Morgen ist es soweit:
Papst Benedikt XVI. reist zu einem Pastoralkurzbesuch nach Neapel. Auf dem Programm
steht eine Messe auf der Piazza del Plebiscito in der Altstadt. Danach begrüßt Benedikt
XVI. hochrangige Teilnehmer eines interreligiösen Friedenstreffens, darunter Patriarch
Bartholomaios I. von Konstantinopel, Israels Oberrabbiner Jona Metzger und den EKD-Ratsvorsitzenden,
Wolfgang Huber. Wir haben Bischof Huber gefragt, ob er Benedikt auf das umstrittene
Kirchenpapier der vatikanischen Glaubenskongregation ansprechen will: „Wenn
sich die Gelegenheit dazu ergibt, werde ich sehr gerne anknüpfen an das Gespräch,
das wir im Mai geführt haben, als ich in Rom war. In diesem Gespräch hat Papst Benedikt
XVI. mir mit großem Nachdruck versichert, wie wichtig ihm gute ökumenische Beziehungen
zu den Kirchen der Reformation sind. Das war auch ein inhaltlich sehr gefülltes Gespräch,
in dem er mir erklärt hat, warum das so eine große Bedeutung hat. Und ich werde dann
schon die Frage daran anschließen, ob die einfache Wiederholung der Thesen aus dem
Dokument „Dominus Jesus“ wirklich diesen ökumenischen Fortschritt bewirken soll, den
wir doch miteinander wollen. Ich bin davon überzeugt, dass unter ökumenischem Gesichtspunkt
dieses Dokument die Bedingung ökumenischer Förderung nicht erfüllt.“
Die
Reise hat neben der Bedeutung für die Ökumene aber vor allem Signalwirkung für die
Neapolitaner. Das erhofft sich jedenfalls Don Giovanni Liccardo, er ist Dekan des
Pastoralbezirks Nord und Leiter der 30.000 Seelen-Pfarrei San Castrese.
„Wo
der Papst hinkommt, da werden die Menschen im Glauben bestärkt und motiviert, auch
im Alltag Zeugnis von ihren Glauben zu geben. Und dann ist die Stadt Neapel trotz
ihrer Schönheit natürlich eine Metropole mit vielen Problemen. Wir erwarten uns hier
auch ein mahnendes Wort, damit die Menschen hier ihre Verantwortung wahrnehmen. Viele
Schwierigkeiten werfen immer noch die Stadt in ihrer Entwicklung zurück.“
Vor
allem die Arbeitslosigkeit und die organisierte Kriminalität, die Camorra, lasten
auf der Stadt:
„Das soziale, zivile und politische Leben ist niemals anständig
organisiert worden. Es gibt das Problem der Arbeitslosigkeit und der organisierten
Kriminalität, das heißt der Camorra, eben weil es keine Arbeit gibt. Wenn es keine
Arbeit gibt, springt die Camorra ein, das man auch als soziales System bezeichnen
könnte, das Arbeit verschafft, wo der Staat nicht hinkommt. Wir hoffen natürlich hier
auf eine Lösung des Problems. Es ist letztlich ein strukturelles Problem, und es wären
tief greifende Maßnahmen notwendig. Aber es ist auch die Frucht einer Mentalität,
die es immer noch gibt, und die anders werden muss. Diese Mentalität des Pulcinella,
dieses neapolitanischen Clowns, der sich „arrangiert“, der das Leben nicht ernst nimmt
und in den Tag hinein lebt. Man liebt dieses romantische Bild des Lebenskünstlers,
aber diese Mentalität ist für Neapel nicht gut, sie war es nie und wird es auch niemals
sein.“
Dass der Papst nach Neapel kommt, ist ein bisschen auch das Verdienst
der Pfarrjugend von San Castrese, so Don Giovanni:
„Ostermontag 2006 sind
Jugendliche unserer Pfarrei nach Castel Gandolfo zum Regina Caeli gefahren und haben
ein Transparent dabei gehabt, auf dem in deutsch stand ‚Neapel erwartet dich’, und
damals hat der Papst geantwortet „Ich danke den neapolitanischen Jugendlichen, wir
sehen uns in Neapel’ und in der Tat: In danach hieß es überall, einige Jugendliche
der Pfarrei San Castrese aus Neapel haben den Papst nach Neapel eingeladen.“
Kardinal
Crescenzio Sepe leitet das Erzbistum mit 1,7 Millionen Katholiken seit Juli 2006.
Seine Diözese ist Gastgeberin für das Treffen der Weltreligionen, das von Sonntag
bis Dienstag dauert. Die von der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio organisierte
Begegnung nach dem Vorbild der Friedensgebete von Assisi steht unter dem Motto „Für
eine gewaltfreie Welt - Religionen und Kulturen im Dialog“.
Zu den Teilnehmern
zählen Metropolit Kyrill als Vertreter des Moskauer Patriarchats, der anglikanische
Primas Rowan Williams und der Rektor der Kairoer El-Azhar-Universität, Ahmed El-Tayyeb.
An Vertretern aus der Politik werden die kanadische Generalgouverneurin Michaelle
Jean, Tansanias Präsident Jakaya Mrisho Kikwete, Staatspräsident Giorgio Napolitano
aus Italien sowie mehrere Minister aus dem In- und Ausland erwartet.