Eine Sozialistin beim
Papst: Benedikt XVI. hat heute Morgen Chiles Staatspräsidentin Michelle Bachelet in
Audienz empfangen. Das Gespräch dauerte nach Angaben des Vatikan rund 40 Minuten und
verlief in herzlicher Atmosphäre. Als Gastgeschenk überreichte die Präsidentin dem
Papst eine geschnitzte Skulptur, die eine chilenische Festszene darstellt, und drei
Bände über bedeutende Kirchen Chiles. Gegenüber Radio Vatikan sagt die Staatschefin
aus Chile nach dem Treffen:
"Das Treffen mit Papst Benedikt war für uns
eine gute Möglichkeit, ihm alle unsere Bemühungen zu erläutern, wie der Staat mit
der Kirche zusammenarbeiten kann. Die katholische Kirche hat eine wichtige Rolle gespielt,
als es in unserer Geschichte heikle Momente gab. Sie hat sich für die Demokratie bei
uns eingesetzt. Ich habe ihm auch mitgeteilt, dass wir alle - ob jung oder alt - zuversichtlich
in die Zukunft blicken."
Im Mittelpunkt der Gespräche standen vor allem
die großen Herausforderungen Chiles, so Bachelet.
"Wir haben ein sehr tiefgreifendes
Gespräch über aktuelle Probleme gehalten. Es ging darum, wie ein Land sich weiter
entwickeln kann, ohne seine religiöse Wurzeln zu verlieren. Das ist ein Dilemma der
heutigen Zeit. Die Herausforderungen betreffen vor allem die Familien. Ich denke aber,
eine enge Zusammenarbeit mit der Kirche kann jegliche sozialen Probleme in unserem
Land besser in den Griff bekommen und zu einer wirtschaftlich und sozial gesicherten
Zukunft beitragen."
Bachelet ist seit dem 11. März 2006 als erste Frau
Präsidentin des südamerikanischen Landes. Sie spricht unter anderem auch Deutsch.
Der Putsch des General Augusto Pinochet am 11. September 1973 leitete eine 17-jährige
Diktatur und radikale marktorientierte Wirtschaftsreformen ein. Seit 1988 befindet
sich Chile im Übergang zu einer Demokratie. (rv 18.10.2007 mg)