2007-11-03 15:09:50

Ökumene: Papstamt kein zwingendes Hindernis für Ökumene


Der Vorrang-Anspruch des Papstes vor orthodoxen Kirchenoberhäuptern ist nach dem Urteil der katholisch-orthodoxen Dialogkommission keine unüberwindliche Hürde für die Kircheneinheit. Beide Seiten seien sich einig, dass der Papst als Bischof von Rom im ersten Jahrtausend die Rolle eines „Ersten unter den Patriarchen“ eingenommen habe, heißt es im
Ergebnispapier der jüngsten Gesprächsrunde, das durch eine Indiskretion vorab bekannt wurde. Der Primat des Petrus-Nachfolgers sei „fest gegründet in der kanonischen Tradition der Kirche“. Unterschiedliche Auffassungen gebe es indessen darüber, wie dieser Vorrang auszuüben sei.
Die gemeinsame Theologenkommission des Vatikan und der orthodoxen Kirchen hatte Mitte Oktober im italienischen Ravenna unter Leitung von Kurienkardinal Walter Kasper und Metropolit Ioannis Zizioulas getagt. Der Vertreter des Moskauer Patriarchates hatte das Treffen aus Protest gegen die Teilnahme der estnischen orthodoxen Kirche mit seiner Delegation vorzeitig verlassen.
Die Teilnehmer der Ravenna-Konferenz bezeichneten ihr Ergebnis als „positiven und bedeutenden Fortschritt“. Allerdings sei die Rolle des Bischofs von Rom innerhalb der Gemeinschaft der Kirchen noch eingehender zu untersuchen. Außer der spezifischen Funktion eines „ersten Bischofssitzes“ sei auch die Lehre des beiden Vatikanischen Konzile vor dem Hintergrund der kirchlichen Praxis des ersten Jahrtausends zu klären. Diese Fragen seien entscheidend für den weiteren Dialog und für die Kircheneinheit.
Das einwöchige Treffen in Ravenna war die zehnte Vollversammlung der Kommission. Im vergangenen Jahr hatten die jeweils 30 katholischen und orthodoxen Experten ihre Beratungen nach sechsjähriger Unterbrechung mit einer Tagung in Belgrad wieder aufgenommen. Bei beiden Konferenzen ging es um dogmatische und kirchenrechtliche Aspekte des Kirchenverständnisses.
(kna 03.11.2007 mc)








All the contents on this site are copyrighted ©.