Italien: "Nächstes Religionstreffen hoffentlich auf Zypern"
Das nächste große "Friedenstreffen der Kulturen und Religionen" soll 2008 möglichst
auf der Insel Zypern stattfinden. Das wurde jetzt zum Abschluß des Friedenstreffens
von Neapel bekannt. Der Gründer der römischen Basisgemeinschaft Sant`Egidio, Andrea
Riccardi, erklärte vor Journalisten, er hoffe, dass es möglich sei, das nächste Großtreffen
auf der geteilten Insel stattfinden zu lassen. Riccardi wörtlich: "Wir wollen unbedingt
nach Zypern gehen; Erzbischof Chrysostomos hat uns eingeladen. Zypern ist eine wichtige
Grenze, die eine Brücke zwischen Orient und Okzident sein könnte, zwischen Nord und
Süd." Zypern ist in einen griechischen und in einen türkisch besetzten Teil gespalten.
Der griechische Teil gehört seit 2004 zur Europäischen Union. Die Gemeinschaft
Sant`Egidio richtet seit zwei Jahrzehnten jedes Jahr ein Friedenstreffen der Religionen
aus. Es steht in der Tradition des Treffens von Religionsvertretern, das Johannes
Paul II. 1986 in Assisi organisiert hat. Am Ereignis von Neapel hat am Sonntag auch
Papst Benedikt teilgenommmen. Riccardi würdigte gestern, dass der Teilnehmerkreis
dieser Treffen immer hochkarätiger und zahlreicher werde. Am Rand der Gespräche und
Gebete in der Vesuv-Stadt kam es auch zu einer wichtigen Begegnung eines israelischen
und eines palästinensischen Politikers; der Sant-Egidio-Gründer erhofft sich davon
"eine Wende" und spricht mit Blick auf den Nahostkonflikt von einer "unmittelbar bevorstehenden
Abmachung". Bei früheren Treffen sei es nicht gelungen, "Juden und Moslems zusammenzubringen",
so Riccardi weiter - "aber heute essen sie am selben Tisch, auch wenn der Papst nicht
dabei ist." Unkommentiert ließ Riccardi die Darstellung von Journalisten, dass es
am Sonntag im Beisein des Papstes zu einem scharfen Wortwechsel zwischen einem jüdischen
und einem islamischen Führer gekommen sein soll. Der "Corriere della Sera" berichtet,
Benedikt XVI. habe schlichtend eingegriffen, um die Spannung zu entschärfen. Ausdrücklich
würdigte Riccardi den Dialog-Brief von 138 hochrangigen Moslems an die Christen. Die
christlichen Vertreter in Neapel hätten intensiv über ihre Antwort nachgedacht; dass
der Vatikan schon bald in aller Form auf das Schreiben erwidern will, ließ in Neapel
Kardinal Jean-Louis Tauran vom Päpstlichen Dialograt wissen. Interessiert zeigt sich
der Kardinal am Hinweis im Moslem-Brief, dass Christen und Moslems zusammen 55 Prozent
der Weltbevölkerung ausmachen. Das sei "ein großes Potential, um zum Frieden in der
Welt beizutragen". (rv 24.10.2007 sk)