Die Darfur-Friedensverhandlungen
in Libyen sind gleich zu Beginn gescheitert und mussten vertagt werden. Die Vertreter
der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union warteten beim Beginn des Treffens
am Samstag vergeblich auf die wichtigsten Rebellengruppen. Die Verschiebung soll den
Rebellen nun Zeit gegeben sich vorzubereiten, bevor es zu direkten Verhandlungen mit
der sudanesischen Regierung kommt. Die Gespräche galten als „unverzichtbar“ für
ein stärkeres UNO-Engagement im Darfur-Konflikt. Enrico Casale, Experte für afrikanische
Fragen bei der Jesuitenzeitschrift „Popoli“ sagte gegenüber Radio Vatikan: „Das
ist ein Krieg, bei dem es zum Teil um die Kontrolle der Ressourcen Wasser, anbaufähige
Territorien und nutzbare Weiden geht. Aber bei diesem Konflikt geht es noch um etwas
anderes, und zwar um die Kontrolle der Erdöl-Ressourcen. China braucht zum Beispiel
beträchtlich viel an natürlichen Ressourcen, vor allem Erdöl. Im Sudan gibt es viel
Öl, und China ist ein großer Abnehmer davon. Die chinesischen Unternehmen haben ein
sehr starkes Interesse daran, die Regierung in Khartum zu erhalten und zu verteidigen,
da das ihnen Erdöl-Ressourcen verspricht. Deshalb sind die Versuche, die Regierung
von Khartum zu sanktionieren, auch immer gescheitert. Durch ein Veto im UNO-Sicherheitsrat
blockiert China seit Jahren Maßnahmen der Vereinten Nationen.“ Der Konflikt
im Westen des Sudan hat in den letzten vier Jahren mindestens 200.000 Tote gefordert,
die meisten von ihnen Zivilisten. Etwa zweieinhalb Millionen Menschen wurden vertrieben.
Die humanitäre Situation im Darfur sei dramatisch, so Casale weiter. „Sie leben
von sehr wenigen Mitteln und sind hauptsächlich von humanitären Hilfen abhängig. Aber
eins ist noch wichtig dazu zu sagen: Bei der Krise im Darfur geht es nicht nur um
den Sudan, denn die Bevölkerung im Darfur war gezwungen zu fliehen. Viele von ihnen
sind in Nachbarländer geflohen, in die Zentralafrikanische Republik, aber auch in
den Tschad. In diesen Ländern sind sie arm, sie haben enorme Probleme. Die Flüchtlinge
haben auch Probleme politischer Art. Denn sie haben den Tschad noch weiter destabilisiert,
eine Situation, die schon vorher vom politischen Gesichtspunkt her sehr zerbrechlich
war.“ Der Sudan hatte zu Beginn der neuen Verhandlungsrunde einen einseitigen
Waffenstillstand in seiner westlichen Krisenregion angekündigt, zugleich aber betont,
dass der Regierung in Khartum die Geduld mit den Rebellen ausgehe. Die Vermittler
der Vereinten Nationen rechnen nun damit, dass es in etwa drei Wochen zu „wirklich
substanziellen Gesprächen“ kommen wird. (rv/dw 29.10.07 ap/bp)