Der Kapuzinerorden hat Behauptungen eines italienischen Historikers zurückgewiesen,
der wegen seiner Wundmale berühmte Pater Pio habe sich die Verletzungen mit einer
Säure selbst zugefügt. Der 2002 heiliggesprochene Ordensmann sei in seinem Konvent
auch für medizinische Dienste zuständig gewesen und habe das hochgiftige und ätzende
Phenol zur Desinfektion von Spritzen benutzt, erklärte der Sprecher der Kapuzinerprovinz
Foggia, Antonio Belpiede, in einem Interview der italienischen Tageszeitung „Il Giornale“.
Das Mittel, das Anfang des 20. Jahrhunderts in der Medizin allgemein gebräuchlich
war, könne überdies nur Verbrennungen auf der Haut hervorrufen, nicht aber derart
durchdringende Wunden verursachen, wie sie an den Händen Pater Pios zu sehen gewesen
seien, argumentierte Belpiede. Der in Turin lehrende Historiker Sergio Luzzatto äußert
in seinem Buch „Pater Pio. Wunder und Politik im Italien des 20. Jahrhunderts“ Zweifel
an der Echtheit der Stigmata und stellt den italienischen Volksheiligen als auch innerkirchlich
umstrittene Figur dar. Unter anderem untermauert Luzzatto seine These damit, dass
Pater Pio die ätzenden Substanzen sich auf heimlichem Wege beschafft habe. Der Band
des Historikers erscheint in der kommenden Woche in Italien. (il giornale/faz/kna
27.10.2007 bp/cm)