Fast 140 islamische
Theologen und Religionsgelehrte aus aller Welt haben in einem gemeinsamen Brief an
christliche Führer, darunter den Papst, zum Dialog aufgerufen. Das Schreiben, das
in dieser Form ohne Beispiel in der Geschichte ist, geht von einem jordanischen islamischen
Dialog-Studienzentrum aus. Der anglikanische Primas Rowan Williams begrüßt ihn in
einer ersten Stellungnahme als "klares Bekenntnis zum Potential für eine Verbesserung
des Dialogs und gemeinsamen Handelns". Jetzt kommen auch erste Reaktionen von katholischer
Seite. Freudig überrascht zeigt sich Erzbischof Michael Fitzgerald, lange der Dialog-Beauftragte
des Papstes und jetzt Nuntius in Kairo. "Ich glaube, das ist eine interessante Ausweitung
des früheren Briefes, den 36 islamische Gelehrte und Führer letztes Jahr nach der
Regensburger Rede des Papstes geschrieben haben. Interessant, dass jetzt eine viel
größere Zahl von islamischen Vertretern einen solchen Brief unterschrieben haben -
ein interessanter Schritt. Ich hoffe, die islamische Seite wird dem jetzt vielleicht
auch eine Einladung zum Gespräch folgen lassen. Ich hoffe, dass sie es nicht bei einem
gemeinsamen Wort beläßt, sondern jetzt einen konkreten Schritt tut,um Christen und
Moslems einander näherzubringen." Fitzgerald lobte die Arbeit des Aal al Bayt-Instituts
für islamisches Denken in Amman. Es habe sich früher sehr für den christlich-islamischen
Dialog engagiert; mittlerweile lege es den Schwerpunkt aber etwas anders, indem es
versuche, die islamische Welt untereinander zu einen. Auch der jetzige Dialog-Verantwortliche
des Vatikans, Kardinal Jean-Louis Tauran, nennt den Brief aus Amman ein "sehr ermutigendes
Zeichen". Guter Wille und Gespräch könnten auch noch das "hartnäckigste Vorurteil"
überwinden, meinte Tauran zu Radio Vatikan. Der Dialog-Brief aus der islamischen Welt
sei auch deswegen "neu", weil er sowohl von Sunniten wie von Schiiten unterschrieben
worden sei. (rv 12.10.2007 sk)