„Mission heißt Befreihung, heißt Frieden“. Das ist das Motto des Hilfswerks „missio“
zur diesjährigen Aktion zum „Monat der Weltmission“ im Oktober. Und Befreihung ist
auch für den Sudan das zentrale Thema. In der dortigen Diözese Torit – im Süden des
Sudans - hat der inzwischen emeritierte Bischof der Diözese Torit Paride Taban ein
Friedensdorf errichtet, in dem Menschen verschiedener Religionen und Volksgruppen
friedlich miteinander leben. Bischof Paride Taban ist Gast zum „Monat der Weltmission“
und sprach innerhalb Deutschlands bei verschiedenen Veranstaltungen über sein Land.
Auch Radio Vatikan beschrieb er die aktuelle Situation im Sudan.
„Seit
dem das „Comprehensive Peace Agreement“ unterschrieben wurde, sehen wir, die mit den
Menschen arbeiten, nicht viel Bewegung, besonders was die Entwicklung der Basis für
die Menschen angeht. Ich denke, dass die Menschen verzweifelt sind, und für viele
der Flüchtlinge ist es sehr schwierig wieder zurückzukehren. Diese Vertriebenen wollen
in ihr ehemaliges Zuhause zurück, aber das ist nicht einfach. Denn, wann immer sie
gegangen sind, in diesem Gebiet dort gibt es nicht viele Dienstleistungen. Die meisten
dieser Menschen sind geflüchtet, weil es während des Kriegs keine Dienstleistungen
gab, es gab keine Schule, keine Krankenhäuser. Es war sehr schwierig für sie.“
Viele
von ihnen flüchteten nach Khartoum, aber dort werden sie verachtet, so der Bischof.
„In Khartoum, im Norden des Sudan, gibt es um die 2,5 Millionen Flüchtlinge.
Und wir haben auf der anderen Seite über 4 Millionen von ihnen, die sich entweder
in einer Nachbarstadt oder im Inneren des Landes verstreut befinden. Auch hier ist
es sehr schwierig, denn sie finden weder Schulen für die Kinder noch medizinischen
Service. Viele kommen und gehen dann wieder zurück in die Flüchtlingslager.“
Beim
Bürgerkrieg im Sudan geht es keineswegs nur darum, dass Christen gegen Moslems kämpfen,
betonte der Bischof. Die Lage sei viel komplizierter: Es kämpfen unterdrückte Volksgruppen
gegen eine islamische Zentralregierung. Es ginge nicht um Religion, sondern vor allem
um Bodenschätze.
„Es gab und gibt kein Problem zwischen Moslems und Christen,
das islamisch- fundamentalistische Regime in Khartoum ist das Problem. Sie versuchen
die Religion für Macht zu benutzen. Die Religion wurde benutzt um die umfassende Macht
zu bekommen. Das wirkliche Problem ist, die wirtschaftliche Macht. Um mächtig zu sein
ist es für einen islamistischen Fundamentalisten nur ein kleiner „Klick“ dafür die
Religion zu benutzen. Die unschuldigen Menschen haben kein Problem mit der Religion.“
Neben Bischof Taban klagt auch die südsudanesische Regierung über die
Lage nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens:
„und zwar dass die
meisten der Versprechen, die mit dem „Comprehensive Peace Agreement“ unterzeichnet
wurden, nicht eingehalten wurden. Zum Beispiel, dass sie nicht viel von dem Geld gesehen
haben, was ihnen versprochen wurde. Es gibt auch Schwierigkeiten Straßen zu bauen
innerhalb südsudanesischer Städte wie Torit. Sie haben Schwierigkeiten Geld zu bekommen.
Und um Menschen Dienstleistungen zu bieten, sind Straßen nötig. Kein Versprechen ist
eingehalten worden. Und das tragischste ist: Es gibt weiterhin Völkermord in Darfur.“
Der
Bischof bezeichnet die Lage im Sudan als „eine Art kalten Krieg“. Zwar hat seit dem
Friedensabkommen von Januar 2005 der 21 Jahre lang dauernde Bürgerkrieg ein Ende gefunden,
so dass zumindest keine Bomben mehr fallen. Doch die Situation jetzt sei noch gefährlicher:
„Wenn es einen richtigen Krieg gibt, dann wissen die Menschen, dass es
Krieg gibt, und stellen sich darauf ein. Aber dies hier ist wie ein „Kalter Krieg“,
der immer noch anhält. Das Schlimme ist: Die internationale Gemeinschaft redet nicht
mehr über den Südsudan, sie spricht nur noch über über Darfur. Sie sehen die Menschen
im Süden zwar leiden, doch sobald man sie um Entwicklungshilfe bittet, sagen sie:
„Entschuldigung - unser Geld ist für den Darfur“.
Die Kirche habe der Bevölkerung
in den 21 Jahren des Krieges stets zur Seite gestanden und das tue sie auch heute
noch:
„Die Kirche kämpft mit den Menschen zusammen. Die Kirche war die
Hoffnung für die Menschen. Heute sind die meisten Dienstleistungen wie die Schule
oder Gesundheitsprogramme von der Kirche. Sie ist mit den Menschen und sie ist immer
mitten unter den Menschen. Das ist die Mission, die die Kirche gewählt hat. Die Mission
der Kirche ist es von, mit und in den Menschen zu sein. Und wenn du mit den Menschen
zusammen bist, gibst du ihnen Hoffnung, du gibst ihnen auch Zeichen des Überlebens,
die Kirche muss sich einsetzen und das tut die Kirche auch.“
Aber heute
ist es für die Kirche schwieriger den Menschen zu helfen. Denn aufgrund der Einrichtung
von so genannten „Multi Donor Trust Funds“, in denen die für die Entwicklungshilfe
und den Wiederaufbau des Landes bestimmten Gelder zusammengefasst werden, erhält die
Kirche nun schwerer finanzielle Unterstützung. Deshalb sind ihre Leistungen nicht
mehr so effizient wie sie während des Kriegs sein konnten, meint Taban. Doch eine
Hilfeleistung, die nach dem formalen Ende des Bürgerkriegs hinzukam, ist das vom Bischof
gegründete Friedensdorf.
Wir haben begonnen mit einer kleinen Ausführung
dieses Dorfs um den Menschen dort Hoffnung zu geben. Wir haben hier heute 81 Familien
verschiedener Volksgruppen und Religionen. Im Friedensdorf haben wir viele Versöhnungstreffen
zwischen verschiedenen Teilen der Region, verschiedenen ethnischen Gruppen, die Konflikte
haben. Sogar Pax Christi International war bei einem Treffen da und ich bin sehr dankbar.“
Momentan baut das Friedensdorf eine Schule für Kinder und für Erwachsenenbildung.
„Denn wenn du möchtest, dass Menschen weiter dumm bleiben und sie nichts
über einander wissen, darf man sie nicht ausbilden. Dumme Menschen kann man benutzen,
sie kennen ihre Rechte nicht und so weiter. Deshalb dieses kleine Bildungsprogramm.
Und nun planen wir auch etwas für die Gesundheit zu tun, denn ohne Gesundheitsprogramm
können sie nicht da sein. Ich hoffe, dass das wirklich eine Hoffnung sein wird, ein
kleines brennendes Licht, damit die Menschen sehen können.“