2007-11-05 11:11:01

D: Huber, Für "Kultur wechselseitigen Respekts"


RealAudioMP3 Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, fordert in der Ökumene eine "Kultur wechselseitigen Respekts angesichts fortbestehender Unterschiede". Beim Auftakt der EKD-Synode gestern in Dresden kritisierte er erneut das jüngste Vatikan-Papier zum Kirchenverständnis.
Nein, das Dokument der Glaubenskongregation vom Juli habe "dem ökumenischen Klima" "keinen guten Dienst erwiesen", beklagte Deutschlands Chef-Protestant. Erklärungsversuche etwa durch Vatikan-Kardinal Walter Kasper seien zwar honorig, vertrügen sich aber "nicht leicht" "mit dem Wortlaut der vatikanischen Äußerung". "Gleichwohl rufen die vatikanischen Äußerungen Fragen im Blick auf die leitende ökumenische Zielsetzung wach. Statt einer Kultur des wechselseitigen Respekts auf der Grundlage des gemeinsam Christlichen begegnet immer wieder eine Tendenz dazu, dass allein die römisch-katholische Gestalt des christlichen Glaubens als ökumenisch normativ angesehen und die evangelische Gestalt im Vergleich dazu als defizitär behandelt wird." Das sei, so Huber entschieden, nicht der richtige Weg zur auch vom Papst immer wieder beschworenen "Einheit in der Vielfalt".
"Sehr wohl aber lässt sich eine solche Perspektive entwickeln, wenn wir als evangelische Kirche unsere Erfahrung mit gestalteter und verantworteter Pluralität als ein "Pfund" verstehen, das wir ökumenisch einbringen wollen." Auf katholischer Seite gebe es dazu Ansätze auch in den Konzilstexten. Huber erinnerte daran, "dass das Ökumenismus-Dekret des II. Vatikanischen Konzils ausdrücklich von den "getrennten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften im Westen" spricht und damit die Möglichkeit eröffnet, die Kirchen der Reformation auch aus einer römisch-katholischen Perspektive als Kirchen zu bezeichnen." In diese Richtung gingen auch Ausführungen von Kardinal Karl Lehmann vor den katholischen deutschen Bischöfen. "Er deutet die Weichenstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils in dem Sinn, dass das Konzil Bedeutung und Gewicht der nicht-römisch-katholischen Kirchen – "trotz einiger Mängel" – im Geheimnis des Heils anerkannt und ihnen damit eine "wirkliche Anteilnahme am Kirchesein" zuerkannt hat." Außerdem - und auch bei dieser Analyse gebe er Lehmann recht - könne man heutzutage nicht mehr hinter das ökumenisch Erreichte zurück.
Bischof Huber macht für den künftigen ökumenischen Dialog drei Vorschläge: "Als erste Perspektive nenne ich das gemeinsame Bekennen und die gemeinsame Spiritualität. Denn darin liegt ein elementarer Zugang zum gemeinsamen christlichen Glaubensschatz." Warum könne man denn nicht, so Hubers Idee, gemeinsam "einen Kanon von Schlüsseltexten der gemeinsamen christlichen Tradition" zusammenstellen? In diesen Zusammenhang gehöre auch das Drängen auf baldige eucharistische Mahl-Gemeinschaft. "Gewiss ist die Hoffnung zu kühn, dass schon für den Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München 2010 eine einvernehmliche Antwort auf diese Frage gegeben wird. Umso wichtiger ist es, für diesen Kirchentag überzeugende Formen ökumenischer Spiritualität wie gemeinsamer Weltverantwortung zu finden."
Zweiter Vorschlag: Die "Kultur wechselseitigen Respekts angesichts fortbestehender Unterschiede" wieder entdecken und neu ernstnehmen. "Auch in einer Phase, in der die unterschiedlichen Profile der christlichen Kirchen deutlich hervortreten, darf dies nicht zu einer gegeneinander gerichteten Rekonfessionalisierung oder gar zu einer Abwertung der ökumenischen Partner führen. Jede konkrete christliche Kirche ist nur eine der Kirchen, in denen die eine Kirche Jesu Christi gegenwärtig ist. Eine Kirche, die sich durch einen Ausschließlichkeitsanspruch von den anderen Kirchen separiert, könnte nicht mehr ökumenisch genannt werden." Das ist eine deutliche Mahnung in Richtung der katholischen Kirche. Bischof Huber hat auch hier eine konkrete Idee: "Im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017 erscheint es mir sogar als unerlässlich zu erkunden, ob evangelische und katholische Theologie vom reformatorischen Aufbruch und der römisch-katholischen Reaktion auf ihn ein gemeinsames Bild entwerfen können."
Und schließlich, Punkt drei, die "gemeinsame Verantwortung im Zeugnis und im Dienst in der Gesellschaft". Angesichts eines "kämpferischen Atheismus" und der Debatte um den Klimawandel sei es im Moment zum Beispiel dringend, dass sich die Christen gemeinsam ihres Schöpfungsglaubens neu vergewissern, so Bischof Huber.
(rv/ekd-homepage 05.11.2007 sk)







All the contents on this site are copyrighted ©.