Nach der Beihilfe
zum Selbstmord für zwei Deutsche auf einem Schweizer Parkplatz wächst die Kritik an
„Dignitas“. Der Gründer der Sterbehilfeorganisation, Ludwig A. Minelli, verteidigt
sein Vorgehen. „Dignitas“ habe keine andere Wahl, als auf Hotelzimmer oder Autos auszuweichen,
sagte Minelli am Donnerstag gegenüber Schweizer Medien. Mehrerer Gemeinden hatten
der Organisation nach Anrainerprotesten verboten, Sterbebegleitungen in Wohnungen
durchzuführen. Für den Schweizer Theologen und Sozialethiker Markus Zimmermann-Acklin
ist das Problem nicht der Ort, sondern…
„die Tatsache, dass bei uns in der
Schweiz die Beihilfe zum Suizid durch Sterbehilfegesellschaften durchgeführt wird
und nicht durch Ärztinnen und Ärzte sowie nicht in unseren Krankenhäusern. Das ist
ein sehr wesentlicher Unterschied zu der Situation in den Niederlanden, wo nur Ärzte
eine Suizidbeihilfe leisten dürfen. Ein weiterer Punkt, den ich ganz wichtig finde,
betrifft die Kompetenz derjenigen, die tatsächlich zum Sterben helfen. Was sind das
für Menschen, die das durchführen? Kürzlich wurde beispielsweise bekannt, dass ein
Student seine Ausbildung damit finanziert hat. Dieser Student hat eigenartigerweise
auch Theologie studiert.“
Ein großer Teil der Sterbewilligen kommt aus
dem Ausland, vor allem aus Deutschland. Die unterschiedliche Regelung macht sich in
diesem Bereich sehr stark bemerkbar, so der Sozialethiker Zimmermann-Acklin.
„In
der Schweiz steht eigentlich im Bezug auf die Suizidbeihilfe, die im Moment im Rampenlicht
der Aufmerksamkeit steht, eine liberale Grundhaltung im Vordergrund. Selbst im Parlament
findet sich kaum jemand, der an dem grundsätzlichen Recht rütteln möchte, dass jeder
Mensch die Freiheit hat, sich das Leben zu nehmen und zwar wenn er oder sie das möchte.
Aber die Diskussion in Deutschland verläuft grundsätzlich anders als in der Schweiz.
Hauptsächlich geht es darum, dass in Deutschland die Praxis der Beihilfe zum Suizid
nach wie vor ein vollkommenes Tabuthema ist. Hier in der Schweiz haben wir eine Praxis
und insbesondere auch die Tatsache, dass Werbung für Beihilfe für Suizid auch im Ausland
gemacht wird und dies insbesondere in Deutschland.“