Der erste geistliche
Ritterorden – der Templerorden – hat die Kreuzzüge im Mittelalter so stark beeinflusst,
dass deren Geschichte bis heute Historiker und Geschichtsfreunde fasziniert. Besonders
ihr offizielles Ende um 1312 hat immer wieder zu Spekulationen geführt. Heute veröffentlichte
der Vatikan eine luxuriöse Faksimile-Edition der Prozessakten gegen den Ritterorden
der Templer. Eine einfache Druckausgabe der Akten gibt es bereits seit Ende des 19.
Jahrhunderts. Der Präfekt des Vatikanischen Geheimarchivs, Bischof Sergio Pagano,
präzisiert, um was es sich bei der neuen Publikation handelt:
„Dieses Edition
widmet sich dem Templerorden, aber nicht losgelöst von den sonstigen Veröffentlichungen
des Geheimarchivs. Es handelt sich vielmehr um die dritte Publikation einer Reihe,
die den Titel trägt ‚Exemplaria pretiosia Archivi Secreti Vaticani´. Ich habe aber
in den vergangenen Tagen oft in der Presse gelesen, dass es sich um eine Neuentdeckung
handelt. Ich muss aber sagen, dass es sich überhaupt nicht um Neuentdeckungen handelt.
Alle Texte, die in dieser Ausgabe publiziert sind, waren bereits bekannt. Dazu gehört
auch das so genannte Pergament von Chinon. Die Historikerin und Entdeckerin der Akten,
Barbara Frale, sprach zwar von einer ‚sensationellen Entdeckung´, meinte jedoch ,
dass sie die ersten Historikerin sei, die sich mit diesem Pergament wissenschaftlich
befassen würde.“
In den letzten Jahren entstand eine Vielzahl von historischen
Romanen, die an alte Templerlegenden und moderne Verschwörungstheorien anknüpfen.
Doch die Faksimile-Edition des Vatikans verfolgt andere Ziele, so Bischof Pagano.
„Es ist an ein Publikum gerichtet, das sich für historische Quellen interessiert.
Wer diese Edition kaufen wird, wird zuhause sicherlich ein qualitativ hoch stehendes
und schönes Faksimile haben. Dazu gehören auch wissenschaftliche kritische Erläuterungen,
die im der Edition zu lesen sind. Das war unser Ziel, das wir auch erreicht haben.“
Zufällig
hatte eine junge Wissenschaftlerin vor sechs Jahren in einem Depot des Vatikan-Archivs
die Abschrift des Prozesses von Chinon aus dem Jahre 1308 gegen den Templer-Großmeister
Jacques de Molay und weitere Anführer des Ritterordens entdeckt. Barbara Frale, die
wegen eines anderen Vorgangs recherchierte, stieß auf die Papiere eines angeblich
unbedeutenden Verfahrens. Der Name „Arme Ritterschaft Christi vom salomonischen
Tempel“ rührt von dem Umstand her, dass König Balduin dem Orden einen Flügel seines
Palastes, der heutigen Al-Aqsa-Moschee, davor Basilika St. Maria auf dem Tempelberg
in Jerusalem, als Quartier angeboten hatte, welcher auf den Grundmauern des salomonischen
Tempels gebaut worden war. (rv 25.10.2007 mg)