--- Papst ernennt neue Kardinäle --- Roter Hut für einen Deutschen ----
Die Kirche bekommt
neue Senatoren: Papst Benedikt hat heute 23 neue Kardinäle ernannt. Unter ihnen ist
auch der aus dem Erzbistum Paderborn stammende deutsche Kurien-Erzbischof Paul Josef
Cordes. Auch nach Bagdad vergibt der Papst einen Roten Hut. Das feierliche Konsistorium
berief er für den 24. November ein, für den Vortag des Christkönigsfestes.
Übersicht:
Die neuen Kardinäle.
"Ich habe die Freude, für den kommenden 24. November
ein Konsistorium anzukündigen" - so sprach Papst Benedikt heute auf dem Petersplatz
aus, was viele Journalisten in den letzten Wochen schon fleißig spekuliert hatten.
Vor den Besuchern der Generalaudienz verlas Benedikt die Namen von achtzehn Kirchenmännern,
die bei einem Konklave wahlberechtigt wären, weil sie die entsprechende Altersgrenze
noch nicht überschritten haben. Die stärkste Gruppe unter den neuen Purpurträgern
machen - wieder einmal - die Italiener aus: Comastri, Farina, Bagnasco und Lajolo
- letzterer ist den Deutschen gut bekannt, weil er lange Nuntius in Deutschland war.
Beinahe zur italienischen Gruppe hinzuzählen könnte man den künftigen Kardinal Sandri,
einen Italo-Argentinier. Viele der wahlberechtigten künftigen Kardinäle kommen aus
anderen Ländern Europas: Zwei aus Spanien, je einer aus Frankreich, Polen, Irland
und Deutschland. Mit dem Sauerländer Paul Josef Cordes erhebt Benedikt XVI. den langgedientesten
Chef eines Vatikan-Ministeriums in den Kardinalsstand: Der 73-Jährige arbeitet seit
27 Jahren an der "Curia Romana". Bei den Nicht-Europäern: Zwei Amerikaner, einer
davon ist der langjährige Leiter des Päpstlichen Medienrates, John Foley. Zwei Afrikaner:
Erzbischöfe aus dem Senegal und Kenia. Drei Lateinamerikaner: Erzbischöfe aus Argentinien,
aus Mexiko und aus Brasilien. Hier trifft`s den deutschstämmigen Benediktiner Odilo
Pedro Scherer, Erzbischof von Sao Paolo. Der einzige Asiate unter den künftigen wahlberechtigten
Kardinälen ist der Erzbischof von Bombay. Benedikt XVI. vergab den Roten Hut aber
auch an mehrere Kirchenmänner, die die Altersgrenze für ein Konklave schon überschritten
haben. Der Wichtigste von ihnen: Patriarch Emmanuel III. Delly, chaldäischer Patriarch
von Bagdad im Irak. Hier setzt Benedikt den politischen Akzent des nächsten Konsistoriums.
Die
detaillierte Liste der neu ernannten Kardinäle finden Sie an anderer Stelle unserer
Homepage.
So kommentierte der Papst selbst seine Ernennungen:
"Die
neuen Purpurträger kommen aus verschiedenen Teilen der Welt. In ihren Reihen spiegelt
sich die Universalität der Kirche wieder, in der Vielfalt ihrer Dienste: neben Prälaten,
die gute Arbeit am Heiligen Stuhl geleistet haben, sehen wir da Oberhirten, die sich
in direktem Kontakt mit den Gläubigen engagieren. Auch noch andere, mir sehr nahestehende
Personen würden die Erhebung in den Kardinalsstand verdienen. Ich hoffe, auch in Zukunft
die Möglichkeit zu haben, ihnen und ihren Ländern auf diese Weise meine Wertschätzung
und Nähe zu zeigen."
Roter Hut für einen Deutschen
Deutschland
hat einen neuen Kardinal: Erzbischof Paul Josef Cordes erfuhr von seiner neuen Würde
auf einer Reise nach Russland in seiner Eigenschaft als Präsident des Päpstlichen
Hilfswerks Cor Unum. Außer Cordes gibt es derzeit sechs Kardinäle aus Deutschland:
Den Altöttinger Benediktiner und Kurienkardinal Paul Augustin Mayer, 96 Jahre alt.
Außerdem gibt es folgende noch wahlberechtigte Kardinäle: Friedrich Wetter aus München,
den Leiter des Ökumene-Rates Walter Kasper, den Kölner Erzbischof Joachim Meisner,
den Berliner Erzbischof Georg Sterzinsky und den Mainzer Bischof und Vorsitzenden
der Deutschen Bischofskonferenz Karl Lehmann (71). Zum neuen Kardinal aus Paderborn
bzw. Rom: Birgit Pottler.
