2007-11-03 16:25:30

Nahost: Kinder und Jugendliche in Gaza


RealAudioMP3 Tag für Tag steigt die Zahl der Toten im Gazastreifen. Das Gebiet steht faktisch unter der Kontrolle der Hamas, die im 2006 gewählt wurde. Doch die Boykott-Aufrufe der internationalen Gemeinschaft und die „Abwehrmaßnahmen“ der israelischen Armee lässt der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen wenig Hoffnung auf eine bessere und vor allem sichere Zukunft. Insbesondere die palästinensischen Kinder leiden physisch und psychisch an den Folgen dieses Konflikts.

Jafa ist 18 Jahre alt. Sie ist eine junge Palästinenserin, die eigentlich nur eines wünscht: Sicherheit. Deshalb ist es für das Mädchen, die im Gazastreifen zur Welt kam, wichtig, eine gute Ausbildung vorweisen zu können.

„Eigentlich hätten in der vergangenen Woche die Abschlussprüfungen für die Grundschule stattfinden sollen, doch die Auseinandersetzungen zwischen Hamas und Fatah haben sich so verschlimmert, dass wir die Prüfungstermine verschieben mussten. Es ist für mich sehr schwierig, unter diesen Umständen zu arbeiten. Es gibt so viele Tote und Kämpfe. Es war eine sehr traurige Woche für mich. Zwei meiner Freunde sind gestorben. Das ist schrecklich und ich finde auch keine passende Worte.“

Es vergeht kaum ein Tag in Gaza ohne das Kinder und Jugendliche keine Schüsse oder Alarmanlagen hören müssen. Ambulanz-Sirenen und Schreie füllen die engen Gassen und Strassen akustisch. Die Kinder sind unschuldige Opfer der internen Kämpfe zwischen Hamas und Fatah. Aber auch die Eingriffe der israelischen Armee verursachen Opfer unter den Kindern und Jugendlichen. Der Unicef-Beauftragte im Gazastreifen, Laurent Chapuis, kennt die Situation der Kinder vor Ort gut.

„Die Kinder leiden täglich sowohl an den israelischen Angriffen als auch an der parteipolitischen Besetzung der Hamas in Gaza. Aber sie leiden auch an den Folgen der schweren Wirtschaftskrise. Auch spüren sie die Konsequenzen der geschlossenen Grenzen und den zahlreichen Checkpoints. Einzig im Süden an der Grenze zu Ägypten ist noch ein Grenzposten offen.“

Wer nicht ausreisen kann, ist gezwungen im Land zu bleiben. Ein normaler Alltag ist unmöglich. Die Kinder können nicht draußen spielen. Die 12-jährige Julie würde gerne mit ihren Freunden auf die Strassen gehen und miteinander etwas unternehmen.

„In den letzten Tagen wollten wir spielen gehen. Doch während fünf Tagen in Folge waren nur Schüsse zu hören und wir hatten Angst. Die Situation war sehr schlimm. Niemand konnte aus seinem Haus raus. Es war sogar gefährlich beim Fenster zu stehen. Es sind so viele schreckliche Taten passiert. So viele Menschen wurden umgebracht.“

In solchen Situationen reagieren Kinder sehr sensibel. Sie wissen und verstehen nicht, was um sie geschieht. Daher versucht die Ärzteorganisation „Medecins Sans Frontiers“ die jüngsten Opfer psychologisch zu betreuen. Nathalie Seuvrie ist Koordinatorin der Ärzteorganisation und zuständig für die psychologische Hilfe an Kindern im Gazastreifen.

„Vor allem Kleinkinder haben seelische Probleme. Aber auch die Mütter leiden unter traumatischen Belastungsstörungen. Wir stellen so viele Depressionsfälle fest. Das geht soweit, dass die Mütter nicht mehr in der Lage sind, eine stabile Mutter-Kind-Beziehung aufrecht zu halten. Eine solche Patientin hat in der Regel auch Probleme mit ihrem Ehemann, falls sie überhaupt verheiratet ist. Bei den palästinensischen Kleinkindern sind die Zahlen von Ernährungs- oder Schlafstörungen höher als der internationale Durchschnitt, den die Unicef angibt.“

(rv/unicef-radio 02.11.2007 mg)








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