Ökumene: Papstamt kein zwingendes Hindernis für Ökumene
Der Vorrang-Anspruch des Papstes vor orthodoxen Kirchenoberhäuptern ist nach dem Urteil
der katholisch-orthodoxen Dialogkommission keine unüberwindliche Hürde für die Kircheneinheit.
Beide Seiten seien sich einig, dass der Papst als Bischof von Rom im ersten Jahrtausend
die Rolle eines „Ersten unter den Patriarchen“ eingenommen habe, heißt es im Ergebnispapier
der jüngsten Gesprächsrunde, das durch eine Indiskretion vorab bekannt wurde. Der
Primat des Petrus-Nachfolgers sei „fest gegründet in der kanonischen Tradition der
Kirche“. Unterschiedliche Auffassungen gebe es indessen darüber, wie dieser Vorrang
auszuüben sei. Die gemeinsame Theologenkommission des Vatikan und der orthodoxen
Kirchen hatte Mitte Oktober im italienischen Ravenna unter Leitung von Kurienkardinal
Walter Kasper und Metropolit Ioannis Zizioulas getagt. Der Vertreter des Moskauer
Patriarchates hatte das Treffen aus Protest gegen die Teilnahme der estnischen orthodoxen
Kirche mit seiner Delegation vorzeitig verlassen. Die Teilnehmer der Ravenna-Konferenz
bezeichneten ihr Ergebnis als „positiven und bedeutenden Fortschritt“. Allerdings
sei die Rolle des Bischofs von Rom innerhalb der Gemeinschaft der Kirchen noch eingehender
zu untersuchen. Außer der spezifischen Funktion eines „ersten Bischofssitzes“ sei
auch die Lehre des beiden Vatikanischen Konzile vor dem Hintergrund der kirchlichen
Praxis des ersten Jahrtausends zu klären. Diese Fragen seien entscheidend für den
weiteren Dialog und für die Kircheneinheit. Das einwöchige Treffen in Ravenna war
die zehnte Vollversammlung der Kommission. Im vergangenen Jahr hatten die jeweils
30 katholischen und orthodoxen Experten ihre Beratungen nach sechsjähriger Unterbrechung
mit einer Tagung in Belgrad wieder aufgenommen. Bei beiden Konferenzen ging es um
dogmatische und kirchenrechtliche Aspekte des Kirchenverständnisses. (kna 03.11.2007
mc)