort machen, bemerken wir, dass die Armut an der Basis nicht zurückgegangen ist, sondern
immer weiter zu nimmt, wohingegen der Reichtum der Länder als solche immer weiter
ansteigt.“ Das Bruttoinlandsprodukt in Argentinien und Mexiko seien stark gestiegen,
gleichzeitig würden aber die Gelder innerhalb der Staaten immer ungerechter verteilt.
„Wir beobachten mit Sorge, dass sich zwar etwas für die Wirtschaft tut, aber nicht
für diejenigen, die es eigentlich notwenig hätten, denen die Projekte von Adveniat
zu Gute kommen.“ Mit der jetzt vorgelegten Statistik müsse man daher verantwortlich
umgehen. Frevel: „Ich glaube, die UNO hat besonders diejenigen im Blick, die etwas
tun müssen, d.h., sie sagt, liebe Politiker und liebe Verantwortlichen in den Ländern,
bei euch verbessern sich die Bedingungen etwas zu tun, und jetzt habt ihr die Möglichkeit,
und jetzt helft, die Armut zu beseitigen. Wir müssen auch konstatieren, dass in einigen
Ländern etwas gegen die Armut getan wurde. Aber viele Leute sind leider davon ausgespart,
und bleiben in der Armutsfalle sitzen, und wer einmal keinen Job mehr hat, wer keine
Qualifikation hat, wer kein Land besitzt, der ist in dieser aussichtslosen Position,
und das ist schlimmer als bei uns, weil es keine funktionierenden Sozialsysteme gibt.“ „Gerechtigkeit,
jetzt und für alle Zeiten“ ist das Motto der diesjährigen ADVENIAT-Weihnachtsaktion.
Das Hilfswerk lenkt den Blick nach Lateinamerika, der Region mit der weltweit größten
sozialen Ungleichheit. Besonders will das katholische Lateinamerika-Hilfswerk auf
die Lage der indianischen Bevölkerung in den Anden aufmerksam machen. Wie keine zweite
Bevölkerungsgruppe seien die Indígenas in ihrer Geschichte Opfer von Ungerechtigkeit
geworden, heißt es in er Presseerklärung vom Donnerstag. Die Menschen in Deutschland
sollen sich gemeinsam mit der Kirche in Lateinamerika für die Rechte und die Würde
der Menschen dort einsetzen. Die bundesweite Aktion wird am 2. Dezember in Mainz eröffnet,
das Hilfswerk erwartet namhafte Gäste aus Lateinamerika und Deutschland. (rv/pm/dw
16.11.2007 bp)