Schweiz: Protestanten, "Glaube ist nicht Wahrheit"
Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) hat ein Positionspapier zum interreligiösen
Dialog veröffentlicht. Unter dem Titel "Wahrheit in Offenheit - Der christliche Glaube
und die Religionen" versucht die Studie darzulegen, dass die Religion als menschliche
Kulturschöpfung nicht die Wahrheit sei, sondern lediglich auf die Wahrheit verweise.
Die Wahrheitsgewissheit des evangelischen Glaubens bestehe nicht aus feststehenden
Sätzen und Dogmen, sondern sei vielmehr eine von Gott in Christus gegebene Lebensorientierung.
Gerade die Reformierten wüssten auch, dass das Wahrheitsbewusstsein einer Religion
immer an seine Entstehungs- und Entwicklungsbedingungen gebunden sei. Die evangelische
Position weise gleichzeitig über das interreligiöse Zusammenleben hinaus und mache
Aussagen, die generell für das Miteinander in multikulturellen Gesellschaften und
alle zwischenmenschlichen Kontakte bedenkenswert sind. Toleranz habe nichts mit Gleichgültigkeit
zu tun, sondern fordere eine dialogische Grundhaltung, die auch gegenseitiges Unverständnis
aushalten könne. Das könne zu einem Leiden am Anderen führen, der die eigene Gewissheit
nicht teilen könne und wolle. "Wenn auch der Streit um die Wahrheit letztlich nicht
entschieden werden kann, so ist er doch zu führen. Als konstruktives Ringen kann er
tiefer in die je eigene Wahrheitsgewissheit hineinziehen." Das selbstbewusste Einstehen
für die eigene Wahrheit könne den Menschen also näher zu sich selbst führen.