Franz Jägerstätter,
ein „Märtyrer und Familienvater“, ein „Prophet mit Weitblick“ ist heute in Linz selig
gesprochen worden. Der Präfekt der vatikanischen Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen,
Jose Saraiva Martins, verlas die Päpstliche Urkunde und erhob Jägerstätter offiziell
zur Ehre der Altäre: „Wir entsprechen der Bitte,… dass … Franz Jägerstätter, Märtyrer
und Familienvater, ... fortan als Seliger angerufen werden kann.“ Der Gedenktag
Franz Jägerstätters ist der 21. Mai, sein Tauftag. „Jägerstätter ist ein Vorbild
in der Treue zum Gewissensanspruch, ein Anwalt der Gewaltlosigkeit und des Friedens,
ein Warner vor zerstörerischen Ideologien“, hieß es in der formellen „Bitte um Seligsprechung“;
die verlas der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer, Postulator im Linzer diözesanen
Seligsprechungsverfahren. Jägerstätter sei ein „Prophet mit Weitblick und Durchblick“
gewesen, so Scheuer. Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz erinnerte in seiner
Predigt daran, dass für Jägerstätter Christus „die Mitte des Lebens" war. „Franz
Jägerstätters Leben fiel in eine Zeit großer politischer Umwälzungen, die durch den
heraufziehenden Nationalsozialismus, den Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische
Deutschland, sowie den beginnenden 2. Weltkrieg geprägt waren. Diese Entwicklung erfüllte
den gläubigen Mann, dem ein waches Gewissen eigen war, mit tiefer Sorge und einem
inneren Widerstand. Er sah in dem neuen Regime eine ernste Gefahr für Freiheit und
Menschlichkeit, wie auch für das Christentum im Allgemeinen.“ Daher habe er
es auch mit seinem gläubigen Gewissen nicht vereinbaren können, für „Hitlers Ziele
in den Krieg zu ziehen“. Jägerstätter habe sich diese Entscheidung angesichts der
schwerwiegenden Folgen, die ihm und seiner Familie drohten, „keineswegs leicht gemacht“.
„Nicht Kerker, nicht Fesseln, auch nicht der Tod sind im Stande, einen von der
Liebe Gottes zu trennen. Als Franz JÄgerstätter diesen Satz aus dem Römerbrief niederschreibt,
sind tatsächlich seine Hände bereits gefesselt und steht ihm der gewaltsame Tod vor
Augen.“ Jägerstätters Bereitschaft, den Dienst als Sanitäter abzuleisten wurde
abgelehnt. Auch der damalige Linzer Bischof hatte den einfachen Bauern und Mesner
aus St. Radegund in Oberösterreich an seine höhere Verantwortung als Familienvater
erinnert. Bischof Schwarz betonte in seiner Predigt, Jägerstätter sei überzeugt gewesen,
dass die Ehrfurcht vor Gott größer sein muss als die Furcht vor Menschen. „Wacher
Sinn, kritische Unterscheidung, klare Entscheidung und Standfestigkeit sind da gefragt.
Die Bildung eines wohl begründeten, letztlich aber eigenständigen Gewissens, das sich
vom Strom der Mehrheitsmeinungen nicht mitreißen lässt uns sich auch nicht Blind einem
Gehorsam verschreibt, sind ihm unverzichtbar. Zu Fragen sei stets, ist es auch Gott
wohlgefällig, was ich jetzt tue.“ 1943 wurde Jägerstätter von den Nationalsozialisten
wegen Zersetzung der Wehrmacht hingerichtet. Erst 1997 hob das Landgericht Berlin
das Todesurteil gegen Jägerstätter auf. Das österreichische Parlament rehabilitierte
die NS-Gegner aus Gewissensgründen erst 2005. In einer Zeit „ernster Bedrohung
von Glaube und Kirche, einer erschreckenden Missachtung der Menschenwürde sowie der
Zerstörungen eines mörderischen Krieges“ habe Jägerstätter in bewegenden Worten „zum
Glaubenszeugnis, zur Wahrhaftigkeit, zur Gerechtigkeit, zum Gewaltverzicht und zum
Frieden“ gemahnt, erinnerte Schwarz. Der neue Selige Jägerstätter sei „ein erhellendes,
hoffnungsvolles und Mut machendes Licht- und Wegzeichen, das Gott auch unserer Zeit
- mit ihren eigenen Herausforderungen - aufgesteckt und aufgestellt hat“. Unter
den rund 5.000 Gläubigen bei der Seligsprechung waren auch die Witwe Franziska Jägerstätter
und die drei Töchter. Die 94-Jährige übergab dem Bistum eine Reliquie aus der Urne
des neuen Seligen. (rv/kap /pm 26.10.2007 bp)