Die französische Bischofskonferenz
hat einen neuen Vorsitzenden. Es ist der Erzbischof von Paris, André Vingt-Trois.
Der designierte Kardinal folgt in diesem Amt dem Erzbischof von Bordeaux, Kardinal
Jean-Pierre Ricard, nach. Die französischen Bischöfe sind diese Woche in Lourdes,
wo sie ihre diesjährige Generalversammlung halten. Im Gespräch mit Radio Vatikan lässt
Kardinal Ricard die Höhepunkte seines Mandates Revue passieren. Bekannt wurde Kardinal
Jean-Pierre Ricard unter anderem durch sein engagiert-ausgleichendes öffentliches
Auftreten als Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz während der wochenlangen
Ausschreitungen und sozialen Unruhen, die im Jahre 2005 in vielen französischen Städten
wüteten. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die französische Gesellschaft verändert,
so der Kardinal.
„Ich denke, dass meine Präsidentschaftszeit nicht schlecht
war. Man muss bedenken, dass wir in einer Zeit voller Spannungen leben. Der Säkularismus
wütet um sich und beeinflusst die Franzosen mehr als uns lieb ist. Das hat dazu geführt,
dass ein großer Teil der Gesellschaft sich noch weiter von der Kirche entfernt hat.
Dennoch habe ich gespürt und erlebt, dass trotz diesen Schwierigkeiten, durchaus
positive Zeichen einer lebendigen Kirche existieren."
In Frankreich wie
in anderen europäischen Ländern herrscht Priestermangel. Dies wird eines der Hauptthemen
der Bischofsversammlung sein.
„Bei dieser Versammlung sprechen wir vor allem
über die Rolle der Priester. Im Mittelpunkt stehen die Aufgaben und Dienste der Priester
für die französische Gesellschaft. Nun, wir wissen zwar, dass unsere Priester einer
großen Belastung ausgesetzt sind, und deshalb möchten wir ihnen nicht neue Hürden
in den Weg stellen. Dennoch ist es wichtig, ihre Aufgabe klar zu definieren.“
Die
französischen Oberhirten fielen im laufenden Jahr vor allem bei politischen Ereignissen
auf. Das gibt auch der scheidende Vorsitzende der Bischofskonferenz zu.
„Ich
denke, dass für das Jahr 2007 vor allem die Präsidentschaftswahl sowie die Parlamentswahlen
sehr bedeutend waren, weil es bei diesen politischen Ereignissen auch um die Zukunft
der katholischen Kirche in Frankreich ging. Es war aber auch interessant zu sehen,
welche Rolle die französischen Katholiken in der Politik spielen. Wir mussten jeweils
intervenieren, nicht aus einem Drang heraus n der Öffentlichkeit stehen zu wollen,
sondern da es bei vielen politischen Auseinandersetzungen darum ging, christliche
Werte und die Würde des Menschen zu verteidigen.“
Unter den – politisch
betrachtet – „heißen Eisen“ gehört die gegenwärtig in Frankreich diskutierte Ausländerpolitik.
Dazu Kardinal Jean-Pierre Ricard.
„Die Frage rund um die Einwanderungspolitik
war bisher die schwierigste Angelegenheit. Die Franzosen führen die Diskussion meiner
Meinung nach zu emotional. Wir Bischöfe haben uns kürzlich ganz klar dazu ausgedrückt.
Gerade in diesem Bereich gibt es täglich neue Vorschläge und wir warten auf weitere
politische Beschlüsse zu diesem Thema. Wir müssen und werden diese Gespräche weiterhin
genauer beobachten und jeweils zu Wort melden, wenn unwürdige und unfaire Gesetze
beschlossen würden.“