Vatikan: "Saudi-Arabien sucht Weg aus der Isolation"
König Abdullah von
Saudi-Arabien war heute beim Papst – vor zwei Monaten hatte der Monarch bereits seinen
Außenminister bei Benedikt vorbeigeschickt. Saudi-Arabien hat es sich zum Anliegen
gemacht, ein besseres Verhältnis mit dem Heiligen Stuhl aufzubauen, glaubt Bischof
Paul Hinder, der Apostolische Vikar von Arabien.
„Es ist gewiss ein Interesse
von saudischer Seite da, dass grundsätzlich die Beziehungen zwischen Islam und Christentum
– und da spielt die katholische Kirche eine besondere Rolle – entschärft bzw. verbessert
werden. Dann dürfte es im Interesse von Saudi Arabien liegen, in Sachen Religionsfreiheit
bzw Gottesdienstfreiheit aus einer gewissen Isolation herauszukommen, weil es inzwischen
das einzige Land auf der arabischen Halbinsel ist, wo Restriktionen für Christen in
diesem Ausmaß da sind. Im Moment ist Saudi Arabien das Schlusslicht. Die anderen Staaten
der Golfregion sind bei Religions- und Gottesdienstfreiheit schon weiter.“
Saudi
Arabien verbietet jede Form von nicht-islamischer Gottesverehrung im öffentlichen
Raum. Kirchen gibt es nicht, Kreuzzeichen sind nicht erlaubt, Gottesdienste dürfen
„im privaten Rahmen“ abgehalten werden – aber nur, sagt Bischof Hinder,
„sofern
das nicht andere stört. Die Schwierigkeit liegt aber darin, dass es keine zuverlässigen
Regelns gibt, was das eigentlich heißt. Wo hört die Privatheit der Gottesdienstform
auf? Was den Ort betrifft, wie viel es sein dürfen, wie laut sie singen dürfen undsoweiter.
Dort liegen Schwierigkeiten.“
König Abdullah, den Papst Benedikt heute
in Audienz empfangen hat, gilt als vorsichtiger Modernisierer Saudi-Arabiens. Bischof
Hinder glaubt, dass der Monarch an eine Lockerung der strengen Regeln für nicht-islamische
Religionen denkt.
„Ich denke, das liegt im Interesse des Landes, weil sehr
viele Expatriates im Land wohnen, die das Land mit aufbauen. Die ganze Infrastruktur
Saudi-Arabiens käme ohne diese fremden Arbeiter nicht aus, die aus Asien oder anderen
Ländern kommen. Es liegt also im Interesse des Landes, dass diese Leute sich hier
wohl fühlen, auch was ihre religiöse Betätigung betrifft.“ (rv 06.11.2007 gs)