Der Besuch Papst Benedikts
in Bayern im vergangenen Jahr ist noch Vielen in lebhafter Erinnerung. Und nicht
wenige haben dieses Ereignis als ein Geschenk des Pontifex an seine bayerische Heimat
empfunden. Diese hat es dem Papst nun gedankt – und zwar mit einem Konzert des Symphonieorchesters
des Bayerischen Rundfunks in der Audienzhalle in Rom. Zu den Gästen gehörten auch
Bayerns Ministerpräsident Günter Beckstein und Kardinal Friedrich Wetter. Aufgeführt
wurde Beethovens 9. Symphonie unter der Leitung von Chefdirigent Mariss Jansons.
Wie dem Papst das musikalische Präsent gefallen hat, darüber berichtet Clemens Mennicken.
„Freude schöner Götterfunken“ – so hallte gestern Abend Schillers „Ode an
die Freude“ durch die Audienzhalle in Rom. Und Grund zur Freude gab es allemal. Denn
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks führten dort für Papst Benedikt
Beethovens neunte Symphonie auf, und dieser genoß es sichtlich. In seinen Dankesworten
wies der Papst vor allem auf die Umstände hin, unter denen das Werk komponiert wurde.
Beethoven sei zu dieser Zeit verbittert gewesen über seine Gehörlosigkeit. Dennoch
gipfle die Symphonie in ein Finale der Freude
„Für aufmerksame Hörer läßt
die Musik selbst etwas von dem erahnen, was diesem unerwarteten Ausbruch des Jubels
zugrunde liegt. Die hier auskomponierte mitreißende Empfindung der Freude ist nicht
leichtfertig und oberflächlich: sie ist mühselig errungen, mußte die innere Leere
dessen überwinden, den die Gehörlosigkeit in die Vereinsamung getrieben hatte."
Ein
neues Hören habe Beethoven die lautlose Einsamkeit gelehrt. Dieses lautlose Hören
meine aber weit mehr als die Fähigkeit, beim Komponieren die Musik innerlich zu erleben.
Ihm komme dabei vor allem ein Wort des Propheten Jesaja in den Sinn, so der Papst:
„An
jenem Tag hören alle, die taub sind, sogar Worte, die nur geschrieben sind, und die
Augen der Blinden sehen selbst im Dunkeln und Finstern“ (vgl. 29, 18-24). Das ist
eine Anspielung auf ein Wahrnehmungsvermögen, das denen zuteil wird, die Gott mit
der Gnade äußerer und innerer Befreiung beschenkt.“
Zu den Kennzeichen
großer Musik zählte bereits für den Kardinal und Musikkenner Joseph Ratzinger, dass
sie über sich selbst hinausweist, auf das Große, Göttliche hin. So ist es kaum verwunderlich,
dass für den Papst die in Beethovens Symphonie ausgedrückte Freude mehr ist als ein
sich Freuen im alltäglichen Sinn:
„Die wahre Freude wurzelt in der Freiheit,
die nur Gott schenken kann. Er möchte uns – mitunter gerade auch in Zeiten innerer
Leere und Vereinsamung – hellhörig machen für seine lautlose Gegenwart nicht nur „über’m
Sternenzelt“, sondern auch in unserm Innersten. Dort glüht der Funke der göttlichen
Liebe, die uns befreien kann zu dem, was wir eigentlich sind.“