Papst in Neapel: "Die Liebe ist stärker als Hass und Tod"
In der Stadt des „O
sole mio“, in Neapel, war die Sonne heute verborgen, als Papst Benedikt XVI. heute
zu einem Pastoralkurzbesuch an den Golf aufbrach. Strömender Regen hielt die Gläubigen
jedoch nicht davon ab, an der Papstmesse auf der zentralen Piazza Plebiscito teilzunehmen.
Bei seiner Ankunft mit dem Hubschrauber wurde er von Neapels Kardinal Crescenzio
Sepe und Ministerpräsident Romano Prodi empfangen. Anschließend fuhr er im Papamobil
die wenigen hundert Meter zur Piazza del Plebiscito. 100.000 Neapolitaner hatten sich
um Karten für den Gottesdienst auf dem Repräsentierplatz der Stadt bemüht, 20.000
Einlasskarten waren ausgegeben worden. Aber wegen des kalten und windigen Regenwetters
blieben viele Plätze leer. Beim Eintreffen an der Kirche San Francesco de Paula,
vor der die Messe stattfand, begrüßte Benedikt XVI. Patriarch Bartholomaios I. von
Konstantinopel, den anglikanischen Primas Rowan Williams, den armenischen Patriarchen
Mesrob II. sowie andere Kirchenführer mit dem Bruderkuss. Die hohen Geistlichen nehmen
an einem dreitägigen Friedenstreffen der Weltreligionen teil, das am Sonntag in Neapel
begann. In seiner Predigt rief Benedikt XVI. zum Gebet und zum Glauben auf, um
angesichts der zahlreichen Problemen der Stadt, auf Hoffnungslosigkeit und Ungerechtigkeit
mit der Gewaltlosigkeit des Evangeliums zu antworten.
„Es gibt so viele
Situationen der Armut, der Obdachlosigkeit, der Arbeitslosigkeit oder der Unterbeschäftigung
und des Fehlens von Perspektiven für die Zukunft. Dann gibt es das traurige Phänomen
der Gewalt. Es geht hier nicht nur um die vielen verwerflichen Verbrechen der Camorra,
sondern es geht auch um die Tatsache, dass die Gewalt dazu neigt, zu einer verbreiteten
Mentalität zu werden und sich einnistet in das Gewebe des sozialen Zusammenlebens,
in den historischen Vierteln des Zentrums wie auch in den neuen und anonymen Vorstadtgebieten.“
Benedikt erinnerte besonders an die Situation der Jugendlichen:
„Es
besteht die Gefahr, dass besonders die Jugend angezogen wird, die in einer Umgebung
aufwächst, in der die Gesetzlosigkeit blüht und die niederdrückende Kultur des Sich
Arrangierens. Wie wichtig ist also die Anstrengungen für eine ernsthafte Strategie
der Prävention zu intensivieren, die auf die Schule setzt, auf die Arbeit und darauf,
den Jugendlichen zu helfen, ihre Zeit sinnvoll zu nutzen.“
Der Glaube
bestärke die Menschen darin, dass Gott ihr Gebet erhört. „Gott kann
die Dinge nicht ändern, ohne unsere Bekehrung, und unsere wahre Bekehrung beginnt
mit dem „Schrei“ der Seele, die Vergebung und Heil erfleht. Das christliche Gebet
ist daher nicht Ausdruck des Fatalismus und der Trägheit, im Gegenteil: Es ist nicht
Flucht aus der Wirklichkeit und einer tröstlichen Innerlichkeit, sondern es ist höchster
Ausdruck des Glaubens an die Allmacht Gottes, der die Liebe ist und der uns nicht
verlässt." Der Papst beschwor die Neapolitaner: „Das
Gebet ist die Waffe der Kleinen und der im Armen im Geiste, die jede Form der Gewalt
ablehnen. Vielmehr antworten sie auf diese mit der Gewaltlosigkeit des Evangeliums,
und geben so Zeugnis davon, dass die Wahrheit der Liebe stärker ist als der Hass und
des Todes.“
Gott brauche die zum Gebet erhobenen Hände seiner Diener! Sie
erinnerten an Jesus, der am Kreuz seine Arme ausgestreckt hat, um den entscheidenden
Kampf gegen den höllischen Feind zu gewinnen: „Sein Kampf, seine
zum Vater erhobenen Hände, die sich der ganzen Welt öffnen, verlangt nach weiteren
Armen, weiteren Herzen, die weitermachen in der Hingabe an diese Liebe bis zum Ende
der Welt.“
Am Ende seiner Ansprache der Appell: „Bitten
wir den Herrn, er möge unter den Christen einen authentischen Glauben wachsen lassen
und eine feste Hoffnung, dazu fähig, um wirksam der Mutlosigkeit und der Gewalt zu
widerstehen.“ Neapel brauche gewiss angemessene politische
Maßnahmen, aber vorher noch eine tiefe geistliche Erneuerung, so der Papst. „Neapel
braucht Gläubige, die ihr Vertrauen wieder ganz auf Gott setzen, und die mit seiner
Hilfe sich dafür einsetzen, die Werte des Evangeliums in der Gesellschaft zu verbreiten.“