Die katholische Soziallehre
und der Einsatz des Papstes seien wichtig für die Politik. Das hat der Deutsche Botschafter
am Heiligen Stuhl, Hans Henning Horstmann, betont. In seinem monatlichen Dossier bei
Radio Vatikan beleuchtete er die vielfältigen Beziehungen zwischen Politik und Heiligem
Stuhl: „Das Kompendium der Soziallehre ist ein guter Leitfaden. Die persönlichen
Ansprachen und Botschaften des Papstes zu Wirtschafts- und Sozialfragen in der Globalisierung
sind wegweisend. Benedikt XVI. hat die ethischen Herausforderungen in einzigartiger
Weise thematisiert und konkretisiert. Seine Forderungen zur Bekämpfung von Armut und
zum Erhalt der Schöpfung werden von uns tatkräftig unterstützt, dies gilt auch für
seine eindringlichen Worte an die Adresse wirtschaftlicher Unternehmungen.“ (rv
31.10.2007 bp)
Wir dokumentieren hier den ganzen Beitrag des Botschafters:
Beitrag
für Radio Vatikan Oktober 2007 zur Vielfalt der Beziehungen zwischen Deutschland
und dem Heiligen Stuhl
Sehr verehrte Hörerinnen, sehr verehrte Hörer,
die
Beziehungen zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl sind vielfältig und eng. Besonderes
Kennzeichen für unsere Beziehungen sind die Gespräche der deutschen Persönlichkeiten
aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur mit den Vertretern des Vatikan. Gerne
nenne ich einige Beispiele für die Vielfalt unseres Meinungsaustausches.
Zum
politischen Gespräch: Alleine in den vergangenen 15 Monaten haben der Bundespräsident,
die Bundeskanzlerin, der Vizepräsident des Bundestages, die Ministerpräsidenten von
Hessen, Schleswig-Holstein und Bayern sowie der Bundesminister des Inneren, der Bundesminister
für Verteidigung, und Delegationen aus allen Fraktionen des Bundestages, aus den Ländern
und aus den Kommunen den Vatikan besucht. Den Bayerischen Ministerpräsidenten Beckstein
führte sein erster Auslandsbesuch zum Heiligen Stuhl. Auch deutsche Mitglieder des
Europäischen Parlamentes sowie politische Nachwuchsorganisationen suchen den Meinungsaustausch
mit dem Vatikan. Schwerpunkte der Gespräche sind regionale, europäische und internationale
Fragen. Die Deutschen wissen sich mit der Außenpolitik des Heiligen Stuhls einig:
Dialog und Kooperation für den Frieden in der Welt, die Verteidigung der Menschenrechte,
die Stärkung der internationalen Organisationen, die Nichtverbreitung von Atomwaffen
und Rüstungskontrolle und eine Politik der Partnerschaft mit den Staaten und Regionen
der südlichen Hemisphäre. Für Deutschland und den Heiligen Stuhl ist Afrika ein wichtiger
Schwerpunkt. Bei der kürzlichen Zusammenkunft und Konferenz von Sant’Egidio in Neapel
haben gerade auch deutsche Laien und Kleriker mit Persönlichkeiten aus der Kurie über
Möglichkeiten des präventiven Dialoges und der Kooperation für einen weltweiten Frieden
gesprochen.
Zum wirtschaftlichen Gespräch: Der Bund Katholischer Unternehmer
und andere hochrangige Vertreter der deutschen Wirtschaft pflegen den Meinungsaustausch
zu ethischen, moralischen und insbesondere zu sozialen Fragen. Diese Unternehmerinnen
und Unternehmer wissen sich der katholischen Soziallehre, der evangelischen Sozialethik
und dem Auftrag des deutschen Grundgesetzes zur sozialen Verantwortung der Wirtschaft
verpflichtet. Das Kompendium der Soziallehre ist ein guter Leitfaden, die persönlichen
Ansprachen und Botschaften des Papstes zu Wirtschafts- und Sozialfragen in der Globalisierung
sind wegweisend. Benedikt XVI. hat die ethischen Herausforderungen der Globalisierung
in einzigartiger Weise thematisiert und konkretisiert. Seine Forderungen zur Bekämpfung
von Armut und zum Erhalt der Schöpfung werden von uns tatkräftig unterstützt. Dies
gilt auch für seine eindringlichen Worte an die Adresse wirtschaftlicher Unternehmungen.
Das hat unsere Konferenz zu „Globalisierung und Religion“ in der Gregoriana im Oktober
beeindruckend verdeutlicht.
Zum wissenschaftlichen Gespräch: Das Päpstliche
Komitee der Geschichtswissenschaften mit dem Präsidenten Prälat Prof. Brandmüller
und die beide Päpstlichen Wissenschaftsakademien mit ihrem Direktor Bischof Sanchez
Sorondo, aber auch die Vatikanischen Museen haben nicht nur deutsche Mitglieder sondern
pflegen engen Kontakt zu Wissenschaft und Forschungsinstitutionen in Deutschland.
Das Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, die Hertziana, und das Deutsche Historische
Institut in Rom sind Juwelen für die Kooperation mit dem Vatikan. An den Päpstlichen
Universitäten und Instituten studieren über 160 deutsche Staatsangehörige, und: es
lehren deutsche Professoren an diesen Universitäten. In den Wissenschaften Philosophie,
Geschichte, Recht bereichern sich Deutsche und der Vatikan gegenseitig.
Zum
kulturellen Gespräch: Konfuzius hat gesagt: „Musik ist das Vergnügen, ohne das
der Mensch nicht sein kann“ – in den ersten zwölf Monaten meiner Dienstzeit als Botschafter
beim Heiligen Stuhl durfte ich – und ich nenne nur einige Beispiele – Kammermusiker
der Berliner Philharmonie, Chöre aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, aber
auch aus anderen deutschen Ländern sowie die Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
und des Südwestfunks erleben. Neben der Musik tauschen wir uns in Literatur, Architektur
und vor allem der Malerei aus. Die deutsche Akademie „Villa Massimo“ öffnet ihre Tore
gerade auch für Angehörige der Kurie. Die Casa di Goethe und das Goethe-Institut sind
herrliche Marktplätze geistiger und geistlicher Begegnungen.
Wichtig für
die guten Beziehungen des Heiligen Stuhls zu Deutschland sind die Sprachstipendien
sowie das Pfarrervertreter-Programm, in dem jährlich mehrere hundert internationale
Priester während der Sommermonate zur Urlaubsvertretung ihrer deutschen Kollegen nach
Deutschland kommen.
Die menschlichen Begegnungen bleiben das vitale Element
für unsere gute, auf Frieden und Gerechtigkeit zielende Partnerschaft zwischen dem
Heiligen Stuhl und Deutschland.