Die Botschaft der biblischen Schöpfungsberichte kann kaum überschätzt werden - in
ihr liegen die Wurzeln von Religion überhaupt. Die Krise von Religion ist auch eine
Krise des Schöpfungsbewusstseins, und was Erlösung meint, kann ohne Schöpfungstheologie
nicht verstanden werden. Das meinte der Prager Philosoph Jan Sokol jetzt bei einem
Vortrag in Wien. Die Verkündigung des christlichen Glaubens in einer gründlich säkularisierten
Welt stelle neue und bisher kaum bewältigte Forderungen. Es sei aber zugleich auch
eine Gelegenheit, die Inhalte und Formulierungen dieses Glaubens zu überdenken. Das
bedeute nicht, dass man auf etwas verzichten müsste, sondern - wie im Fall der Schöpfungsberichte
- etwas halb Vergessenes neu zur Geltung zu bringen. Mit einer "Rehabilitierung"
des Schöpfungsglaubens sei vor allem eine Korrektur der weit verbreiteten Meinung
möglich, Religion bedeute eigentlich nur moralische Verbote, so Sokol. Religion sei
nicht eine Gelegenheit zu neuen erlesenen "Erlebnissen", sondern "ernsthafte Annahme
der Verpflichtung, in der die Menschen als Lebende stehen". Damit sei sie aber auch
etwas, das alle Menschen verbinden sollte: "Das bietet eine bessere Basis für das
Gespräch mit anders - oder gar nicht - religiösen Menschen". (kap 04.11.2007 sk)