Die Evangelische Kirche
in Deutschland (EKD) will in nächster Zeit noch pointierter die Auseinandersetzung
mit dem Islam suchen. Das kündigte der evangelische Bischof Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender
der EKD, gestern in Dresden an. Huber eröffnete die Synode der deutschen Evangelischen
Kirche, die bis Mittwoch dauert. Sie ist das Spitzengremium der 23 evangelischen Landeskirchen.
Immer wieder hat Bischof Huber in den letzten Wochen ernste Fragen an den Islam
gestellt. Auch gestern in Dresden formulierte er nicht ohne Schärfe: "Religiöse Pluralität
ist der Ernstfall der Religionsfreiheit." Die evangelische Kirche bejahe freie Religionsausübung
auch von Muslimen in Deutschland - "dabei schließt das Ja zum Bau von Moscheen die
kritische Auseinandersetzung über den Ort und die Größe, die Gestaltung oder die Anzahl
nicht aus." Huber wörtlich: "Wir machen unser Ja zur freien Religionsausübung von
Muslimen nicht von der Frage abhängig, ob islamisch dominierte Länder den dort lebenden
Christen Religionsfreiheit gewähren und auch den Übertritt zum Christentum als Ausdruck
der Religionsfreiheit achten. Doch zugleich treten wir nachdrücklich für die Religionsfreiheit
als universales Menschenrecht ein." Er finde sich nicht damit ab, dass heutzutage
vor allem Christen in vielen Teilen der Welt unter dem Fehlen von Religionsfreiheit
leiden. Ausführlich beschäftigte sich Bischof Huber mit dem Offenen Brief von etwa
140 Islamgelehrten an das Christentum. Dabei übte er nuancierte Kritik: "Programmatisch
stellen die Gelehrten das Bekenntnis zu Mohammed als "dem Boten Gottes" dem Bekenntnis
zu dem einen Gott gleichrangig zur Seite; damit verweisen sie von Anfang an auf Unterschiede,
denen ebensolche Aufmerksamkeit gelten muss wie den Gemeinsamkeiten." Generell hat
der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche ganz und gar nicht den Eindruck, "dass
durch dieses Dokument an der Vorstellung von der Endgültigkeit und Unüberbietbarkeit
des Islam irgendwelche Abstriche gemacht werden." Dass es über ein Papier der EKD
zum Gespräch mit dem Islam zu einer teilweise heftigen Debatte gekommen ist, stört
Bischof Huber nicht: "Ich begrüße diese Debatte; sie kann dazu beitragen, dass Missverständnisse
überwunden, Gemeinsamkeiten gestärkt und Differenzen in weiterführender Weise bearbeitet
werden." Nachdrücklich wendet sich Huber aber gegen Vorstellungen, die Christen sollten
ihr Verhältnis zum Islam auf die gleiche Stufe stellen wie das zum Judentum, und darum
müsse auch interreligiöses Gespräch ein Trialog sein, also Christen, Juden und Moslems
umfassen. "Für die Evangelische Kirche in Deutschland steht dem Vorschlag eines solchen
Trialogs aber insbesondere entgegen, dass das jüdisch-christliche Verhältnis von uns
theologisch als einzigartig betrachtet wird." Im übrigen, so bekräftigte Huber auf
das EKD-Papier gestützt, halten Deutschlands Protestanten selbst in Zeiten der interreligiösen
Gespräche an der Mission fest - auch über diesen Punkt hatte es Unmut beim Koordinierungsrat
der Muslime in Deutschland gegeben. (rv/ekd-homepage 05.11.2007 sk)