Cordes, der seit 27 Jahren an der Kurie arbeitet,
ist der dienstälteste Deutsche im Vatikan. Als Leiter des Rates Cor unum ist er für
die Entwicklungspolitik des Vatikan verantwortlich. Für das Erzbistum Paderborn ist
es die dritte Kardinalsernennung in nur fünf Jahrzehnten. Cordes wurde im September
1934 im sauerländischen Kirchhundem geboren. Nach dem Abitur begann er zunächst mit
dem Medizinstudium in Münster. Nach zwei Semestern wechselte er zur Theologie, die
er in Paderborn und Lyon studierte. Die Priesterweihe erhielt er 1961. 1972 berief
ihn Kardinal Julius Döpfner als Referent für pastorale Fragen ins Sekretariat der
Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. Drei Jahre später ernannte ihn Papst Paul VI.
zum Weihbischof in Paderborn. 1980 holte ihn der neue Papst Johannes Paul an den Päpstlichen
Rat für die Laien nach Rom. Damit war er der erste Deutsche dieses Pontifikates an
der römischen Kurie - noch vor Joseph Ratzinger, der bald darauf an den Vatikan kam.
1995 wurde Cordes Erzbischof und Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“. Hier
koordiniert er die kirchlichen Hilfswerke und zwei zwei karitative Stiftungen, eine
für die Lateinamerika-Hilfe und eine für die Sahelzone.
Was ist ein Kardinal?
Kardinal
(lat. cardo = Türangel, im Angelpunkt stehend) ist ein vom Papst verliehener Titel,
der den Träger zur Papstwahl berechtigt und ihn zur besonderen Mitverantwortung an
der Gesamtleitung der Kirche verpflichtet. Vornehmste Aufgabe der Kardinäle ist
seit dem Jahr 1179 die Wahl des Papstes. Wahlberechtigt sind jedoch nur jene Kardinäle,
die jünger als 80 Jahre sind. Durch die Ernennung zum Kardinal werden die Verdienste
eines Bischofs oder eines Mitglieds der Päpstlichen Kurie gewürdigt. In vielen Fällen
ist ein bedeutender Bischofssitz traditionell mit der Kardinalswürde verbunden; in
Deutschland beispielsweise die Erzbistümer Köln, München-Freising und Berlin. Ein
Kardinal braucht nach dem Kirchenrecht lediglich zum Priester geweiht zu sein und
soll sich "in Glaube, Sitte, Frömmigkeit sowie durch Klugheit in Verwaltungsangelegenheiten"
auszeichnen. Wer Kardinal wird, bestimmt allein der Papst, ohne Mitwirkung der Bistümer.
In der Regel ernennt ein Papst mehrmals während seines Pontifikats mehrere Kardinäle
auf einmal. Kardinäle werden vom Papst auf Lebenszeit ernannt und feierlich in
einem Konsistorium „kreiert“. Ein Konsistorium (lateinisch: Versammlungsort) war im
Römischen Reich die Bezeichnung des Ortes, an dem der Kaiser mit seinem Rat bzw. Obersten
Gericht zusammentrat. In der frühen christlichen Kirche hießen die Behörden der bischöflichen
Gerichtsbarkeit Konsistorien. Aus ihnen entwickelte sich später das Kardinalkollegium.
Bislang hat unter dem Pontifikat von Papst Benedikt XVI. nur ein einziges Konsitorium
im März 2006 stattgefunden, bei dem 15 Kardinäle kreiert wurden. Seit 1630 führen
Kardinäle den Titel „Eminenz“. Zur Amtstracht gehört der purpurrote Kardinalsrock,
dessen Farbe die Treue zum Papst bis hin zum Blutvergießen symbolisieren soll. Der
Titel „Kardinal“ wird zwischen Vor- und Nachnamen geführt. Ursprünglich stand
das Wort Kardinal für einen an einer Hauptkirche - auch außerhalb Roms - tätigen Geistlichen,
später dann für den Vorsteher einer römischen Kirche. In dieser Tradition und um seine
Verbundenheit mit dem Heiligen Stuhl deutlich zu machen, hat jeder Kardinal in Rom
eine Titelkirche. Die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle ist auf höchstens 120 beschränkt.
Derzeit gibt es weltweit 182 Kardinäle, 105 unter ihnen sind jünger als 80 Jahre.