Läßt sich ein türkischer Einmarsch im Nordirak noch verhindern? Die irakische Regierung
hat Ankara ihre Unterstützung im Kampf gegen den PKK-Terror zugesichert. Der türkische
Außenminister Ali Babacan traf heute in Bagdad seinen irakischen Kollegen Hoschjar
Sebari. Dieser habe dem Minister versicht, der Türkei dabei zu helfen, die kurdischen
Guerillakämpfer zu besiegen. Beide seien sich einig, dass der Kampf gegen Terrorismus
eine gemeinsame Aufgabe sei. Der türkische Außenminister lehnt eine Waffenruhe mit
der PKK strikt ab mit dem Argument, dass die Türkei nicht mit terroristischen Organisationen
verhandle. In der Nacht zum Sonntag konnte die amerikanische Außenminsterin Concolezza
Rice dem türkischen Minsiterpräsidenten Recep Tayyip Erdogan noch das Versprechen
abringen, dass es zu einem Militärschlag vorerst nicht komme. Mit einem Militärschlag
gegen den Irak wäre die Türkei auch "sehr schlecht beraten", meinte die SPD-Bundestagsabgeordnete
Lale Agkün gestern im Interview mit dem Kölner domradio.
„Ich glaube, dass
man mit einem Einmarsch in den Nordirak das Problem überhaupt nicht lösen kann. Man
hat ja nicht mal im eigenen Land die PKK-Kämpfer unter Kontrolle - wie soll man dann
im Nordirak die PKK-Kämpfer unter Kontrolle bekommen? Zum anderen würde das der Türkei
sehr schaden. Man hat fast den Eindruck, dass die PKK die Türkei provozieren möchte,
in den Nordirak einzumarschieren, weil dadurch der Konflikt sich noch mal ganz anders
vergrößern wurde und die Türkei in eine ganz schwierige Situation käme. Ich glaube,
die Türkei wäre sehr gut beraten, sich nicht provozieren zu lassen.“
Denn
so ein Krieg sei auch gar nicht zu gewinnen. Es könne nur eine politische Lösung geben,
glaubt die Abgeordnete.
„Natürlich ist es ganz schwierig für eine reguläre
Armee, gegen eine Organisation wie diese einen militärischen Sieg davon zu tragen.
Wenn das möglich gewesen wäre, hätte man ja in den letzten Jahren den Konflikt lösen
können. Das zeigt, dass dieser Konflikt nicht militärisch zu gewinnen ist; er ist
eigentlich nur dadurch zu gewinnen – und da sind ja auch schon sehr viele Erfolge
erzielt worden –, daß man den Kurden in der Türkei mehr Möglichkeiten anbietet; nicht
nur im kulturellen Bereich, sondern auch, was Arbeit, Brot und Bildung für die Kinder
angeht.“
Man habe ja den Kurden in den letzten Jahren schon viele kulturelle
Freiheiten zugestanden, doch der Wohlstand sei noch nicht angekommen. Ihrer Meinung
nach müsse beides Hand in Hand gehen, wenn man die Menschen noch mehr für ein friedliches
Zusammenleben gewinnen möchte. (domradio 23.10.2007 ap)