2007-10-26 14:28:21

Österreich: Seliger Franz Jägerstätter


RealAudioMP3 Franz Jägerstätter, ein „Märtyrer und Familienvater“, ein „Prophet mit Weitblick“ ist heute in Linz selig gesprochen worden. Der Präfekt der vatikanischen Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, Jose Saraiva Martins, verlas die Päpstliche Urkunde und erhob Jägerstätter offiziell zur Ehre der Altäre: „Wir entsprechen der Bitte,… dass … Franz Jägerstätter, Märtyrer und Familienvater, ... fortan als Seliger angerufen werden kann.“ Der Gedenktag Franz Jägerstätters ist der 21. Mai, sein Tauftag.
„Jägerstätter ist ein Vorbild in der Treue zum Gewissensanspruch, ein Anwalt der Gewaltlosigkeit und des Friedens, ein Warner vor zerstörerischen Ideologien“, hieß es in der formellen „Bitte um Seligsprechung“; die verlas der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer, Postulator im Linzer diözesanen Seligsprechungsverfahren. Jägerstätter sei ein „Prophet mit Weitblick und Durchblick“ gewesen, so Scheuer.
Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz erinnerte in seiner Predigt daran, dass für Jägerstätter Christus „die Mitte des Lebens" war. „Franz Jägerstätters Leben fiel in eine Zeit großer politischer Umwälzungen, die durch den heraufziehenden Nationalsozialismus, den Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland, sowie den beginnenden 2. Weltkrieg geprägt waren. Diese Entwicklung erfüllte den gläubigen Mann, dem ein waches Gewissen eigen war, mit tiefer Sorge und einem inneren Widerstand. Er sah in dem neuen Regime eine ernste Gefahr für Freiheit und Menschlichkeit, wie auch für das Christentum im Allgemeinen.“
Daher habe er es auch mit seinem gläubigen Gewissen nicht vereinbaren können, für „Hitlers Ziele in den Krieg zu ziehen“. Jägerstätter habe sich diese Entscheidung angesichts der schwerwiegenden Folgen, die ihm und seiner Familie drohten, „keineswegs leicht gemacht“. „Nicht Kerker, nicht Fesseln, auch nicht der Tod sind im Stande, einen von der Liebe Gottes zu trennen. Als Franz JÄgerstätter diesen Satz aus dem Römerbrief niederschreibt, sind tatsächlich seine Hände bereits gefesselt und steht ihm der gewaltsame Tod vor Augen.“
Jägerstätters Bereitschaft, den Dienst als Sanitäter abzuleisten wurde abgelehnt. Auch der damalige Linzer Bischof hatte den einfachen Bauern und Mesner aus St. Radegund in Oberösterreich an seine höhere Verantwortung als Familienvater erinnert. Bischof Schwarz betonte in seiner Predigt, Jägerstätter sei überzeugt gewesen, dass die Ehrfurcht vor Gott größer sein muss als die Furcht vor Menschen. „Wacher Sinn, kritische Unterscheidung, klare Entscheidung und Standfestigkeit sind da gefragt. Die Bildung eines wohl begründeten, letztlich aber eigenständigen Gewissens, das sich vom Strom der Mehrheitsmeinungen nicht mitreißen lässt uns sich auch nicht Blind einem Gehorsam verschreibt, sind ihm unverzichtbar. Zu Fragen sei stets, ist es auch Gott wohlgefällig, was ich jetzt tue.“
1943 wurde Jägerstätter von den Nationalsozialisten wegen Zersetzung der Wehrmacht hingerichtet. Erst 1997 hob das Landgericht Berlin das Todesurteil gegen Jägerstätter auf. Das österreichische Parlament rehabilitierte die NS-Gegner aus Gewissensgründen erst 2005.
In einer Zeit „ernster Bedrohung von Glaube und Kirche, einer erschreckenden Missachtung der Menschenwürde sowie der Zerstörungen eines mörderischen Krieges“ habe Jägerstätter in bewegenden Worten „zum Glaubenszeugnis, zur Wahrhaftigkeit, zur Gerechtigkeit, zum Gewaltverzicht und zum Frieden“ gemahnt, erinnerte Schwarz. Der neue Selige Jägerstätter sei „ein erhellendes, hoffnungsvolles und Mut machendes Licht- und Wegzeichen, das Gott auch unserer Zeit - mit ihren eigenen Herausforderungen - aufgesteckt und aufgestellt hat“.
Unter den rund 5.000 Gläubigen bei der Seligsprechung waren auch die Witwe Franziska Jägerstätter und die drei Töchter. Die 94-Jährige übergab dem Bistum eine Reliquie aus der Urne des neuen Seligen.
(rv/kap /pm 26.10.2007 bp)










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