Spanien: Kardinal verteidigt Seligsprechung von Bürgerkriegs-Opfern
Es ist die größte
Seligsprechung der bisherigen Kirchengeschichte. Und zugleich eine der umstrittensten.
An diesem Sonntag schreibt Mutter Kirche mit einem Schlag fast 500 Märtyrer in ihr
Buch der Seligen ein - Opfer von Christenverfolgungen vor und während des Spanischen
Bürgerkriegs. Nimmt die Kirche damit (ausgerechnet in dem Moment, in dem Spanien von
einer Linksregierung geführt wird) zu einseitig Partei für eine Seite des blutigen
Bürgerkriegs? Nein, sagt Kardinal José Saraiva Martìns, Präfekt der Seligen-Kongregation,
der den feierlichen Akt im Auftrag des Papstes durchführt. "Die Seligsprechung
von Märyrern ist natürlich immer ein sehr wichtiger Moment für die Kirche - denn normalerweise
denken wir ja bei Märtyrern immer gleich an die ersten Jahrhunderte der Geschichte.
Diese jetzige Seligsprechung läßt uns aber begreifen, dass es auch heutzutage noch
Märtyrer gibt; man muß sogar sagen, dass das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der meisten
Märtyrer überhaupt in der Kirchengeschichte war!" * Aber diese spanischen Märtyrer
kommen ja nun aus der Zeit unmittelbar vor und während des Bürgerkriegs der 30er Jahre.
Was war denn das für eine Atmosphäre, in der es zu ihrem Martyrium kam? "Das war
eine Atmosphäre in diesen Jahren, die wir durchaus als antiklerikal einstufen dürfen.
Die so genannten Republikaner hatten im katholischen Spanien den Wunsch ausgebildet,
mit der Kirche ein für alle Mal Schluß zu machen. Das läßt uns begreifen, warum Tausende
und Abertausende von Menschen getötet wurden, nur weil sie Christen waren: Priester,
Laien, Bischöfe... Der Haß auf den Glauben, der "odium fidei" dieser Herren, der Republikaner,
war das Ziel und der Beweggrund, der sie antrieb und der sie dazu drängte, alles zu
tun, damit der Kirche ein für alle Mal der Mund zugehalten wird." * Sie haben als
Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen die spanischen Fälle eingehend
geprüft. Gibt es da einen, der Sie besonders beeindruckt hat? "Mich hat das Martyrium
einer Gruppe von Seminaristen in Barbastro ausgesprochen beeindruckt - die waren alle
noch sehr jung und wurden einfach so hergenommen und umgebracht. Ganz unschuldige
Leute, deren einziger Fehler es war, dass sie später einmal Priester sein wollten.
Das hat mich sehr getroffen, und immer, wenn ich daran denke, bekomme ich eine Gänsehaut.
Wie ist es nur möglich,, dass die menschliche Schlechtigkeit dermaßen bis zum Äußersten
geht?" * Ist das Beispiel der spanischen Märtyrer ein Stimulus für uns, als Christen
noch konsequenter zu leben, auch in unseren freien Gesellschaften? "Ja, sicher
- das war das Ziel dieser Märtyrer. Sie hatten einen außergewöhnlichen Mut, den man
sich auf menschliche Weise kaum erklären kann. Lieber das Leben zu geben, als ihren
Glauben zu verleugnen - das drängt uns, genauso viel Mut zu zeigen. Wir sollten konsequent
unseren Glauben leben - nicht abstrakt und ganz allgemein, sondern konkret und wirklich
gelebt." (rv 27.10.2007 sk)