Der katholisch-orthodoxe
Dialog scheint zu scheitern. Der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche ist
gestern zu einer Sitzung zusammengetreten, um über innerorthodoxe Streitfragen und
den theologischen Dialog mit dem Vatikan zu beraten. Hintergrund der Beratungen ist
der Streit bei der Suche nach einer gemeinsamen orthodoxen „Stimme“ im ökumenischen
Dialog mit der katholischen Kirche. Diese Woche findet die 10. Vollversammlung der
Dialogkommission für den Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche in Ravenna
statt. Der Experte für Orthodoxie in Russland und Autor des Buches „Kreuz und Kreml“,
Thomas Bremer, glaubt nicht an einen Tiefpunkt im Dialog zwischen den Kirchen.
„Das
würde ich nicht überbewerten, weil ich glaube, dass man auf katholischer Seite sehr
deutlich sieht, dass es sich um ein innerorthodoxes Problem handelt. Übrigens, beim
letzten Treffen dieser gemischten Kommission, die sich gerade in Ravenna trifft, und
zwar vor einem Jahr in Belgrad, gab es auch eine kleine innerorthodoxe Auseinandersetzung
zwischen Moskau und Konstantinopel. Damals hatte Kardinal Kasper sehr deutlich gesagt,
dass dies eine Frage ist, in die sich die katholische Kirche nicht einmischt und nichts
zu sagen hätte. Umgekehrt würden wir das auch nicht gut finden, wenn wir aus orthodoxen
Kirchen Vorschläge bekommen würden, wie wir unsere eigenen Probleme und Streitigkeiten
lösen sollten.“
Konkret hatte die russisch-orthodoxe Delegation den Ausschluss
der „Estnischen Apostolischen Kirche“ von den Beratungen in Ravenna gefordert. Diese
Kirche wird von Moskau nicht anerkannt, …
„…weil aus Moskauer Sicht, jene
Kirche eine unkanonische Kirche sei. Der Hintergrund des Streits ist eine Auseinandersetzung
um Jurisdiktion und kanonisches Territorium der Orthodoxie, also zwischen Moskau und
Konstantinopel, wie es in einigen anderen Gebieten auch schon vorgekommen ist und
immer noch gibt. Beispielsweise gab es einmal einen Streit in Ungarn. Und es gibt
eine Auseinandersetzung, die nicht ganz auf dieser Linie ist, aber sich so entwickeln
könnte, und zwar in der Ukraine aber auch in einigen anderen Ländern. Die Frage lautet
immer gleich: Wer ist verantwortlich für die Orthodoxen in Ländern, die keine Orthodoxe
Bevölkerungsmehrheit haben?“
Wie der Vertreter der russisch-orthodoxen
Kirche, Bischof Hilarion Alfejew, gegenüber „Kathpress“ sagte, wolle sich der Moskauer
Heilige Synod mit einer Erklärung zu den beiden Themen „Estlandkonflikt“ und „Dialog
mit dem Vatikan“ äußern. Die Erklärung solle im Laufe der nächsten Tage veröffentlicht
werden. Im Herder-Verlag erschienen: Thomas Bremer, Kreuz und Kreml. Kleine Geschichte
der orthodoxen Kirche in Russland. (rv/kap 13.10.2007 mg)